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Robinson-Gefühle in Frankreichs Schärengarten

42 Inseln und eine nur 900 Meter breite Verbindung zum Atlantik: Der Golf von Morbihan ist Hochburg der Austernzucht und Naturparadies mit einsamen Flecken - Massentourismus kennt man hier aber auch.
Inselübergang Berder bei Ebbe
Inselübergang Berder bei Flut
Inselrundgang Berder
Atlantikküste Pointe de Penvins
Atlantikküste Pointe de Penvins
Mélanie Chouan bei Saint-Armel vor der Ile Tascon
Salzwiesen bei Saint-Armel vor der Ile Tascon
Salzwiesen bei Saint-Armel vor der Ile Tascon
Furt zur Insel Berder bei Flut und Abendstimmung in Larmor-Baden
Austernzentrum mit Managerin Amélie Guerard
Austernzentrum Nathalie Bougio
Austernfarm von Nathalie Bougio
Guide Clément Legrand vor Cairn auf Gavrinis
Bootsausflug zum Cairn de Gavrinis
Frankreichs Schärengarten - Golf von Morbihan

Zugegeben, der Vergleich mit Robinson Crusoe ist etwas abgedroschen. Und an dieser Stelle wohl auch übertrieben: Der berühmteste Schiffbrüchige der Literaturgeschichte musste schließlich 28 Jahre auf einer Insel ausharren. 

Auf dem Eiland Berder im Golf von Morbihan hätte man nur gut sechs Stunden auszuhalten. So lange dauert es, bis die Flut die Furt zwischen der Insel und der Gemeinde Larmor-Baden auf dem Festland wieder freigibt. Und dennoch: Die Warnung der Gastgeber, sich ja nicht zu verspäten, zeigt Wirkung. Man will ja nicht zum Kurzzeit-Robinson werden.

Zumindest, wenn man, wie wir an diesem Tag, die Insel-Umrundung bei bedecktem Himmel und in der Vorsaison unternimmt. Dann kann es vorkommen, dass man sich tatsächlich allein am anderen Inselende befindet ist, mit nichts als Nadelgehölz, Wasser und Landzungen zur Orientierung und der bangen Frage im Sinn: Wie weit ist es noch bis zur rettenden Furt?

Die Inseln und die starke Flut

Knapp drei Kilometer lang ist der Küsten-Rundweg auf Berder, der schöne Ausblicke auf weitere Inseln bietet. Berder liegt im Golfe du Morbihan in der Südbretagne. Der Golf ist so etwas wie Frankreichs Schärengarten - ein Begriff, den man sonst vor allem mit inselreichen skandinavischen Küstenlandschaften verbindet, der aber auch hier passt. 

«Mor bihan» bedeutet in der bretonischen Sprache kleines Meer. Zum großen, dem Atlantischen Ozean, gibt es nur eine schmale Öffnung. Genau mit diesem Nadelöhr hat es zu tun, dass der Gezeitensog bei der Insel Berder zu den stärksten der Welt zählt und die Furt bei Flut zu einem reißenden Strom macht. 

Ein Kutscher, der meinte, die geflutete Straße noch queren zu können, soll diesen Versuch vor vielen Jahrzehnten mit seinem Gefährt und dem Leben der Pferde bezahlt haben. Da ist er wieder, der kleine Nervenkitzel, die Robinsonade. 

Wie viel Tourismus verträgt die Region?

Der Rundweg führt vorbei an einem verlassenen Herrensitz, einer verschlossenen Kapelle und endet an einem Schiffswrack. «Utopia» hat jemand mit weißer Farbe darauf geschrieben und das gibt wenig Anlass zur Hoffnung: Der Kahn oder das, was davon übrig geblieben ist, ist nicht mehr zu retten. Aber auch die historischen Gebäude verfallen, bedauert Mélanie Chouan. Die Naturführerin bringt Schulklassen wie Touristen die Tier- und Pflanzenwelt sowie das kulturelle Erbe am Golf nahe. 

Und da hat die kleine Insel Berder zuletzt große Schlagzeilen gemacht: «Sie wurde von einer großen Immobiliengesellschaft gekauft, die ein Luxushotel errichten wollte», erzählt Chouan. Das habe viele Proteste nach sich gezogen und das Projekt wurde aufgegeben. Dabei müsste dringend etwas passieren, findet die Naturführerin.

Die Geschichte der Insel in Privatbesitz ist nicht untypisch für den Golf von Morbihan: Einerseits braucht man das Geld der Touristen. Andererseits werden es zu Wasser und zu Lande einfach zu viele, finden manche. Eine davon ist die Austernzüchterin Nathalie Bougio: «Der Massentourismus stört uns», sagt sie. Wenn in den Sommermonaten alle auf einmal kämen, Campingplätze, Strände und das kleine Meer mit Ausflugsbooten, Jachten oder Kajaks verstopfen, dann gefährde das den Naturpark durch Abfälle und Abwässer. 

