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Bundesliga nimmt Abschied vom «Pionier des modernen Spiels»

Christoph Daum war eine der schillerndsten Figuren des deutschen Profifußballs. Er starb am Samstag nach langem Kampf gegen den Krebs. Die einstigen Weggefährten trauern.
Christoph Daum
Christoph Daum (m.) mit Rudi Völler (l.) und Rainer Calmund (r.)
Christoph Daum (r.)

Der deutsche Fußball trauert um einen der bedeutendsten Trainer der Bundesliga-Geschichte. «Christoph Daum hat den deutschen Fußball maßgeblich geprägt», sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Sonntag über den langjährigen Vereinstrainer, der am Samstag nach langem Kampf gegen den Krebs im Alter von 70 Jahren starb. Zahlreiche langjährige Weggefährten äußerten sich emotional und nachdenklich über den von Neuendorf als «Pionier des modernen Spiels» gewürdigten Daum.

«Der Verlust meines Freundes Christoph Daum hinterlässt mich tieftraurig», sagte der langjährige Bundesliga-Manager Rainer Calmund, der mit Daum bei Bayer Leverkusen eine Ära geprägt hatte, der Deutschen Presse-Agentur. Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern, äußerte: «Christoph Daum ist sein ganzes Leben keinem Disput aus dem Weg gegangen, aber wir beide haben vor langer Zeit unseren Frieden gemacht, und die Nachricht von seinem Tod macht auch mich sehr betroffen.»

Der lange Kampf gegen den Krebs

Daum sei «friedlich im Kreise seiner Familie verstorben», teilte diese der Deutschen Presse-Agentur mit. Seit Herbst 2022 hatte er gegen die Krankheit gekämpft. Er zog sich zunächst aus der Öffentlichkeit zurück, kurz darauf änderte sich das aber wieder. Daum gab wieder Interviews, er setzte sich in Talkshows. «Der Krebs hat sich den falschen Körper ausgesucht», lautete seine Kernbotschaft.

«Christoph Daum war ein großer Trainer und eine starke Persönlichkeit – häufig streitbar, immer innovativ», sagte Hans-Joachim Watzke, Sprecher des Präsidiums der Deutschen Fußball Liga und Vorsitzender der Geschäftsführung von Borussia Dortmund. «Trotz seiner Erfolge im Ausland ist er stets ein Kind der Bundesliga geblieben. Christoph Daum hat einen langen, mutigen Kampf gegen den Krebs geführt.»

Daum war auch während seiner Trainerkarriere ein Kämpfer, der sich weigerte, aufzugeben. «Nicht nur seine Spieler konnte er immer wieder zu Höchstleistungen motivieren – als öffentlicher Kämpfer gegen seine Krebserkrankung hat er in den vergangenen Jahren unzähligen Menschen Mut gemacht», sagte DFL-Geschäftsführer Marc Lenz.

Erfolge und Kampfansagen

Prägend waren Daums Kampfansagen an den FC Bayern und dessen Manager Uli Hoeneß als Ende der 1980er Jahre noch junger und unbekannter Trainer des 1. FC Köln. Mit dem VfB Stuttgart feierte Daum 1992 die deutsche Meisterschaft. Er habe «wie nur wenige ganz und gar für den Fußball gelebt. Seine vielen Erfolge sprechen dabei für sich», sagte der heutige Vorstandsvorsitzende des VfB, Alexander Wehrle.

Kurz nach dem Titel mit Stuttgart verspielte Daum durch einen Wechselfehler die Qualifikation für die Champions League. Ende der 1990er Jahre folgten erfolgreiche Jahre bei Bayer Leverkusen mit Rudi Völler als Sportdirektor und Calmund als Manager. «Christoph konnte Menschen mitreißen, sie begeistern für ein Ziel, sie darauf ausrichten und dorthin führen», sagte der heutige DFB-Sportdirektor Völler.

Die Bundestrainer-Wende

Ein folgenschwerer Einschnitt war die Kokain-Affäre im Jahr 2000, die den damaligen Leverkusen-Trainer den Sprung auf den Posten des Bundestrainers kostete. Daums Pressekonferenz, während der er die freiwillige Abgabe einer Haarprobe ankündigte, um die Vorwürfe zu entkräften («Ich tue dies, weil ich ein absolut reines Gewissen habe»), ist ebenso unvergessen wie die innovativen Motivationstechniken bei seinen Clubs. 

«Der deutsche Fußball trauert um einen besonderen, nicht unumstrittenen Trainer, der aber fähig war, aus seinen Fehlern zu lernen», sagte Völler, der statt Daum damals als Teamchef die Nationalmannschaft übernommen hatte.

Das Karriereende bedeutete die Affäre für Daum aber noch lange nicht. Er feierte weitere Titel in Österreich und der Türkei, in Deutschland führte den 1. FC Köln zurück in die Bundesliga und hielt ihn dort. «Christoph Daum war nicht nur zweimal Trainer bei uns, sondern hat sich in der Bundesliga einen Legenden-Status erarbeitet mit seinem unbändigen Ehrgeiz», sagte FC-Präsident Werner Wolf.

© dpa ⁄ Nils Bastek und Jan Mies, dpa
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