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Havarierter Öltanker in Ostsee gesichert - Kritik an Putin

Die «Eventin» mit 99.000 Tonnen Öl an Bord treibt stundenlang manövrierunfähig vor Rügen. Vor einem aufziehenden Sturm kann es gesichert werden. Das Schiff zählt zur russischen Schattenflotte.
Manövrierunfähiger Öltanker vor Rügen
Manövrierunfähiger Öltanker vor Rügen
Manövrierunfähiger Öltanker vor Rügen
Havariekommando in Cuxhaven
Notfallschlepper «Bremen Fighter»

Der havarierte Tanker «Eventin» mit fast 100.000 Tonnen Öl an Bord liegt seit Freitagnachmittag mit Seilen gesichert in der Ostsee vor Rügen. Am Abend zog ein Sturm auf. Mit der Schleppverbindung zum Notfallschlepper «Bremen Fighter» werde das 274 Meter lange Ölschiff mit ausgefallener Maschine auf seiner Position gehalten, damit es nicht unkontrolliert treibe, hieß es vom Havariekommando. Weitere Schritte würden geprüft, auch mit der Reederei werde gesprochen.

Die «Eventin» war von Ust Luga in Russland nach Port Said in Ägypten unterwegs, als am Freitag nördlich von Rügen die Maschine ausfiel. Einige Stunden später gelang es deutschen Einsatzschiffen, den Tanker unter Kontrolle zu bringen.

Scharfe Kritik von Baerbock an Putin

Außenministerin Annalena Baerbock warf Russland vor, mit seiner Schattenflotte schwere Umweltschäden in Kauf zu nehmen und zugleich den Tourismus zu gefährden. «Mit dem ruchlosen Einsatz einer Flotte von rostigen Tankern umgeht Putin nicht nur die Sanktionen, sondern nimmt auch billigend in Kauf, dass der Tourismus an der Ostsee zum Erliegen kommt - sei es im Baltikum, in Polen oder bei uns», sagte die Grünen-Politikerin und bezog sich damit auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

«Russland gefährdet unsere europäische Sicherheit nicht nur mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine, sondern auch mit durchtrennten Kabeln, verschobenen Grenzbojen, Desinformationskampagnen, GPS-Störsendern und eben auch mit maroden Öltankern.» Genau vor diesem Szenario habe sie gemeinsamen mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Ostseeraum immer wieder gewarnt.

Weitere Schlepper unterwegs

Weitere Schlepper sind unterwegs zur «Eventin», wie das Havariekommando am Abend mitteilte. Auch ein Sensorflugzeug sollte im Einsatz sein. Eine Gefahr für die Umwelt bestand laut Havariekommando nicht. Das Schiff sei dicht, sagte eine Sprecherin. Auch für die Besatzung des Tankers bestand demnach keine Gefahr. Die 24 Seeleute blieben an Bord. Weshalb es zum Maschinenausfall kam, war am Abend noch unklar.

Reaktion aus Litauen

Nach dem Vorfall kamen auch Reaktionen aus dem Ausland. Litauens Außenminister Kestutis Budrys sprach sich für ein entschiedeneres Vorgehen und weitere Maßnahmen gegen Russlands Schattenflotte aus. «Die Ostsee ist das wichtigste Tor für Russlands Ölexporte und das müssen wir unterbinden», sagte er bei einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Zugleich sei die Schattenflotte ein «Instrument in den Hybridaktivitäten» und stelle eine Bedrohung für die Umwelt dar. 

Greenpeace: «Schrottreife Tanker von den russischen Ölhäfen»

Die Umweltorganisation Greenpeace hat nach der Havarie des Öltankers «Eventin» vor den Gefahren der russischen Schattenflotte gewarnt. «Die Eventin ist nur das jüngste Beispiel dafür, wie die Schiffe der russischen Schattenflotte tagtäglich die Ostseeküste bedrohen», sagte Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. «Jeden Tag fahren schrottreife Tanker von den russischen Ölhäfen Primorsk und Ust-Luga Richtung Südwesten.»

Das jüngste Sanktionspaket der EU sei zwar ein wichtiger Schritt, reiche aber längst nicht, um die Ostsee zu schützen. «Wir fordern die EU auf, auf Basis der Greenpeace-Liste der gefährlichsten Öltanker weitere, dringend notwendige Sanktionen zu beschließen», so Maack. «Ein Ölunfall in der Ostsee wäre eine Katastrophe für die hier lebenden Meeressäuger, Seevögel sowie weitere Arten und würde ihren Lebensraum stark gefährden.»

Über 2.000 Schiffe täglich auf der Ostsee unterwegs

Die Ostsee gehört zu den am meisten befahrenen Meeren der Welt. Täglich sind auf dem Binnenmeer mehr als 2.000 Schiffe unterwegs, wie das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) mitteilte.

Erst Mitte Oktober hatte es einen Zwischenfall mit einem Tanker vor Mecklenburg-Vorpommerns Küste gegeben. Das kleine Öltankschiff «Annika» brannte auf der Ostsee in Sichtweite der Küste. Das Schiff war auf dem Weg von Rostock nach Travemünde, als am 11. Oktober rund 4,5 Kilometer vor dem Ostseebad Heiligendamm an Bord Feuer ausbrach. Nach ersten Löscharbeiten auf See war das 73 Meter lange und 12 Meter breite Schiff von Schleppern in den Rostocker Überseehafen bugsiert worden. Öl trat bei dem Zwischenfall nicht aus.

© dpa ⁄ Iris Leithold, Felix Müschen und Stefan Sauer
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