Der Flughafen München ist nach Einschätzung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) der sicherste in Deutschland und glänzt mit einer «exzellenten Ausstattung». Auf den Plätzen zwei und drei des alljährlichen Flughafenchecks folgen Leipzig/Halle und der erstmals unter die Lupe genommene Flughafen in Zürich. Dazu hat die Schweizer Pilotenvereinigung Aeropers beigetragen.
In Zürich fanden die Piloten insbesondere den konsequenten und in Deutschland bislang nicht verbindlichen Einsatz sogenannter «Stopbars» vorbildlich. Das sind rote Lichterketten in den Rollwegen, die auf eine Start- oder Landebahn führen. Sie sollen verhindern, dass Flugzeuge oder andere Fahrzeuge versehentlich auf die Bahn fahren. Auch Österreich berichte von positiven Erfahrungen beim Einsatz rund um die Uhr.
Beim katastrophalen Zusammenstoß zweier Flugzeuge zu Jahresbeginn in Tokio-Haneda waren laut Bericht derartige Bars zwar vorhanden, aber zum Unfallzeitpunkt defekt. Fünf Menschen starben an Bord einer Maschine der Küstenwache, während Besatzung und Passagiere eines Airbus der Japan Airlines dem Flammeninferno lebend entkommen konnten.
Den Experten zufolge werden in den USA im Schnitt täglich fünf Vorfälle registriert, bei denen Flugzeuge oder Fahrzeuge unerlaubt im Sicherheitsbereich der Bahnen sind. Für Europa schätzen sie die Zahl der Risikofälle auf zwei pro Woche. Mit einem weiteren Anstieg sei bei einem dichteren Flugverkehr zu rechnen. «Die Zivilluftfahrtorganisation ICAO und Eurocontrol empfehlen den Einsatz von Stopbars», erklärt Cockpit-Sprecher Frank Blanken. «Umso unverständlicher ist es für uns, dass der Einsatz in Deutschland noch nicht überall selbstverständlich ist.»
Nach einer Aufstellung der VC haben in Deutschland sieben meist kleinere Flughäfen gar keine Stopbars installiert. Bei den übrigen sind sie ausschließlich bei schlechten Sichtbedingungen im Betrieb, was letztlich in der Entscheidung der Flughäfen gemeinsam mit der Deutschen Flugsicherung liege. Die bundeseigene Flugaufsicht äußerte sich am Freitag nicht auf eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Die Piloten wollen zudem an lokalen Sicherheitsgremien beteiligt werden, was unter anderem am Frankfurter Flughafen ausstehe und zu Abwertungen geführt hat. Mit einer Schulnote von 2,2 landet der größte deutsche Flughafen damit im Mittelfeld der 31 überprüften Airports.
Am unteren Ende des Reports finden sich die Flughäfen Mannheim (Schulnote 2,9) und Lübeck (2,9) wieder. Weeze und Friedrichshafen hätten sich durch die vorbildliche Zusammenarbeit mit der Vereinigung Cockpit verbessert.
Eine Arbeitsgruppe der Vereinigung Cockpit unterzieht die deutschen Verkehrsflughäfen seit 1978 einem jährlichen Sicherheitscheck. Nun waren erstmals die Kollegen aus der Schweiz beteiligt. Als Grundlage für die Untersuchung dient ein Kriterienkatalog, der sowohl internationale Vorschriften als auch aus Pilotensicht sinnvolle zusätzliche Ausrüstungen umfasst. Die gesetzlichen Mindestanforderungen werden nicht bewertet, sondern sind Sache der Behörden. Da sämtliche untersuchten Flughäfen behördlich zugelassen sind, können aus Sicht der VC alle deutschen Flughäfen «grundsätzlich als ausreichend sicher» angenommen werden.