Thüringens CDU-Chef Mario Voigt versteht den Tag der Deutschen Einheit als Mahnung, dass Freiheit, Einheit und Demokratie keine Selbstverständlichkeit sind. Als die innerdeutschen Grenzen am 9. November 1989 geöffnet wurden, sei dies ein «Moment des Triumphs des menschlichen Geistes über die Unterdrückung» gewesen, sagte Voigt in einer Rede im Berliner Dom. «Die friedliche Revolution ist ein Leuchtfeuer in unserer Geschichte.»
Demokratie unter Druck
Es gebe zwar blühende Landschaften, doch auch Schattenseiten. Die Veränderungen durch die Einheit seien für viele Menschen auch mit Enttäuschungen, Verlusten und Unsicherheiten verbunden gewesen. Arbeitsplätze seien verloren gegangen, Strukturen teils weggebrochen und Lebensleistung schien entwertet.
Auch heute stehe die Gesellschaft vor Herausforderungen, die Demokratie stehe unter Druck. «Unter Druck von Vereinfachern, Verführern, Menschen, die versuchen, unsere Gesellschaft zu spalten», sagte Voigt. Die Mahnung des Tages der Deutschen Einheit sei, dies nicht zuzulassen, «sondern sich dem vehement entgegenzustellen».
Voigt lotet Brombeer-Koalition aus
Der Tag der Deutschen Einheit erinnere daran, «dass wir in der Vergangenheit Großes vollbracht haben und dass wir die Kraft haben, es wieder zu tun». Der Tag mahne aber auch, wachsam zu sein «gegenüber alldem, was unsere Freiheit und unseren Zusammenhalt bedroht». «Lassen Sie uns diesen Geist der friedlichen Revolution, diesen Geist der Einheit in die Zukunft tragen», forderte der CDU-Politiker.
Voigt will in Thüringen Ministerpräsident werden und lotet derzeit mit Vertretern vom Bündnis Sahra Wagenknecht und der SPD aus, ob sie gemeinsam eine sogenannte Brombeer-Koalition schmieden können. Am Montag ist dazu ein drittes Treffen für Sondierungsgespräche geplant.