Games Music Hörbücher Gymondo MyTone Alle Services
vodafone.de

Wenn das Kind «Scheiße» sagt: Wie Eltern darauf reagieren

Schimpfwörter sind wie Zauberwörter - das merken schon die Kleinsten. Spricht man sie aus, ist einem Aufmerksamkeit sicher. Ist es vielleicht schlau, großzügig wegzuhören?
Ein Kleinkind ist trotzig
Kindermund: Für Kinder haben Schimpfwörter die gleiche Wirkung wie Zauberworte: Sie ziehen sofort Aufmerksamkeit an. © Christin Klose/dpa-tmn

Wenn der Bruder nicht spurt, ist er für die kleine Schwester schon mal eine «Kack-Klobrille». Sagt Papa nicht gleich «Ja», ist er ein Scheiß-Papa. Und stürzt der Bauklötzchenturm ein, ist das «Kacksdreck!». Wenn kleine Kinder den Rohrspatzen geben, finden Eltern die Ausdrucksweise oft fragwürdig. 

Dürfen Kinder denn nicht fluchen? Doch, sagen Forschende in der Apotheken-Zeitschrift «Eltern» (Ausgabe 7/2024). «Diese Wörter gehören einfach zum Spracherwerb», erklärt die Wiener Sprachwissenschaftlerin Oksana Havryliv, die zu Schimpfwörtern forscht. Ihr zufolge sollte es selbstverständlich sein, dass auch Kinder elementare Emotionen wie Wut, Zorn oder Trauer ausdrücken dürfen. 

Bis zum vierten Geburtstag kaum Gefühl für Normen

Wer darauf mit einem «Das sagt man doch nicht» reagiere, erreicht in der Regel nichts. «Bis zum vierten Geburtstag haben Kinder kaum oder wenig Gefühl für Normen», sagt die Münchner Pädagogin Eliane Retz. Außerdem würde folgende Message hinter einer Zurechtweisung stecken: Es gibt Tabus, über die wir nicht sprechen. 

Damit wäre gerade die Familie kein Ort, wo man sich angstfrei äußern kann. Mit fatalen Folgen: «Wenn es Wörter gibt, die ein Kind nicht sagen darf, ist es unter Umständen sprachlos, wenn es wirklich wichtig ist, weil ihm zum Beispiel etwas Schlimmes passiert ist», gibt Retz zu bedenken. 

Mit der richtigen Taktik verlieren Schimpfwörter ihren Reiz

Die Expertinnen raten Eltern, sich bei fäkal-analen Wörtern zu entspannen. Das kindliche Interesse an Ausscheidungen gehöre zur Entwicklung. «Seien Sie bei diesen Wörtern großzügig», sagt Retz. Die Kollegin rät zu einer cleveren Gegentaktik: «Für Kinder sind Schimpfwörter Zauberwörter, mit denen sie sofort die Aufmerksamkeit der Erwachsenen gewinnen oder ihre Freunde zum Lachen bringen», so Havryliv. Reagiert man kaum oder gar nicht, verlieren die Kraftausdrücke schnell ihren Reiz. 

Wenn die Fluchwörter zu sehr nerven, ist laut Retz mit einem «Okay, wenn du denkst, du musst mir das jetzt sagen, dann mach das …» auch schon alles gesagt. Kommt es öfter vor, wahrt man die eigene Grenze etwa so: «Du kannst das ein-, zweimal sagen. Aber wenn du mich ständig anschreist, habe ich auch keine Lust mehr, mit dir zu spielen.»

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Restaurierung Unterlagen der Reichsvereinigung der Juden
Kultur
Projekt soll Akten der Reichsvereinigung der Juden sichern
Charles und Camilla
People news
König Charles spricht Betroffenen von Hurrikan Mitgefühl aus
Gesche Joost
People news
Gesche Joost wird neue Präsidentin des Goethe-Instituts
Zwei Personen an einem Laptop
Das beste netz deutschlands
Was passiert mit meinen Daten nach dem Tod?
Marianne Janik
Internet news & surftipps
Bericht: Ex-Chefin von Microsoft Deutschland geht zu Google
Bitcoin-Münzen
Internet news & surftipps
Angst vor Angebotsschwemme: Bitcoin unter 58.000 Dollar
UCI WorldTour - Tour de France
Sport news
Bauhaus zurück im Kreis der Großen - «Beste rausgeholt»
Eine Frau sitz am Computer
Job & geld
Wie Sie nach dem Urlaub entspannt im Arbeitsalltag ankommen