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Gauck: AfD-Wähler lassen sich zurückholen

Altbundespräsident Gauck fehlt der «berechtigte Stolz» auf das, was Deutschland geleistet habe. Stattdessen würden immer nur Mängel thematisiert. Er glaubt hingegen an eine andere Strategie.
Bundespräsident a.D. Gauk auf Benefizabend des Dreikönigsvereins
Joachim Gauck war von 2012 bis 2017 Bundespräsident. © Stefan Sauer/dpa

Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck ist mit Blick auf die Bundestagswahl davon überzeugt, dass sich AfD-Wähler zurückholen lassen. Wenn man die Nazis herausnehme, bestehe die Mehrheit der AfD-Wählerschaft aus Leuten, «die unzufrieden mit dem liberalen System sind und sich von einem autoritären Führungsstil und rückwärtsgewandten Vorstellungen bessere Lösungen versprechen», sagte er der «Welt am Sonntag». «Aber diese Menschen lassen sich zurückholen, wenn sie erkennen, dass unsere Demokratie die Probleme lösen oder zumindest entscheidend verringern kann.»

Gauck plädierte dafür, sich vor Populisten nicht immer nur zu fürchten. Stattdessen brauche es einen Diskurs darüber, was die liberale Demokratie bislang geleistet habe - und nicht nur, wo ihre Mängel lägen. «Dieser berechtigte Stolz auf das, wozu diese Nation im Positiven fähig ist – wo ist er?» Dies führe dazu, dass Menschen nicht glaubten, dass das Modell der liberalen Demokratie eine Zukunft habe. 

Als positives Beispiel, sich dem zu widersetzen, hob er Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hervor. Dessen Gabe, «Aufgaben zu benennen und Entschlossenheit zu demonstrieren», wirke für viele Menschen überzeugend, sagte Gauck. 

In Umfragen zur Bundestagswahl kam die AfD zuletzt auf 18 bis 22 Prozent. Ihr fehlt allerdings jede Regierungsoption, weil keine Partei bereit ist, mit ihr zu koalieren. Am 23. Februar wird ein neuer Bundestag gewählt.

Gauck warnt vor Bruch des transatlantischen Bündnisses

Auf die zweite Amtszeit des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, der am Montag vereidigt wird, schaut Gauck mit «gemischten Gefühlen». Die potenziellen Auswirkungen für die globale Stabilität seien enorm, aber schwer abschätzbar. Wenn der Unmut öffentlich bekundet werde, könnte dies die Beziehung zu Washington gefährden, warnte er. «Von uns darf ein Bruch des transatlantischen Bündnisses, das sich militärisch in der Nato organisiert, nicht ausgehen.» Bei der Amtseinführung von Trump werden auch Politiker der AfD erwartet, darunter Parteichef Tino Chrupalla.

© dpa
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