Für Einsteiger kann die Welt der Kreuzfahrt überwältigend sein: Weltweit sind Hunderte Schiffe für Dutzende Reedereien unterwegs. Die Auswahl reicht von Expeditionskreuzern für wenige Gäste bis zu schwimmenden Kleinstädten für Tausende von Passagieren. Es gibt Schiffe, auf denen es gediegen zugeht und andere, wo Unterhaltung über allem steht. Wie wählt man da die persönliche Jungfernfahrt richtig aus? Eine Entscheidungshilfe:
Bordsprache – muss es Deutsch sein?
Die Verständigung ist für viele ein entscheidendes Kriterium. Soll es Deutsch sein, kommt man nicht um einen der Anbieter herum, bei denen es die Bordsprache ist. Das sind Aida Cruises, die «Mein Schiff»-Flotte von Tui Cruises und Hapag-Lloyd Cruises.
Vielleicht reicht aber auch ein deutsch sprechender Betreuer an der Rezeption bei einer internationalen Reederei, gibt Kreuzfahrt-Fachmann Franz Neumeier zu bedenken. MSC Cruises schreibt online zum Beispiel, dass Bordsprache zwar grundsätzlich Englisch sei, viele Mitarbeiter aber auch zusätzliche Sprachen beherrschten.
Preis – Luxus oder Budget?
Oft gilt: je kleiner die Schiffe, desto teurer. Doch pauschale Angaben sind schwierig. Fakt ist: Das Preisniveau ist variabel und hängt maßgeblich von der Reederei ab. Es gibt zweiwöchige Alaska-Kreuzfahrten für mehr als 10.000 Euro, während andere Anbieter das ab 2.500 Euro anbieten. Service, Kabine, Verpflegung – auch all das spielt mit hinein bei der Preisfrage.
So gilt etwa auf vielen Schiffen «all inclusive». Was dann aber im Einzelnen inklusive ist, kann variieren. Während bei den einen Getränke per se dabei sind, gibt es bei den anderen lediglich Wasser und Tischwein gratis, Cocktails aber kosten zum Beispiel extra.
Generell ein Tipp zum Sparen: Früh buchen, denn die Reedereien gewähren oft Rabatte. Häufig sind Routen schon eineinhalb Jahre im Voraus buchbar. Für spontane Schnäppchenjäger gibt es immer wieder auch Last-Minute-Angebote.
Schiffsgröße – riesig oder überschaubar?
Die «Icon of the Seas» ist eine Kleinstadt auf dem Meer: Seit der Indienststellung Anfang 2024 ist der mehr als eine Milliarde Euro teure Pott von Royal Caribbean das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Und auch die anderen Riesenschiffe der Reederei wie die «Wonder of the Seas» oder die «Symphony of the Seas» haben enorme Ausmaße. Doch auch andere Reedereien wie Carnival, Cunard, Princess oder auch Aida und «Mein Schiff» transportieren Tausende Passagiere auf ihren Schiffen.
Das kann aber auch genau das Richtige sein: «Manche Leute sind auf großen Schiffen glücklicher als auf kleinen», sagt Neumeier.
Hapag-Lloyd Cruises etwa zählt zu den Reedereien, die auf kleinere Schiffe setzen. Das größte Schiff der Flotte, die «MS Europa 2», hat Platz für maximal 500 Gäste, die anderen vier Flottenmitglieder haben eine geringere Kapazität. Drei davon, die «Hanseatic»-Schiffe, sind Expeditionskreuzfahrtschiffe. Solche Schiffe fassen generell nur allenfalls wenige Hundert Passagiere, das gilt etwa auch für die Flotte von HX Hurtigruten Expeditions.
Dass auch die großen US-Reedereien kleine Pötte haben, zeigt beispielsweise der Luxus-Katamaran «Xploration» von Celebrity – mit gerade mal acht Kabinen.
Wer es intimer mag und sich zugleich nicht gleich auf die hohe See wagt, ist vielleicht auf einer Flusskreuzfahrt gut aufgehoben: Bei Maximalkapazitäten von 76 bis 280 Passagieren geht es auf den Schiffen, die über Donau, Rhein oder Rhone kreuzen, überschaubar zu.
Ambiente – gediegen oder Party?
Cunard oder auch Hapag-Lloyd stehen für gediegenen Luxus, Royal Caribbean für Party und Entertainment, was ebenso für Disney Cruise Line gilt, die besonderen Fokus auf Familien als Zielgruppe legen. Bei den deutschen Marktführern Aida Cruises und der «Mein Schiff»-Flotte von Tui Cruises hieß es oft: Aida sei etwas ausgelassener, während es bei Tui Cruises etwas zurückhaltender zugeht. Doch die Unterschiede verschwimmen teils, zumal ausgerechnet «Mein Schiff» mit den Full Metal Cruises die mutmaßlichen lautesten Kreuzfahrten im Programm hat.
«Im Grunde hat jede Reederei so ein bisschen ihre Eigenarten und Besonderheiten und je nachdem, was einem da besser gefällt, ist man bei der einen oder bei der anderen besser aufgehoben ist», sagt Neumeier.
Die klassischen Fahrgebiete von Karibik bis Mittelmeer decken eigentlich alle großen Anbieter gleichermaßen ab. Nur wenn es speziellere Routen sein sollen, etwa in Richtung Galapagos-Inseln oder in Richtung Arktis, schrumpft die Auswahl.
Und nun? «Das klingt jetzt wie eine faule Ausrede, aber mein wirklich ernst gemeinter Tipp für Einsteiger ist, sich in einem Reisebüro beraten zu lassen», sagt Neumeier. «Dort werden Ihnen dann eine Reihe von Fragen gestellt, um abzuklopfen, was für sie wichtig ist.» Und dann bekommt man bestenfalls eine Empfehlung, die für einen gut passt.
Sorgen um Mehrkosten muss man sich laut dem Betreiber des Fachblogs «cruisetricks.de» nicht machen: «Die Reedereien haben die Preisstrukturen derart gut unter Kontrolle, dass ich im Reisebüro auch nicht mehr bezahle, als wenn ich direkt bei den Reedereien oder bei irgendeinem Onlinevermittler buche.»