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Dynamische Stromtarife ab 2025: Tipps zum Vertragsabschluss

Stromversorger in Deutschland sind ab Januar 2025 dazu verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten. Für wen die sich lohnen können - und worauf es beim Vertragsabschluss ankommt.
Sternenhimmel über einer Hochspannungsleitung
Noch steht es in den Sternen, ob sich dynamische Stromtarife für Verbraucher im Allgemeinen lohnen. © Julian Stratenschulte/dpa/dpa-tmn

Es geht darum, das Stromnetz optimal auszulasten und flexibles Verbrauchsverhalten zu belohnen: Stromanbieter müssen ab dem 1. Januar 2025 den Verbrauchern dynamische Stromtarife anbieten. 

Das heißt: Ein Teil des Preises richtet sich nach dem aktuellen Börsenpreis. Je nach Angebot und Nachfrage kann sich der Strompreis pro Kilowattstunde also täglich oder gar stündlich verändern, heißt es von Zukunft Altbau, ein vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördertes Informationsprogramm. 

Die Stromanbieter stellen ihre Preise mittags für den nächsten Tag ein - abrufbar auf der Internetseite oder per App. Passen Nutzer ihren Stromverbrauch entsprechend an, können sie unter Umständen Kosten sparen. 

Wer einen dynamischen Stromtarif abschließen will, sollte sich vorab aber gut erkundigen, rät Hasibe Dündar, Energierechtsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin. Um die Tarife zu nutzen, sind technische Voraussetzungen nötig. Hinzu kommt: Nicht jeder profitiert davon automatisch. Im Gegenteil: Die Preisschwankungen bergen auch Risiken. 

Strompreiskunde: Festpreis, dynamisch, variabel - was heißt was? 

  • Festpreistarife: Diese klassischen Tarife haben einen festen Grundpreis plus je nach Verbrauch pro Jahr einen fixen Arbeitspreis, der in Cent pro Kilowattstunde abgerechnet wird. Preisschwankungen an der Börse preisen Anbieter hier mit ein. Von sinkenden Preisen profitieren Verbraucher also nicht.
  • Variable Tarife: Bei ihnen kann sich der Arbeitspreis meist monatlich ändern. Bei zeit-variablen Tarifen gibt es zwar unterschiedliche Preise je nach Tageszeit, diese sind jedoch überwiegend schon vorher festgelegt, so etwa bei Tag- und Nachtstrom, so Hasibe Dündar. Und bei last-variablen Tarifen werden die Preise an die Nachfrage und Netzbelastung angepasst, was vornehmlich die Netzbetreiber steuern.
  • Dynamische Tarife: «Dynamische Tarife sind hingegen direkt an die kurzfristigen Marktpreise gebunden und ändern sich in Echtzeit oder in sehr kurzen Abständen», erklärt Dündar. Sie bestehen auch aus einem festen Grundpreis plus einem verbrauchsabhängigen Arbeitspreis. Dieser setzt sich aus einem fixen Anteil für Steuern, Umlagen, Abgaben und Netzentgelte und dem dynamischen Börsenpreis zusammen.

Was muss ich wissen, wenn ich in einen dynamischen Tarif wechseln will?

Dynamische Tarife finden Verbraucher über Vergleichsportale. Doch oft sind sie komplexer als klassische Tarife und schwer miteinander vergleichbar. Die dort ausgewiesenen Preise seien, anders als bei Festpreistarifen, nicht immer aussagekräftig - und könnten sich ab dem zweiten Monat ändern, schreibt die Verbraucherzentrale Berlin. Daher sei es nötig, dass Verbraucher auf die Internetseite des Anbieters gehen, um dessen Modell genau zu verstehen.

«Verbraucher sollten nicht vorschnell einen Vertrag mit einem dynamischen Stromtarif abschließen», sagt Hasibe Dündar. Denn ab Vertragsschluss liegt das Preisrisiko komplett auf der Seite der Verbraucher. Mögliche Preisschwankungen an der Börse - die durch die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne zunehmen - könnten sich positiv, aber auch negativ auswirken.

