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Psychologie: Schritt für Schritt zum Studienplatz

Psychologie studieren - für viele junge Menschen ein Traum. Und für viele bleibt es das auch, denn es gibt weit mehr Bewerber als Plätze. Wie man es trotzdem schaffen kann – auch ohne 1,0-Abitur.
Bibliothek in einer Universität
Ein Psychologiestudium basiert auf lebensnahen Inhalten, aber erfordert viel Disziplin und Leistungsbereitschaft. © Markus Hibbeler/dpa-tmn

Lebensnahe Inhalte und attraktive Berufsaussichten: Das Psychologiestudium ist sehr beliebt. Leider können nicht alle Bewerber und Bewerberinnen ihren Traum verwirklichen, da die Anzahl der Studienplätze begrenzt ist. Doch ein kürzlich eingeführter Eignungstest gibt auch denjenigen Hoffnung, die keinen perfekten Abiturschnitt haben.

Fast 40.000 Menschen bewarben sich zum Wintersemester 2023/2024 an öffentlichen deutschen Universitäten um einen Studienplatz im Fach Psychologie, zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Studienplätze gibt es allerdings nicht einmal 6000 – die allermeisten Interessenten gehen also leer aus. 

Schon seit Jahren gehört Psychologie zu den begehrtesten Studienfächern. Stefan Schulz-Hardt, Professor an der Universität Göttingen und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, führt das auf die lebensnahen Inhalte zurück: «Warum fühlen wir, wie wir fühlen? Warum denken wir, wie wir denken? Was bestimmt unser Zusammenleben? Wie reagieren wir auf andere Menschen? Diese Fragen faszinieren viele junge Menschen.» Ein weiterer Pluspunkt: Die Berufsaussichten seien sehr gut.

Doch wie wird das Traumstudium zur Wirklichkeit? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wo kann man Psychologie studieren?

Mehrere Hundert Treffer wirft hochschulkompass.de, die Online-Datenbank der Hochschulrektorenkonferenz für Studiengänge in Deutschland, bei der Suche mit dem Stichwort «Psychologie» aus. Das Fach kann man an staatlichen Universitäten ebenso studieren wie an Hochschulen für angewandte Wissenschaften – früher Fachhochschulen genannt – sowie an privaten Hochschulen, allerdings mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten.

Die Universitäten bieten meist einen sogenannten polyvalenten Bachelorstudiengang an. Er vermittelt ein breitgefächertes Grundlagen-, Anwendungs- und Methodenwissen. Die Spezialisierung erfolgt anschließend im Masterstudiengang. «Spätestens am Ende des Bachelors muss man sich, entscheiden, ob man in den klinischen oder den nicht klinischen Bereich möchte, also – etwas salopp gesprochen – ob man gesunde Menschen unterstützen oder kranke Menschen heilen möchte», sagt Stefan Schulz-Hardt. 

Welches Psychologiestudium passt zu mir?

Ein paar Gedanken über die künftige Berufstätigkeit empfehlen sich allerdings schon vor Studienbeginn: Wer später als Psychotherapeutin oder Psychotherapeut arbeiten will, benötigt dafür einen approbationskonformen Master im Fach Psychologie mit einem Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie. Um hierfür zugelassen zu werden, muss bereits das Bachelorstudium bestimmte Kriterien erfüllen.

Die Studiengänge an den Fachhochschulen bieten bereits im Bachelor eine Spezialisierung auf bestimmte Teilbereiche des Fachs, beispielsweise auf pädagogische Psychologie, Gesundheits- oder Wirtschaftspsychologie. Später als Psychotherapeut zu arbeiten, ist damit in der Regel nicht möglich. Wer das aber ohnehin nicht plant und schon ziemlich genau weiß, in welche Richtung es später beruflich gehen soll, kommt auf diese Weise möglicherweise schneller ans Ziel.

An Hochschulen in privater Trägerschaft kostet das Studium deutlich mehr Geld als an einer staatlichen Hochschule. Sie können eine Alternative sein, wenn es wegen der Noten mit einem Studienplatz an einer staatlichen Uni nicht geklappt hat. Oder «weil sie eine besondere Spezialisierung bieten, die einem das Geld wert ist», sagt Schulz-Hardt. Auch hier sollte man im Vorfeld genau recherchieren, was man für sein Geld bekommt und welche beruflichen Möglichkeiten der Abschluss eröffnet.

Wie findet man den passenden Studiengang?

Die allermeisten Hochschulen bieten reichlich Informationsmaterial an, sowohl auf ihren Webseiten in Form von Texten und Videos als auch im Rahmen von Orientierungstagen vor Ort. «Es ist empfehlenswert, konkret in die Stundenpläne des jeweiligen Studiengangs hineinzuschauen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie hoch der Anteil an Methodenlehre, an Statistik, an Mathematik und Biologie ist», sagt Oliver Wilhelm, Professor für Psychologie an der Universität Ulm. 

