Tausende Minderjährige sind in England und Wales mit intimen Leibesvisitationen auf Drogen und Waffen durchsucht worden. Zwischen Januar 2018 und Juni 2023 nahm die Polizei insgesamt 3368 «strip searches» vor, wie die britische Kinderschutzbeauftragte Rachel de Souza mitteilte.
Sie forderte schärfere Vorgaben. «Bevor ein Kind einer erniedrigenden und traumatisierenden Durchsuchung unterzogen wird, sollte eine viel höhere Schwelle überschritten werden», sagte de Souza. «Zu viele Leibesvisitationen sind unnötig, unsicher und werden nicht ausreichend gemeldet.»
Vorschläge für neue Richtlinien sehen vor, dass nur ranghöhere Beamte eine Durchsuchung anordnen dürfen. Außerdem soll demnach verpflichtend ein Elternteil oder Erziehungsberechtigter informiert werden.
Schülerin während Periode kontrolliert
Die «strip searches» stehen zunehmend in der Kritik, seitdem Polizisten eine schwarze Schülerin während ihrer Periode aus einer Prüfung holten, um sie auf Rauschgift zu durchsuchen. Dabei wurde nichts gefunden. Die Behörde entschuldigte sich.
Zwar sank die Zahl der Kontrollen zuletzt. Allerdings habe mehr als die Hälfte keine weiteren Maßnahmen nach sich gezogen, sagte de Souza. Es wurde also nichts gefunden. Diese Statistik stelle die Notwendigkeit einer derart tiefgreifenden Durchsuchung grundsätzlich infrage, betonte die Kinderschutzbeauftragte. Zudem bereite die unverhältnismäßig hohe Zahl von Durchsuchungen schwarzer Kinder Sorgen. Demnach war es viermal wahrscheinlicher, dass ein schwarzer Minderjähriger kontrolliert wird als ein weißer.
In fast neun von zehn Fällen ging es um den Verdacht auf Drogenbesitz, in sechs Prozent um Waffen. Bei weniger als der Hälfte der Leibesvisitationen war ein verantwortlicher Erwachsener zugegen, also ein Elternteil, eine Lehrkraft oder ein Sozialarbeiter. Durchsucht wurden auch Kinder, die erst acht Jahre alt waren. In England beginnt die Strafmündigkeit im Alter von zehn Jahren.