Nach mehr als 20 Stunden hat die Polizei die Besetzung eines Baggers nahe der Fabrik von US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide bei Berlin beendet. Zahlreiche Tesla-Gegner kamen vorübergehend in Polizeigewahrsam, weil sie ihre Identität nicht preisgeben wollten. Kurze Zeit spitzte sich die Lage zu: Weil Aktivisten aus dem Wald heraus versuchten, einen Bauzaun zu überwinden, setzte die Polizei in der Nacht Pfefferspray ein.
Die Initiative «Tesla Stoppen» kritisierte das Verhalten der Polizei, etwa weil den Besetzern auf der Baumaschine etliche Stunden Zugang zu Trinkwasser verwehrt worden sei. Seit vielen Monaten gibt es in Grünheide immer wieder Protestaktionen und Demonstrationen gegen das einzige europäische Tesla-Werk von Elon Musk.
Am Mittwochnachmittag kletterten drei schwarz vermummte Tesla-Gegner auf den Bagger und blockierten damit Erdarbeiten in der Nähe von Bahngleisen. Bauarbeiter waren der Polizei zufolge auf einer Baustraße im Einsatz, wo im September Bäume gefällt wurden. Es geht dort um Vorbereitungen für den Bau eines Güterbahnhofs für Tesla und eines neuen Personenbahnhofs Fangschleuse ganz in der Nähe des Autowerks.
Polizei hält Aktivisten fest
Sieben Personen - darunter zwei Bagger-Besetzer - waren am Donnerstagnachmittag noch in Polizeigewahrsam und befanden sich zur Identitätsfeststellung auf einer Polizeidienststelle, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Andere vorübergehend festgehaltene Aktivisten, die sich etwa ausweisen konnten, wurden wieder entlassen.
Kurz nach 11.00 Uhr war die Blockadeaktion beendet. Zunächst hatte einer von drei Aktivisten den Bagger laut Polizei in der Nacht freiwillig verlassen. Spezialkräfte der Polizei, die für Einsätze in der Höhe ausgebildet sind, holten am Vormittag mit Leitern die anderen beiden Personen vom Baufahrzeug.
Aufenthaltsverbote verhängt
Gegen die drei Besetzer und andere neun Personen, die sich laut Polizei vermummt im Wald aufhielten, wurden Aufenthaltsverbote ausgesprochen. Zudem nahm die Polizei eine Strafanzeige gegen die drei Blockierer wegen Nötigung auf.
Bereits kurz zuvor wurden nach Darstellung der Polizei mehrere Baufahrzeuge in unmittelbarer Nähe des besetzten Baggers mit Graffitis beschmiert und erheblich beschädigt. Die Polizei prüft, ob es einen Zusammenhang zwischen den Sachbeschädigungen und der Aktion am Bagger gibt.
In einer Mitteilung von «Tesla Stoppen» war zu lesen: «Als Reaktion auf den Bau einer Schneise durch den Wald kam es in den letzten Tagen immer wieder zu Aktionen des zivilen Ungehorsams. Bauzäune wurden als Barrikaden einbetoniert und an einem Seil über die Schneise gehängt.» Die Bagger-Besetzer selber gehörten nicht der Gruppe «Tesla stoppen» an, wie eine Sprecherin der dpa sagte. Schon seit Ende Februar wenden sich in Grünheide Umweltaktivisten in einem Waldcamp mit Baumhäusern gegen Tesla.