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Wölfe nun auch nahe der Landeshauptstadt Schwerin heimisch

Einst vollständig ausgerottet, ist der Wolf zurück in Deutschland. Seit gut 30 Jahren breitet er sich wieder aus. Was Naturschützer freut, macht Weidetierhaltern zu schaffen.
Wolf
In Mecklenburg-Vorpommern leben immer mehr Wölfe. (Archivbild) © Christian Charisius/dpa

Der Wolf hat sich ein weiteres Revier in Mecklenburg-Vorpommern erschlossen. Bilder aus sogenannten Fotofallen hätten die Vermutung bestätigt, dass sich südlich von Schwerin ein weiteres Rudel angesiedelt hat. Es handele sich um zwei Elterntiere mit vermutlich sieben Welpen, sagte eine Sprecherin des Agrarministeriums in Schwerin. Zuvor hatte der NDR über die Sichtungen berichtet. 

Damit wächst die Zahl der für Mecklenburg-Vorpommern registrierten Wolfsrudel auf 19. Das Wolfsmonitoring wies im Frühjahr 2023 zudem drei Wolfspaare und zwei Einzelwölfe aus. Die Angaben basieren auf der Auswertung von Bildern aus Fotofallen, die in Regionen aufgestellt sind, in denen Wölfe Fährten oder Losung hinterlassen haben. Zudem werden Beobachtungen von Förstern, Jägern und Naturschutzmitarbeitern einbezogen. Laut NDR wird die Zahl der Wölfe in MV inzwischen auf bis zu 180 Tiere geschätzt.

Nutztierhalter in Sorge

Die Ausbreitung der rechtlich streng geschützten Wölfe führt zunehmend auch zu Konflikten mit Nutztierhaltern. Insbesondere Schafe und Ziegen, aber auch Kälber oder Fohlen fallen dem Wolf immer wieder zum Opfer. Bis Mitte dieses Jahres wurden landesweit etwa 40 Wolfsrisse mit rund 140 getöteten Tieren registriert. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2007 waren es laut Wolfsmonitoring etwa 400 Fälle mit 1.400 toten und 450 verletzten Nutztieren. An Entschädigungen zahlte das Land den Haltern gut 230.000 Euro. 

Die Landwirte fordern seit langem bestandsregulierende Maßnahmen, um Nutztiere besser zu schützen. Nach bisherigen Kriterien können Wölfe nur dann geschossen werden, wenn sie mehrfach Nutztiere wie Schafe oder Ziegen gerissen haben und sich erneut bis auf 1.000 Meter an die Koppel der angegriffenen Herde annähern. 

Umweltminister für abgesenkten Schutzstatus 

Nach Ansicht von Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) hat sich der einst ausgerottete Wolf in weiten Teilen Deutschlands wieder fest etabliert und muss somit nicht mehr überall den höchsten Schutzstatus genießen. «Wir brauchen einen rechtsverbindlichen Rahmen für ein beschleunigtes Entnahmeverfahren», hatte Backhaus im Juni nach der Umweltministerkonferenz im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim gesagt. Er sprach sich dafür aus, den Wolf nach EU-Recht vom Schutzstatus «streng geschützt» auf «geschützt» herabzustufen.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Diener äußerte erneut Zweifel an der Verlässlichkeit der Bestandserhebung. Die offiziellen Zahlen zur Wolfspopulation seien grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. «Politisch rennt der Landwirtschaftsminister dem Thema Wolf ohnehin lediglich hinterher: Erst wurden gewaltige Hürden für legale Entnahmen aufgetürmt, jetzt wurde EU-seitig signalisiert, dass der Schutzstatus des Wolfes gesenkt wird – in Mecklenburg-Vorpommern passiert gesetzgeberisch noch immer nichts», beklagte Diener.

Nabu warnt vor weiteren Einschnitten im Natur- und Artenschutz

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) warnte unterdessen davor, den Schutz des Wolfes grundsätzlich abzusenken und damit weitere Einschnitte im Natur- und Artenschutz zuzulassen. Für ein konfliktarmes Zusammenleben von Mensch und Wolf brauche es vor allem funktionierende Regelungen zum Schutz der Weidetiere. Die von der Umweltministerkonferenz entwickelte Schnellabschussregelung für Wölfe biete hierfür eine Grundlage. Sie müsse rechtssicher umgesetzt werden, sagte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. 

Das Bundesamt für Naturschutz gibt unter Hinweis auf das Wolfsmonitoring 2022/2023 die Zahl der in Deutschland nachgewiesenen Wölfe mit etwa 1.330 an. Registriert wurden 184 Rudel, 47 Paare und 22 territoriale Einzeltiere.

© dpa
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