Die gymnasiale Oberstufe in Nordrhein-Westfalen soll mit neuen Prüfungsformaten und einem fünften Abiturfach reformiert werden. Schulministerin Dorothee Feller kündigte am Mittwoch Pläne für zentrale Neuerungen an, die erstmals für Schüler und Schülerinnen gelten sollen, die im Sommer 2026 in die gymnasiale Oberstufe eintreten und 2029 ihre Abiturprüfungen ablegen. Das schwarz-grüne Kabinett habe den Eckpunkten am Dienstag zugestimmt.
Ein wichtiger Aspekt der geplanten Reform sei die Einführung von neuen, alternativen Abitur-Prüfungsformaten, sagte die CDU-Politikerin im Schulausschuss des Düsseldorfer Landtags. So könne es künftig etwa Präsentationsprüfungen im Abi geben - und das solle dann vorher vorbereitend in der gymnasialen Oberstufe eingeübt werden. Zudem gehe es darum, besondere Lernleistungen zu stärken. Geplant sei auch «die Möglichkeit von Ersatzklausuren durch alternative Formen der Leistungsüberprüfung». Mit den Neuerungen sei zwingend ein fünftes Abiturfach verbunden, das es in vielen Bundesländern teilweise schon länger gebe.
Ein Sprecher des Schulministeriums ergänzte auf dpa-Anfrage, mit Präsentationsprüfung sei gemeint, dass ein Thema selbst erarbeitet und dann in der Prüfung vorgestellt werde. Details der Reform würden nun auf Basis der Eckpunkte erarbeitet, Rechtsvorschriften entsprechend geändert. Die oppositionelle FDP sprach von guten Ansätzen «bei der Flexibilisierung der Leistungserbringung». Es handele sich um die «größte Oberstufenreform seit Jahrzehnten».
Hintergrund der Pläne
Die Bundesländer wollen das Abitur in Deutschland vergleichbarer machen. Als einen Schritt in diese Richtung hatte die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) im Frühjahr 2023 eine Reform der «Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung» beschlossen. Zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht 2017 von den Bundesländern eine bessere länderübergreifende Vergleichbarkeit bei den Abi-Noten gefordert. Feller sagte im Ausschluss, im Rahmen der KMK-Vorgaben habe NRW nun die Eckpunkte erarbeitet.
Laut Schulabteilungsleiter im Ministerium, Dirk Schnelle, handelt es sich bei einigen Punkten um «absolute Innovationen». In einer Mitteilung des Schulministeriums hieß es, für NRW sei eine «Balance zwischen Neuem und Bewährtem und zwischen Notwendigem und Gewünschtem» angestrebt.
Die geplanten Kernpunkte der Reform
Neue Abitur-Prüfungsformate wie Präsentationsprüfungen oder ein Format «Besondere Lernleistungen» sollen laut Ministerium auch wichtige Kompetenzen für einen späteren Beruf oder ein Studium abbilden. Um die Schülerinnen und Schüler darauf gut vorzubereiten, könnten Klausuren in der Oberstufe teilweise ersetzt werden durch andere, alternative Formen der Leistungsüberprüfung. Zu den wesentlichen Elementen der Neuerung gehöre auch, dass die Dauer von Klausuren in der Abi-Vorbereitung «in sinnvollem Umfang» verringert werden kann.
Das fünfte Abiturfach werde die Optionen der angehenden Abiturienten «methodisch und fachlich, aber auch hinsichtlich der Kombination ihrer Prüfungsfächer» vergrößern. Bei den Leistungskursen solle es bei fünf Unterrichtsstunden, bei Grundkursen bei drei Wochenstunden bleiben, damit genug Zeit sei, Inhalte durchzugehen, ergänzte Schnelle. Verpflichtende Projektkurse sollen eingeführt werden.
Abstimmung mit schulischen Akteuren
Grundlage für die NRW-Pläne sei nach den KMK-Beschlüssen ein einjähriger Dialogprozess mit allen relevanten Akteuren gewesen - also Schüler- und Elternvertretungen, Lehrerverbänden oder Personalvertretungen. Mit den Schritten soll die gymnasiale Oberstufe «zukunftsfest» gemacht werden, unterstrich Feller. Auch technische Veränderungen wie die neuen Möglichkeiten des Einsatzes von KI (Künstlicher Intelligenz) seien berücksichtigt.