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Auf Försters Spuren: Der Erdmann-Radweg in Niedersachsen

Wie bleiben Wälder gesund? Eine Frage, die in Zeiten des Klimawandels aktueller denn je ist. Auf einem Radweg im Norden finden Reisende Antworten, die auch nach über hundert Jahren beeindrucken.
Ein Schild mit einem Porträt von Oberförster Friedrich Erdmann
Zahlreiche Laubbäume stehen an einem Waldweg im Freidorfer Holz
Alte Oberförsterei in Neubruchhausen
Orient-Buche
Herbstlaub liegt auf einem Baumstamm im Freidorfer Holz
Erdmann Skultpur
Hörstenbruch
Friedrich Erdmanns Grab
Pastorendiek
Siedeaue
Mischwald
Der Grabstein von Oberförster Friedrich Erdmann

Südlich von Bremen können Radfahrer sich auf die Spuren einer kleinen Revolution begeben. Keine harte, laute Umwälzung, sondern eine ganz leise, die 1892 ihren Anfang nahm. Einer Revolution im Waldbau, angetrieben von einem Förster mit neuen Ideen, denen man auf dem Erdmann-Radweg folgen kann, der durch niedersächsische Landschaften führt - und dabei auch durch gesunde Mischwälder.

Das sah noch ganz anders aus, als Friedrich Erdmann 1892 die örtliche Oberförsterei Neubruchhausen übernahm. Damals bestand der Wald hier hauptsächlich aus kränkelnden Kiefern. Eigentlich wollte dort keiner Förster sein, doch: «Erdmann hat sich sehr bewusst für diesen Wald entschieden. Er wollte ihn fit machen», sagt Wibeke Schmidt, Sprecherin der Niedersächsischen Landesforsten, die die Wälder bewirtschaften. Und die heute davon berichten, dass Oberförster Erdmann den Waldbau revolutioniert habe. Zwölf Waldgebiete, die Erdmannwälder, zeugen davon.

Verschiedene Bäume unterschiedlichen Alters

Vor gut 130 Jahren zog Friedrich Erdmann, Förster in vierter Generation, in Neubruchhausen ein. An dem hübschen Fachwerkhaus, der alten Oberförsterei, befindet sich heute einer der Startpunkte des Erdmann-Radwegs. 

Von dort radeln wir ein kurzes Stück auf der Landstraße bis das Porträt des Oberförsters auf braunem Grund uns den Beginn des 78 Kilometer langen Rundwegs signalisiert. Die Route ist in beiden Richtungen zuverlässig beschildert.

Wir biegen links von der Landstraße ab und sehen schnell, was die Erdmannwälder ausmacht: ein Mix verschiedener Baumarten auf einer Fläche. Wo sonst häufig gleich große Buchen oder Fichten ein ganzes Gebiet bedecken, wachsen hier Buchen und Lärchen neben Eichen, Weißtannen und Douglasien, dazu wenige Kiefern und Fichten. 

Der Bestand reicht vom Keimling bis zum jahrhundertealten Baum, denn neben den verschiedenen Arten ist für einen gesunden Wald nach Erdmanns Lehre auch wichtig, dass die Bäume ganz unterschiedlichen Alters sind.

Diese Wälder sind ein Vorbild

Die Erdmannwälder kommen wesentlich besser mit Krankheiten, Schädlingen oder Dürrejahren klar als andere Wälder. Die Idee des Försters von der Waldsanierung ist also aufgegangen. Das Waldentwicklungsprogramm, das die Niedersächsischen Landesforsten anwenden, fußt auch heutzutage auf Erdmanns Ansatz.

Wir fahren weiter bis zum Hörstenbruch. Das Niedermoor mit seltenem Erlenbruchwald ist eine von zwölf ausgewiesen Stationen auf dem Radweg. Während wir uns umsehen, fällt vor allem eines auf: die Stille. Kein Auto, kein Flugzeug, kein von Menschen verursachtes Geräusch ist zu hören. Nur Vögel, die zwitschern, und Blätter, die rascheln.

Stille herrscht auch in der Siedeaue. Dort ist das Ufer des Flüsschens Siede etwas abgetragen worden, sodass wieder Überflutungsflächen entstehen und der Uferbereich mehr Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bietet. Sumpfvergissmeinnicht und Blutweiderich gedeihen hier. Ein Traum in pastelligen Farben.

