Der niedersächsische Flüchtlingsrat beklagt die monatelange Unterbringung von Flüchtlingen in großen Notunterkünften des Landes. Bis zu neun Monate seien geflüchtete Menschen mittlerweile in Notunterkünften wie den Messehallen auf dem Gelände der Deutschen Messe in Hannover untergebracht - was ursprünglich als kurzer Zwischenstopp vor der Verteilung auf die Kommunen gedacht gewesen sei, kritisiert Claire Deery, Vorstandsvorsitzende des Flüchtlingsrates, nach einem Bericht der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Montag). Die Zustände in solchen Massenunterkünften könne man den Bewohnern übergangsweise, aber keinesfalls über Monate zumuten.
Menschen fühlen sich «ausgeliefert»
Die Unterbringung erfolge in durch Bauzäune und Plastikplanen aufgeteilten Parzellen ohne hinreichenden Sichtschutz, berichtete die Zeitung. Es fehle an jeglicher Privatsphäre. Die Menschen fühlten «sich ausgeliefert und wissen meistens nicht, wann und wie es weiter geht», sagte Deery.
Sie forderte, die großen Notunterkünfte müssten geschlossen beziehungsweise der Aufenthalt auf zwei Wochen verkürzt werden. Dem Bericht zufolge dienen die Hallen auf dem Messegelände in Hannover seit März 2022 mit zeitweiligen Unterbrechungen als Notunterkünfte für Geflüchtete. Nach Angaben der Landesaufnahmebehörde sind dort 1.138 Menschen (Stand 1. Oktober) untergebracht.
Zahl der Geflüchteten sinkt
Insgesamt wurden demnach zwischen Anfang Januar und Ende September 2024 in Niedersachsen 13.281 Geflüchtete registriert, im Vergleichszeitraum 2023 waren es noch 20.309. In den vergangenen Wochen wurden laut Behörde 300 geflüchtete Menschen pro Woche auf niedersächsische Kommunen verteilt. Künftig sollten es 400 Personen pro Woche sein.
Um die Kommunen zu entlasten, sei ein weiterer Ausbau der Kapazitäten der Landesaufnahmebehörde notwendig, sagte eine Sprecherin der Behörde der Zeitung. Solange keine adäquate Unterbringung möglich sei, müsse auch auf Notunterkünfte wie auf dem Messegelände zurückgegriffen werden.