«Zu viel ist zu viel», sagt Bougio. Sie befürchtet den Ausverkauf ihrer Heimat, der Halbinsel Rhuys. Die Landzunge im Süden zwischen Golf und Atlantik sei in der Coronapandemie zum Fluchtort für Städter geworden, die Zahl der Zweitwohnsitze gestiegen. Trotz der Aussicht auf neue Kunden, die das mit sich bringt, treibt dieser Zustrom an Menschen die Unternehmerin um.

Zusammen mit ihrer Tochter Marine führt Nathalie in Sarzeau direkt am Wasser die Austernfarm «Aux filles des marées», was man mit «Den Töchtern der Gezeiten» übersetzen könnte - und Programm ist. Schließlich lebt der kleine Familienbetrieb seit vier Generationen von den Schalentieren, die wiederum auf die Nährstoffdichte des Salzwassers und die Gezeiten angewiesen sind. «Wir sind abhängig von der Natur», sagt Nathalie. Mit der letzten Flut ist ihr Team in Anglerhosen und Ölzeug zu den Austernkindern herausgefahren, hat die Drahtsäcke gewendet und gerüttelt. Rechtzeitig vor dem angekündigten Sturm.

Auf den Spuren der Austern

Wie man sich vorausschauend und behutsam an der Küste bewegt, können die Gäste von den Austernfischerinnen lernen. Dem Beruf, aber auch den Entwicklungsstadien einer Auster und dem Ökosystem am Golf ist wiederum das erst jüngst eröffnete Zentrum «Ostréapolis» gewidmet. Es liegt in Le Tour-du-Parc auf der anderen Küstenseite der Rhuys-Halbinsel und damit nah am Atlantik. 

Für das Zentrum wurden Austernschalen recycelt: «Unser Bodenbelag besteht daraus – und die Sonnenbrillen, die wir hier verkaufen, auch», sagt Managerin Amélie Guerard. Für den Mittag erwartet sie hier eine Schulklasse zum Kochkurs, erzählt sie: Den Kindern sollen die lokalen Spezialitäten und Besonderheiten der Küche des Morbihan nähergebracht werden, auch jenseits von Austern, die für die Jüngeren oft keine Delikatesse sind. Aber Probieren geht bekanntlich über Studieren: Eine Auster schmeckt nach Meer, als Beilagen eignen sich Algen und Queller (Meeresspargel), wie Mélanie Chouan uns auf Berder demonstriert hat. 

Monumentale Grabanlage im Golf

Und damit noch einmal zurück in die Inselwelt des Golfs: Gleich neben Berder liegt die nächste einsame Insel. Nach der kurzen Überfahrt von Larmor-Baden auf das Eiland Gavrinis werden wir in eine dunkle Kammer geschickt. Das Licht der Taschenlampe fällt auf mächtige Granitplatten, die über und über verziert sind mit konzentrischen Halbkreisen, Wellen, Fischgrätenmustern. 

«Willkommen im Cairn de Gavrinis, einer 6 000 Jahre alten Grabanlage», sagt der Guide, der zum Schutz dieses einzigartigen Monumentes bei jedem Besuch dabei ist. Mit welchen Werkzeugen die Platten in der Jungsteinzeit so reichhaltig verziert wurden und wer damit geehrt wurde, kann heute nicht sicher nicht beantwortet werden. «Man geht mit mehr Fragen heim, als man gekommen ist», gibt der Guide zu, als die kleine Besuchergruppe wieder die Rückfahrt zum Hafen antritt. 

Es geht vorbei an Stromschnellen, Katamaranen und der menschenleeren Insel Berder: Es ist Flut im Golfe du Morbihan - und wer nun noch auf Berder ist, dem geht es tatsächlich für ein paar Stunden wie Robinson.

Links, Tipps, Praktisches

Reiseziel: Der Golf von Morbihan liegt in der Südbretagne zwischen Vannes und Auray im Westen Frankreichs. Von Paris sind es knapp 500 Kilometer hierher.

Anreise: mit dem Zug über Paris bis Vannes (www.sncf-connect.com/de-de/)

Austernausstellung und mehr im Zentrum Ostréapolis: www.ostreapolis.bzh

Naturguide Mélanie Chouan in Larmor-Baden: https://www.escapade-en-terre-iodee.com/

Grabanlage Cairn de Gavrinis: https://cairndegavrinis.com/

Tourismusbüros der Region: https://morbihan.com/; https://www.golfedumorbihan.bzh/

© dpa ⁄ Deike Uhtenwoldt, dpa
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