Die Deutsche Fußball Liga (DFL) kann nach dem vom Streamingdienst DAZN ausgelösten Auktionsstopp bei der Fernsehrechte-Vergabe kein eigenes Verschulden erkennen.
«Die DFL hat keinen Formfehler im laufenden Auktionsverfahren gemacht. Die Vorwürfe von DAZN sind unzutreffend und werden von der DFL zurückgewiesen. Zu weiteren Details des Verfahrens wird die DFL mit Rücksicht auf die von allen Seiten - auch DAZN - vereinbarten und bindenden Verschwiegenheitsregeln derzeit keine Stellung nehmen», teilte die DFL mit.
Zuvor hatte der Ligaverband bestätigt, die Auktion zum Verkauf der TV-Rechte gestoppt zu haben. Hintergrund der bislang einmaligen Aktion ist laut «Bild» und «Frankfurter Rundschau» eine Beschwerde von DAZN. Der Bieter habe demnach einen Brief an die beiden DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel sowie die Vereine verschickt und schwere Vorwürfe erhoben. Die Geschäftsleitung wiederum informierte die Vereine über die Unterbrechung.
Möglicher Verstoß gegen Kartellrecht
DAZN hat nach eigenen Angaben beim Wettbieten um das Paket B das höchste Angebot abgegeben, sollte aber kurzfristig eine Bankgarantie liefern. Das Unternehmen hat, wie es in einem Brief an die DFL-Geschäftsleitung und die 36 Clubs schreibt, wie bei der bisher letzten Ausschreibung «eine harte Patronatserklärung abgegeben».
B ist das größte Rechtepaket mit den Spielen am Samstag um 15.30 Uhr und am Freitagabend sowie den Relegations-Partien. Dieses Paket enthält insgesamt 196 Live-Spiele. DAZN bekam im Wettbieten mit Sky nicht den Zuschlag, trotz des nach Ansicht des Unternehmens «finanziell überlegenen Angebots».
Das verstoße gegen deutsches und europäisches Kartellrecht, schrieb DAZN weiter. Das Streaming-Unternehmen hat deshalb das Bundeskartellamt eingeschaltet, das die Ausschreibung genehmigt hat und auch überwacht. «Die Beteiligten haben in der Angelegenheit Kontakt zu uns aufgenommen. Zu dem laufenden Vorgang nehmen wir derzeit nicht Stellung», hieß es dazu vom Bundeskartellamt.
Medien-Experte sieht mehrere DFL-Probleme
Der Medien-Wissenschaftler Michael Schaffrath sieht nach dem Stopp der TV-Rechte-Auktion mehrere Probleme für die Deutsche Fußball Liga. «Nach dem geplatzten Investorendeal produziert die DFL erneut eigenartig irritierende Schlagzeilen», sagte der Professor der Technische Universität München der Deutschen Presse-Agentur.
«Jenseits der Frage, ob die DFL oder DAZN mit der jeweiligen Darstellung recht hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass dies den 36 Proficlubs, für die ja die DFL die Rechte verhandelt, wirklich gefällt. Und dass dies nun in aller Öffentlichkeit diskutiert wird, ist sicher kein Beleg für ein professionelles Kommunikationsmanagement und schadet zweifellos dem Image.»
Der Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation sieht aber noch weitere Schwierigkeiten. «Langwierige juristische Auseinandersetzungen wären fatal und kontraproduktiv für den gesamten Ausschreibungsprozess, denn sowohl die Sender als auch die DFL brauchen zügig Planungssicherheit», sagte Schaffrath.