Russische Truppen konnten bei Rückeroberungsversuchen im Gebiet Kursk nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bisher kaum Fortschritte erzielen. «Sie wollten dort schnell durchbrechen. [...] Ernsthafte Erfolge sehen wir bislang nicht», sagte der Staatschef bei einem Auftritt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Moskau beabsichtige, 60.000 bis 70.000 Soldaten an dem Abschnitt einzusetzen. Aktuell seien dort etwa 40.000 konzentriert. «Unsere Militärs halten sich heldenhaft und tun alles Notwendige, was für unsere anderen militärisch-politischen Schritte nötig ist», sagte Selenskyj, ohne in Details zu gehen.
Anfang August waren ukrainische Truppen ins russische Grenzgebiet bei Kursk eingedrungen und brachten nach eigenen Angaben rund 1.300 Quadratkilometer und etwa 100 Ortschaften, darunter die Kleinstadt Sudscha, unter Kontrolle. Beobachter gehen von geringeren Geländegewinnen aus.
In dieser Woche hat das russische Militär den ersten ernsthaften Versuch zur Vertreibung der ukrainischen Truppen unternommen. Zwar berichtete der Kommandeur der tschetschenischen Spezialeinheit Achmat, Generalmajor Apti Alaudinow, auf seinem Telegram-Kanal zunächst von angeblich großen Erfolgen, eine Bestätigung blieb jedoch bislang aus.
Selenskyj: Russland musste Truppen verlegen
Selenskyj zeigte sich daher insgesamt mit den bisherigen Ergebnissen des Einsatzes zufrieden. «Im Gebiet Charkiw ist der Feind gestoppt, ihr Vormarsch im Gebiet Donezk wurde verlangsamt», betonte der Präsident. Moskau habe Kräfte aus dem ostukrainischen Gebiet Charkiw und dem Süden in den Abschnitt Kursk verlegen müssen. «Der Vormarsch (der Russen) im Abschnitt Pokrowsk, wie auch insgesamt im Osten, war vor der Kursker Operation sogar schneller», sagte Selenskyj. Ihm zufolge ist die Ukraine Angriffen der russischen Armee im nordostukrainischen Gebiet Sumy und auch in der Nachbarregion Tschernihiw zuvorgekommen.
Die Ukraine wehrt mit westlicher Hilfe seit über zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab. Gut ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets steht unter russischer Kontrolle.