In der Regel haben dynamische Tarife zwar ohnehin kurze Vertragslaufzeiten. Es gibt aber vereinzelt Anbieter, die Verbraucher bis zu einem Jahr binden. Daher rät Dündar vor einem Vertragsabschluss: Achten Sie auf eine kurze Laufzeit. «Dann können sie unkompliziert in einen Festpreistarif wechseln, falls der Tarif doch nicht den Erwartungen entspricht.» 

Der wirtschaftliche Nutzen für Verbraucher im Allgemeinen sei bislang nur schwer abschätzbar. Sie sollten sich daher bewusst machen, dass Kosteneinsparungen kein Selbstläufer sind. «Es erfordert, regelmäßig die aktuellen Strompreise zu überprüfen und die Preisentwicklung im Blick zu behalten», so Dündar. Und dann müsse man flexibel genug sein, das eigene Verbrauchsverhalten an die Preise anzupassen und die Geräte gegebenenfalls aus der Ferne zu steuern. Doch um überhaupt finanziell zu profitieren, braucht man zudem die nötigen technischen Voraussetzungen.

Welche technischen Voraussetzungen müssen gegeben sein?

Voraussetzung für die Nutzung der dynamischen Stromtarife ist ein intelligentes Messsystem, auch Smart Meter genannt. Es besteht aus einem digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul, heißt es von Zukunft Altbau.

Das Smart Meter sendet den Zählerstand automatisch zum Energieversorger. Laut Verbraucherzentrale wird der Stromverbrauch dabei, aufgeteilt in 15-minütige Intervalle, einmal täglich an den Messstellenbetreiber gesendet. 

Die Geräte erhält man Zukunft Altbau zufolge über Messstellenbetreiber - also bei Unternehmen, die die Stromzähler einbauen, betreiben und warten. Ab 2025 habe jeder Haushalt das Recht, den Einbau eines intelligenten Messsystems zu verlangen – das Gerät muss dann innerhalb von vier Monaten installiert werden.

Wer profitiert besonders von dynamischen Stromtarifen?

Dynamische Stromtarife eignen sich besonders für Haushalte, die viel Strom verbrauchen - mehr als 6.000 Kilowattstunden pro Jahr - und ihren Verbrauch flexibel anpassen können, so Zukunft Altbau. Dazu gehören Haushalte, die eine Photovoltaikanlage betreiben, eine Wallbox zum Laden des E-Autos haben oder eine Wärmepumpe für das Heizen und die Warmwasseraufbereitung nutzen.

Wer seine Wärmepumpe mit den smarten Messgeräten kombinieren will, sollte wissen: Zusätzlich braucht man noch eine Regelungstechnik, die Wärmepumpenhersteller anbieten, so Zukunft Altbau. Ist der Anteil an erneuerbarer Energie im Strommix hoch und der Preis niedrig, schaltet sich die Wärmepumpe bei Bedarf an. Ist das Gegenteil der Fall, verschiebt man die Wärmeerzeugung auf eine günstigere Stunde. 

Ein Beispiel: Ist es im Herbst und Frühling kalt und viel Solarstrom im Netz, heizt die Wärmepumpe das Haus zwischen 12 und 16 Uhr mit billigem Solarstrom auf. Nach Sonnenuntergang, wenn der Strom wieder teurer wird, kann sie dann gedrosselt werden. Damit kann man Zukunft Altbau zufolge die Leistung der Wärmepumpe je nach Strompreis verringern oder erhöhen.

Besonders wirkungsvoll ist diese Kombination, wenn man im Haus zudem einen größeren Warmwasserspeicher für die Heizung hat - auch Pufferspeicher genannt. Der Wasserspeicher werde dann vorrangig beladen, wenn der Strom besonders günstig ist, heißt es von Zukunft Altbau. Der Pufferspeicher könne die Wärme über mehrere Stunden ohne große Verluste halten, und bei Bedarf an die Heizkörper abgeben - so heizt man mit günstigem Strom.

© dpa ⁄ Isabelle Modler, dpa
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