Die Bedeutung der Buche

Entlang der Route sind elf besonders prächtige Bäume ausgeschildert, etwa eine seltene Orient-Buche oder ein Wald aus Stechpalmen. Markierungen auf der Karte zeigen zwar die Standorte, einige von ihnen muss man dennoch abseits des Weges etwas suchen.

Alte Buchen halfen Friedrich Erdmann wesentlich dabei, den Wald zu sanieren. Der Förster fand vereinzelt mehr als hundert Jahre alte Exemplare vor. Sie zeigten ihm, dass also auch diese Baumart auf dem sandigen Boden wachsen kann. Außerdem war der Boden unter diesen alten Bäumen wesentlich vitaler als an anderer Stelle.

«Wie geht es dem Boden, das war für Erdmann eine wichtige Frage», erläutert Wibeke Schmidt von den Landesforsten. «Denn er war sich sicher, dass ein gesunder Wald nur auf einem gesunden Boden wachsen kann.» 

Erdmann ließ deshalb viele Buchen pflanzen und säen. Bestehe der Grundbestand aus Buchen, sei das die beste Grundlage für einen Mischwald, glaubte er.

Erdmanns Vorgehensweise entsprach, damals Ende des 19. Jahrhunderts, absolut nicht der Lehrmeinung. Anfangs schlug ihm Skepsis entgegen. «Aber seine Erfolge waren so schnell sichtbar, dass ihm noch zu Lebzeiten der Ehrendoktortitel verliehen wurde», so Schmidt. 

Seerosen im Hochmoor-Teich

Kurz vor dem Ende unserer Runde kommen wir noch zu einem besonders idyllischen Fleck der Strecke, dem Pastorendiek («Pastorendeich»). Von einer Hollywood-Schaukel blicken wir durch Zweige auf den kleinen Hochmoor-Teich. Rosa Seerosen blühen und zwei Frösche quaken sich lautstark an. 

Friedrich Erdmanns Grab ist für uns dann die letzte Station des Weges - wir sind wieder in Neubruchhausen zurück. Ein großer Findling mit Inschrift liegt auf einem Hügelgrab zwischen alten Buchen. Der Förster hatte sich diesen Platz in «seinem Wald» als letzte Ruhestätte gewünscht.

Das Grab hält noch eine schöne Anekdote parat: Als Erdmann, mit 84, im Januar 1943 starb, lag hoher Schnee. Es wird erzählt, dass das Hügelgrab mitten im Wald selbst für Ortskundige schwer zu finden gewesen sei. Glücklicherweise soll Erdmanns Kutschpferd dabeigewesen sein und die Trauergäste an die richtige Stelle geführt haben.

Tipps und Praktisches

Reiseziel: Der Erdmann-Radweg ist 78 Kilometer lang und führt durch Neubruchhausen und Sulingen südlich von Bremen. Da es direkt am Radweg keine Einkehrmöglichkeiten gibt, ist es ratsam, etwas Proviant und Getränke mitzunehmen. Die Route ist in beide Richtungen gut ausgeschildert. Sie führt über geschotterte oder asphaltierte Wege mit nur leichten Steigungen und ist für Trekkingräder geeignet. 

Will man sich an den zwölf Stationen und elf besonderen Bäumen entlang des Weges Zeit nehmen, bietet es sich an, die Strecke in zwei Tagesetappen aufzuteilen. Weitere Infos zum Weg und die genaue Route gibt es auf der Website der Landesforsten (https://dpaq.de/6nJLxMB)

Anreise: Mit der Regionalbahn bis Bassum. Von dort sind es knapp 10 Kilometer bis Neubruchhausen. Oder mit dem Auto bis Neubruchhausen, Schwaförden oder Sulingen, wo es jeweils Parkmöglichkeiten in der Nähe des Erdmann-Radwegs gibt. 

Übernachten: In Neubruchhausen sowie in und um Sulingen gibt es Hotels und Pensionen. 

Urlaubsplanung: Der Erdmann-Radweg eignet sich für einen Kurztrip oder als Ergänzung zu einer Reise nach Bremen. Vom Zentrum der Hansestadt sind es mit dem Auto 45 Kilometer nach Neubruchhausen. Außerdem liegt die Runde am Weser-Radweg, sie kann also gut in eine längere Radreise eingefügt werden.

© dpa ⁄ Heidi Scharvogel, dpa
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