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Zeugen im Polizeischüsse-Prozess schildern Einsatzeskalation

Pfefferspray, Taser, Sekunden darauf fallen Schüsse: Aus Sicht von Zeugen ist der Einsatz um einen jungen, sich selbst mit einem Messer bedrohenden Flüchtling schnell aus dem Ruder gelaufen. Im Gerichtsprozess belasten ihre Aussagen die angeklagten Polizisten.
Prozess um tödliche Schüsse auf 16-jährigen Geflüchteten
Der angeklagte Polizeibeamte, der geschossen hat, sitzt neben seinem Anwalt im Landgericht. © Rolf Vennenbernd/dpa/Archivbild

Im Prozess um die tödlichen Polizeischüsse auf einen 16 Jahre alten Flüchtling in Dortmund haben Zeugen eine rasche Eskalation des Einsatzgeschehens geschildert. Zwei Mitarbeiter der Wohngruppe, in der der junge Senegalese Mouhamed Dramé im August 2022 mit fünf Schüssen aus einer Maschinenpistole der Polizei getötet worden war, wurden am Mittwoch vor dem Landgericht befragt. Nachdem die Polizeibeamten im Innenhof Position bezogen hatten, sei es schnell gegangen, bis die Schüsse fielen, schilderten beide. Auch das verlesene Protokoll des Notrufs macht deutlich: Zwischen dem Eintreffen der Polizeibeamten bei dem Jugendlichen und den Schüssen waren nur wenige Minuten vergangen.

Der Gruppenleiter hatte den Polizeinotruf angerufen, weil der 16-jährige Mouhamed Dramé mit einem Messer auf den Bauch gerichtet in einer Ecke des Innenhofs saß und nicht reagierte. Kurz zuvor hatte er den Angaben zufolge bei einem Gespräch in einer psychiatrischen Klinik Suizidgedanken geäußert, war aber wieder entlassen worden. Dies hatte der Zeuge der Leitstelle auch geschildert.

Laut Anklage war der 16-Jährige nach vergeblicher Ansprache zunächst mit Pfefferspray und Tasern angegangen worden, dann schoss ein Polizist mehrfach mit einer Maschinenpistole. Dem Schützen wird nun Totschlag vorgeworfen. Vier weiteren angeklagten Polizisten wird wegen des Einsatzes gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, ihrem Einsatzleiter Anstiftung zu dieser.

Laut der Aussage des Sozialarbeiters, der die eintreffenden Beamten vor der Einrichtung in Empfang nahm und in den Innenhof führte, sei der Einsatzplan noch vor dem Tor zum Hof vom Einsatzleiter vorgegeben worden: Reagiere der Jugendliche weiter nicht, solle Pfefferspray ihn aus der Reserve locken. Wenn das nicht funktioniere, gebe es die Taser. Zum späteren Schützen gewandt soll er dann gesagt haben: «Und sonst bist du unsere letzte Chance. Dann bist du unser Last Man Standing».

Eine weitere Angabe belastet die angeklagten Beamten: Nach dem Einsatz des Pfeffersprays habe Mouhamed sich «langsamen Schrittes» auf die Beamten zubewegt. «Er wirkte nicht aufgebracht, sondern eher desorientiert», beschrieb der Mitarbeiter der Jugendhilfeeinrichtung. Die Verteidigung des angeklagten Schützen gibt an, ihr Mandant habe sich von dem mit einem Messer Bewaffneten bedroht befühlt.

Bisher haben die Angeklagten vor Gericht keine Angaben gemacht. Er wolle die Zeugenaussagen vom Einsatzort abwarten, damit der komplexe Sachverhalt zunächst klarer und die Aussage seines Mandanten besser einzuordnen sei, sagte der Verteidiger des angeklagten Schützen am Rande des Prozesses. Fortgesetzt wird die Verhandlung am 31. Januar. Dann sollen zunächst einige Gutachten verlesen werden.

© dpa
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