Im Umgang mit dem Wolf ist Schleswig-Holstein nach Überzeugung der großen Landtagsmehrheit gut unterwegs. Daher scheiterte die FDP-Fraktion mit dem Wunsch nach Vorbereitung eines sogenannten Wolfsbestandsmanagements. Lediglich der erste Absatz eines entsprechenden Antrags, in dem die von der EU-Kommission vorgeschlagene Herabstufung des Schutzstatus für den Wolf von streng geschützt auf geschützt begrüßt wird, fand eine Mehrheit.
Die FDP-Fraktion hatte beantragt, die Landesregierung aufzufordern, die Einführung eines Bestandsmanagements einschließlich einer von Schäden unabhängigen Bejagung vorzubereiten. Dabei sollten Deiche als wolfsfreie Zonen definiert werden. Außerdem sollte die Landesregierung aufgefordert werden, Risse durch Hybridwölfe als Wolfsrisse anzuerkennen.
Dazu sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne), in Schleswig-Holstein seien bisher keine Hybride - Mischungen aus Hund und Wolf - nachgewiesen. Bis in die vierte Generation würden Hybridrisse nach bestehender Regelung als Wolfsrisse anerkannt.
Für die FDP hatte der Abgeordnete Oliver Kumbartzky betont, es gehe nicht darum, den Wolf wieder auszurotten. Aber das Land müsse darauf vorbereitet sein, dass die Population zunehme. Bereits jetzt lebten zwei Rudel im Land. «Wir dürfen unsere Weidetierhalter nicht alleine lassen. Wer möchte, dass Tiere in Freiland gehalten werden, muss auch für ihren Schutz sorgen.»
Goldschmidt hielt entgegen, es habe in diesem Jahr drei Wolfsrisse in Schleswig-Holstein gegeben. In keinem Fall seien die Tiere durch wolfsabweisende Zäune gesichert gewesen. Es gebe Ausgleichsregelungen. Der Wolf sei eine Herausforderung, auf die das Land aber bisher schon gute Antworten gefunden habe.
Er verwies auch auf eine Umfrage, wonach drei Viertel der Menschen in Deutschland sagen, Wölfe gehörten in die Landschaft. Etwa zwei Drittel der Menschen halten demnach die Diskussion für überdreht. «Wir haben also eine hohe Akzeptanz für den Wolf in der Bevölkerung und wir haben inzwischen auch einen guten Umgang mit dem Wolf gefunden.» So könnten Problemwölfe nach einem Beschluss der Umweltministerkonferenz leichter getötet werden.
Für die CDU-Fraktion verwies Hauke Göttsch auf die bereits erfolgte Änderung des Jagdrechts. «Unser Ziel muss es sein, den Erhaltungszustand der Art zu sichern und gleichzeitig den Schutz von Weidetieren sicherzustellen.» Für ein Bestandsmanagement auf Landesebene müssten erst die EU und der Bund den Weg bereiten. Denn nach einer Änderung der Berner Konvention mit Herabsetzung des Schutzstatus' müsse auch die FFH-Richtlinie geändert werden.
Auch nach einer möglichen neuen Einstufung des Wolfes, bleibe er eine geschützte Art, betonte die Grünen-Abgeordnete Silke Backsen. Ein günstiger Erhaltungszustand, der erhalten bleiben müsse, sei in Deutschland gegenwärtig nicht erreicht. «Der Wolf wird also dauerhaft ein Teil der Natur in Europa und auch in Schleswig-Holstein sein.» Das stelle die Weidetierhaltung auch weiterhin vor Herausforderungen. Vor allem Schafe bräuchten dauerhaft Herdenschutzmaßnahmen.
Sandra Redmann (SPD) sagte, ernst gemeinten Vorschlägen zum besseren Zusammenleben von Wolf und Weidetierhaltern stehe ihre Fraktion immer offen gegenüber. «Aber Überbietungswettbewerbe mit Maßnahmen gegen den Wolf machen wir nicht mit.» Christian Dirschauer (SSW) sieht im Umgang mit dem Wolf immer eine Gratwanderung zwischen dem strengen Artenschutz und dem Schutz der Weidetiere.