An einigen Universitäten muss man, um sich für einen Studienplatz bewerben zu können, ein «Online-Self-Assessment» absolvieren. Dieser Selbsttest fragt Fähigkeiten und Erwartungen ab und liefert zugleich Informationen zum Studiengang und zur Hochschule. Wilhelm empfiehlt ihn als Selbsterkundungs-Tool, auch wenn er nicht Pflicht ist.

Wie bekommt man einen Studienplatz?

Lange galt: Nur die allerbesten Abiturienten haben eine Chance. An den staatlichen Universitäten benötigte man nicht nur eine Eins vor dem Komma, sondern am besten gleich die 1,0. Das hat sich geändert: Im Jahr 2023 wurde ein bundesweit einheitlicher Eignungstest eingeführt, ähnlich dem Medizinertest. Dass es neben den Schulnoten ein weiteres Kriterium für die Studienplatzvergabe geben muss, hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden. Dass der Test bundesweit einheitlich angeboten wird, geht auf eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Psychologie zurück.

Wer im Test gut abschneidet, verbessert seine Chancen auf einen der begehrten Studienplätze an den Universitäten. Geschrieben wird er jeweils im Mai, anmelden muss man sich bis Mitte Februar. Die Teilnahme kostet 100 Euro, das Zertifikat kann fünf Jahre lang für eine Bewerbung genutzt werden. Nicht alle Universitäten ziehen die Testergebnisse als zusätzliches Kriterium für die Vergabe der Studienplätze heran, «aber die Zahl steigt stetig», sagt Stefan Schulz-Hardt. Derzeit sind es rund 30 Hochschulen. Wie der Test gewichtet wird, hängt von den jeweiligen Zulassungsordnungen ab. Manchmal zählt die Abiturnote 60 Prozent, der Test 40 Prozent, manchmal sind es jeweils 50 Prozent. Die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass man mit einem sehr guten Test nun auch mit einer Zwei im Abiturzeugnis eine realistische Chance auf einen Studienplatz habe, sagt Schulz-Hardt.

Die dreistündige Multiple-Choice-Prüfung enthält Aufgaben zu logischem und analytischem Denken, zu sprachlichen Fähigkeiten, zu Textverständnis in Deutsch und Englisch sowie zum mathematischen Wissen. «Mit einem solchen Test lässt sich der Studienerfolg ziemlich gut vorhersagen», sagt Oliver Wilhelm. Er forscht zu Leistungs-, Fähigkeits- und Eignungstests und hat das neue Verfahren mit entwickelt. 

Übungsmaterial gibt es kostenlos auf der offiziellen Test-Webseite studieneignungstest-psychologie.de. Wilhelm empfiehlt, die Trainingsangebote auf jeden Fall zu nutzen, weil sie ein realistisches Bild der Anforderungen vermittelten. Abgefragt werde vor allem Wissen, weniger soziale Fähigkeiten, «weil sich das nur schwer messen lässt».

Die Fachhochschulen nehmen am Testverfahren nicht teil. Auch dort gilt oftmals ein Numerus Clausus, dessen Höhe von der Zahl der Bewerberinnen und Bewerber abhängt. Die Details erfährt man bei der Wunschhochschule. Die Zulassungsmodalitäten der privaten Universitäten unterscheiden sich ebenfalls von Anbieter zu Anbieter. Viele setzen auf eigene Eignungstests und Bewerbungsgespräche.

Welche Fähigkeiten benötigt man im Studium?

Leistungsbereit, fokussiert und diszipliniert – so erlebt Oliver Wilhelm die Studierenden: «Und das ist auch notwendig, um das sehr durchgetaktete Programm zu bewältigen.» Dazu gehört viel Methodenlehre: «Wir sind eine empirisch ausgerichtete, vielfach experimentell arbeitende Wissenschaft», sagt Stefan Schulz-Hardt. Das erfordere die Fähigkeit, abstrakt logisch zu denken. Mathematik wird einem im Studium begegnen, ebenso Biologie. «Und gute Englischkenntnisse sind hilfreich, weil die Fachliteratur fast ausschließlich auf Englisch ist.» Psychologie zu studieren, um eigene psychische Probleme zu lösen, sei dagegen keine gute Idee. Das Fach studiere man, um einen Berufswunsch zu realisieren, um möglicherweise anderen Menschen zu helfen - und nicht um die eigene Gesundheit zu verbessern.

© dpa ⁄ Eva Dignös, dpa
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