Wirklich leidenschaftlich fiel der Jubel der Dortmunder nicht aus. Mehr abgekämpft als euphorisch beglückwünschten sich die BVB-Profis nach dem Schlusspfiff zum 4:2 (1:2)-Arbeitssieg im kleinen Revierderby gegen den VfL Bochum. Nur mit großer Mühe hatten sie eine weitere peinliche Niederlage abgewendet - fünf Tage nach dem vieldiskutierten Auftritt in Stuttgart (1:5) bewies das Team von Trainer Nuri Sahin Moral.
Nach den beiden frühen Gegentoren von Matus Bero (16. Minute) und Dani de Wit (21.) drohte dem BVB vor 81 365 Zuschauern der nächste empfindliche Rückschlag. Doch dank der Treffer von Serhou Guirassy (44./75.), Emre Can (61./Foulelfmeter) und Felix Nmecha (81.) gelang zumindest für einen Tag der Sprung auf Rang zwei in der Tabelle der Fußball-Bundesliga.
«Keiner hier im Stadion wusste genau, was am Anfang passiert. Wir liegen auf einmal 0:2 hinten», sagte Can beim Streamingdienst DAZN. «Hier bei uns im Stadion mit den Fans ist immer alles möglich, das haben wir heute wieder gezeigt. Aber das darf nicht erst nach einem 0:2 anfangen.» Das Team habe «Charakter gezeigt».
Dagegen hält beim Reviernachbarn das Warten auf den ersten Saisonsieg an. Schon in der vergangenen Saison war dem VfL der Premierenerfolg erst am 10. Spieltag gelungen. «Das Tor vor der Halbzeit hat uns ein bisschen gekillt», sagte Anthony Losilla.
Schwacher Beginn des BVB
Der Wille zur Wiedergutmachung war bei der Borussia zu Beginn zwar erkennbar, führte aber zu sichtlicher Verkrampfung. Zwar übernahm der BVB auch ohne den angeschlagenen Marcel Sabitzer früh die Regie, trat dabei aber nicht wirklich zwingend auf. Nur bei einem Kopfball von Karim Adeyemi, den VfL-Torhüter Patrick Drewes reaktionsschnell parierte, war der BVB der Führung nahe (11.).
Dagegen untermauerten die Bochumer, die nur zwei der vergangenen sechs Duelle seit dem Wiederaufstieg mit dem Revierr-Rvalen verloren, den Ruf, ein BVB-Angstgegner zu sein. Mit einem sehenswerten Konter deckten sie die Schwächen in der BVB-Deckung schonungslos auf und belohnten sich gleich bei ihrem ersten gefährlichen Angriff mit der Führung. Nach einem Doppelpass mit Angreifer Philipp Hofmann traf Bero mit einem strammen Schuss ins kurze Eck.
Dieser Rückstand hinterließ beim Gastgeber mächtig Wirkung. Nur fünf Minuten später folgte der nächste Dämpfer. Auslöser war ein riskanter Rückpass von Nico Schlotterbeck, dessen Verarbeitung BVB-Schlussmann Gregor Kobel Probleme bereitete. Nutznießer war Mittelfeldspieler de Wit, der den Ball ohne Probleme ins leere Tor beförderte. Als dann auch noch VfL-Angreifer Myron Boadu frei auf Kobel zulief, aber die große Chance zur 3:0-Führung des Außenseiters ausließ, gab es erstmals Pfiffe von den Tribünen (33.).
Guirassy leitet die Wende ein
Alle Versuche der Borussia, eine schnelle Wende einzuleiten, blieben zunächst erfolglos. So beförderte Julian Brandt den Ball nach schönem Zuspiel von Guirassy in aussichtsreicher Position über das Tor (39.). Und doch schöpfte der BVB noch vor der Pause neue Hoffnung. Eine Flanke von Brandt von der rechten Seite setzte Guirassy per Kopf ins Tor.
Auch nach Wiederanpfiff bemühte sich der BVB um Schadensminimierung. Der Druck auf die nun nur noch auf Torsicherung bedachten Bochumer wuchs kontinuierlich an. Ein Foul des ehemaligen Dortmunders Felix Passlack an Guirassy im Strafraum bescherte der Borussia den Ausgleich. Den fälligen Elfmeter verwandelte Can gewohnt sicher.
In einer dramatischen Schlussphase krönte der BVB seine Aufholjagd. Nach Pass von Adeyemi traf Guirassy aus kurzer Distanz zur Führung. Ein Fernschuss des eingewechselten Nmecha, der VfL-Keeper Drewes durch die Hände glitt, versetzte dem lange Zeit tapferen VfL den Knockout.