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Rheinland-Pfalz will Regionen-Partnerschaften ausbauen

Die Europaskepsis ist groß, Vorurteile grassieren. Gerade in solchen Zeiten sind grenzüberschreitende Begegnungen wichtig. Landtagspräsident Hering will genau hier ansetzen.
Landtagspräsident Hendrik Hering
Kein anderes Bundesland hat ein solches Netzwerk für Regionen-Partnerschaften wie Rheinland-Pfalz, sagt Landtagspräsident Hendrik Hering. (Archivbild) © Andreas Arnold/dpa

Der rheinland-pfälzische Landtag will die Partnerschaften mit den Regionen Burgund-Franche-Comté in Frankreich, Oppeln in Polen und Mittelböhmen in Tschechien intensivieren. Es gehe darum, für Europa zu begeistern, das sei gerade in der heutigen Zeit wichtig, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. 

Wünschenswert seien beispielsweise noch mehr Schulpartnerschaften insbesondere mit den Regionen Oppeln und Mittelböhmen, sagte Hering. Vorangetrieben werden solle auch der Austausch junger Menschen, darunter Auszubildende. Der Landtagspräsident verwies auf das neue Projekt «Regionenbotschafter» mit Burgund-Franche-Comté. Ähnlich einem freiwilligen sozialen Jahr arbeiten Freiwillige aus beiden Regionen mehrere Monate zunächst in ihrem Heimatparlament und wechseln dann in das Parlament der Partnerregion. Wünschenswert sei eine Ausweitung auf die Woiwodschaft Oppeln und auf Mittelböhmen. 

Neue Projekte

Neu an den Start gehen soll in diesem Herbst ein Austausch mit einer deutschsprachigen Kita in der Partnerregion Oppeln. Dabei soll ein Mensch aus Rheinland-Pfalz für ein halbes oder ein Jahr dorthin vermittelt werden, der als zusätzliche Kraft bei der Vermittlung der deutschen Sprache in der Kita mithelfen soll. Vom Landtag Rheinland-Pfalz gebe es 500 Euro monatlich, die Region Oppeln stelle eine Wohnung. 

Grundsätzlich seien die Voraussetzungen in Rheinland-Pfalz für einen Ausbau der Regionen-Partnerschaften sehr gut. Die seit 1962 bestehende Partnerschaft mit Burgund-Franche-Comté sei die älteste dieser Art in Europa. Darüber hinaus gebe es seit 2018 mit dem Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz/4er-Netzwerk ein übergreifendes Netzwerk für alle drei Regionen-Partnerschaften, quasi ein Dachverband für Partnerschaften zwischen Kommunen, Verbänden, Institutionen und Schulen. Der Verband hat laut Landtag mittlerweile rund 550 Mitglieder (Stand: Ende 2023), seit 2018 wurden ungefähr 40 neue Mitglieder gewonnen. Solch ein Zuwachs sei schon etwas Besonderes, sagte Hering. 

Dem Landtag zufolge gibt es 150 Partnerschaften mit Kommunen in Burgund-Franche-Comté, 25 mit welchen in der Woiwodschaft Oppeln sowie zwei mit Kommunen der Region Mittelböhmen. Insbesondere bei der Partnerschaft mit der tschechischen Region sieht Hering noch viel Potenzial. Viel hänge von einzelnen Menschen und Strukturen vor Ort ab. 

Azubis treffen sich in Mainz

Hering sagte, während Studierende zahlreiche Möglichkeiten für Aufenthalte im Ausland hätten, sei das für Auszubildende schwieriger. Gerade in dieser Gruppe zeige sich aber eine vergleichsweise große Skepsis gegenüber Europa. Seit Jahren würden daher Treffen von Auszubildenden gleicher oder vergleichbarer Berufe organisiert. Darauf solle auch in den kommenden Jahren ein Fokus gelegt werden, betonte Hering. 

In dieser Woche kommen in Mainz Azubis und Berufseinsteiger aus den Branchen Musik, Gastronomie, Journalismus und Kommunikation aus den vier Regionen zusammen. Am Mittwoch (28. August) wird der Landtagspräsident mit angehenden Köchen kochen. Bei solchen Begegnungen helfe der gemeinsame Beruf über andere Hürden hinweg, sagte Hering. «Die Sprache ist dann gar nicht mehr das Problem.» 

Die Idee hinter solchen Austauschprojekten mit Jugendlichen ist laut Hering auch, Nachwuchs für die Organisation von Städtepartnerschaften zu finden. Für die brauche es viel ehrenamtliches Engagement und zahlreiche ältere Helfer dürften in den kommenden Jahren aufhören. Ehrenamtliche, gleich welchen Alters, müssten gezielt unterstützt werden, sagte Hering und verwies auf die Möglichkeit einer Kofinanzierung zivilgesellschaftlicher Projekte mit Geld des Partnerschaftsverbandes, aber auch des Deutsch-Französischen Bürgerfonds. 

Hering: «Das Analoge darf man nicht unterschätzen»

Unterstützung könne bei auf den ersten Blick banalen Dingen wie der Bezahlung von Lizenzen für Videokonferenzen anfangen. 2023 wurden nach Angaben des Landtages 103 Projekte mit rheinland-pfälzischer Beteiligung mit einer durchschnittlichen Förderung von knapp 3.800 Euro von dem Bürgerfonds bewilligt. Die Zahl der geförderten Projekte in Rheinland-Pfalz habe sich in den vergangenen vier Jahren vervierfacht. 

Neben aller Vernetzung in sozialen Netzwerken profitierten solche Partnerschaften von direkten Begegnungen, sagte Hering. Diese seien während der Corona-Pandemie zu kurz gekommen. In Polen habe er selbst erlebt, wie persönliche Begegnungen gegen von der früheren und mittlerweile abgewählten nationalkonservativen PiS-Regierung in Warschau geschürte Ressentiments gegen Deutschland geholfen hätten. «Das Analoge darf man nicht unterschätzen», sagte Hering. Persönliche Begegnungen prägten Menschen. 

 

 

 

© dpa
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