Der Schrecken des Terroranschlags der Hamas auf Israel bleibt auch im Landtag Nordrhein-Westfalen präsent: Ein Jahr nach dem Terroranschlag gedachten dort Abgeordnete, die Landesregierung und Repräsentanten der jüdischen Gemeinschaft der Opfer.
Was am 7. Oktober 2023 in Israel geschehen sei und was gerade in der Nahost-Region passiere, sei eine Tortur für das jüdische Leben, sagte Landtagspräsident André Kuper vor Verwandten und Freunden von Opfern. Die Terroristen der Hamas im Gaza-Streifen und der Hisbollah im Libanon nutzten Zivilistinnen und Zivilisten als menschliche Schutzschilde und nähmen den Tod unschuldiger Menschen in Kauf, kritisierte er.
Niemand weiß, wie viele Geiseln noch leben
Vor genau einem Jahr hatten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Niemand wisse, wie viele von ihnen überhaupt noch am Leben seien, merkte Kuper an.
Der 7. Oktober 2023 markiert das schlimmste Massaker an Juden seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Angriff war der Auslöser für den Gaza-Krieg, in dem nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher rund 42.000 Palästinenser getötet wurden, etwa ein Drittel davon Kinder und Jugendliche.
Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bekräftigte: «Die Geiseln müssen freigelassen werden. Das Blutvergießen muss ein Ende haben.» Der Gesandte des Staates Israel in Deutschland, Guy Gilady, sagte: «Wir haben im letzten Jahr gesehen, wer unsere wahren Freunde sind – Nordrhein-Westfalen gehört ohne Zweifel dazu.»
Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, wünscht sich noch mehr Zusammenhalt der Demokraten. Die jüdische Gemeinschaft sehne sich nach einem Zeichen der Solidarität der Mehrheitsgesellschaft, sagte er.
Bilder gegen den Hass und Hetze auf den Straßen
Kuper nannte es unerträglich, dass es auch in NRW antijüdische Schmährufe und Hass-Demonstrationen gebe. Der Landtagspräsident eröffnete in der Wandelhalle die Ausstellung «Humans of October 7» des israelischen Foto-Künstlers Erez Kaganovitz.
Der Journalist schreibt zu seinen Bildern: «Seit dem entsetzlichen Überfall am 7. Oktober heizt die Hetze auf den Straßen und in den sozialen Medien den Antisemitismus und die falschen Vorstellungen über Israel und das ganze jüdische Volk fortwährend weiter an.» Dagegen wolle er ankämpfen.
«Ich weiß nicht, wie ich den Schmerz bewältigen soll»
Der in Tel Aviv geborene Fotograf rückt mit seinen Fotos die persönlichen Geschichten von Israelis in den Mittelpunkt, die dem Terrorismus entgegengetreten sind. In kurzen Filmen erinnern sich Angehörige an die Angriffe der Hamas.
Darunter ist die Schoah-Überlebende Ruth Haran. Sie habe vor einem Jahr ihren Sohn und zwei weitere Familienmitglieder durch den Terrorangriff verloren, berichtete Kuper. Sieben weitere Familienmitglieder, darunter ihre Tochter, seien als Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt worden. Haran habe dazu gesagt: «Als Überlebende des Holocaust weiß ich, wie man mit Schmerz umgeht, aber dieses Mal weiß ich nicht, wie ich ihn bewältigen soll.»
Schutz jüdischer Einrichtungen wurde erhöht
Angesichts der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten, des Jahrestags der Terroranschläge gegen Israel und mit Blick auf die anstehenden jüdischen Feiertage hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) den Schutz für die jüdischen Einrichtungen in NRW erhöht.
Für den Jahrestag des Terrorangriffs sind in NRW mindestens 21 Versammlungen und Demonstrationen bei der Polizei angemeldet worden. Mehrere hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden laut Innenministerium bei proisraelischen Demonstrationen in Dortmund und Bielefeld erwartet. Propalästinensische Demonstrationen werden unter anderem in Bonn und Essen erwartet.
Bereits am Wochenende hatte es Demonstrationen gegeben. An einer propalästinensischen Demo am Samstag in Düsseldorf beteiligten sich laut Polizei mehr als 1.000 Menschen. An einem proisraelischen Gedenkmarsch beteiligten sich am Sonntag in der Landeshauptstadt laut Polizei knapp 1.000 Menschen. Auch in anderen Städten, wie etwa Köln, wurde am Sonntag demonstriert.