„Pam & Tommy” war 2022 einer der Serien-Geheimtipps bei Disney+. Nun legt dessen Drehbuchautor Robert Siegel („The Wrestler”) mit Welcome to Chippendales eine weitere Serie vor, die auf wahren Begebenheiten basiert. Dabei orientieren sich die Macher:innen an dem Buch „Deadly Dance: The Chippendales Murders” von K. Scot Macdonald und Patrick MontesDeOca.
Die Hauptrolle des Chippendale-Gründers Somen Banerjee übernimmt Marvel-Star Kumail Nanjiani („Eternals”). Weitere große Namen im Cast sind Juliette Lewis („Natural Born Killers”) als Denise, Murray Bartlett („The White Lotus”) als Nick De Noia und Annaleigh Ashford („Masters of Sex”) als Irene.
Die wahre Geschichte hinter Welcome to Chippendales: Wer war Somen „Steve” Banerjee?
Vom Tellerwäscher zum Millionär: Diesem Traum aller Träume jagte auch Somen Banerjee nach. Der Inder wurde am 8. Oktober 1946 im heutigen Mumbai geboren. Sein Name wird wie Showman ausgesprochen. Perfekte Voraussetzungen für ein Leben im Rampenlicht. Als junger Erwachsener führte Banerjee eine Tankstelle und einen Backgammon-Club in seinem Heimatland. Später zog es ihn über den großen Teich nach Nordamerika, zunächst nach Kanada, später nach Kalifornien an die Westküste der USA. Er benannte sich in Steve um und legte damit einen Teil seiner Vergangenheit ab.
In Los Angeles übernahm Banerjee den insolventen Club „Destiny II” und verwandelte das Etablissement in einen Nachtclub. Schlammwrestling war eine der ersten Attraktionen für das männliche Publikum. 1979 hatte Banerjee schließlich eine revolutionäre Idee: Striptease für Frauen. Er gründete die heute legendären Chippendales als erste männliche Stripper-Gruppe in den USA und benannte seinen Club in Chippendales um.
Die Idee schlug sofort ein. Banerjee konnte sich kaum vor Kund:innen retten und scheffelte jede Menge Geld. Das Unternehmen expandierte und eröffnete Clubs in New York, Dallas und Denver. Die Chippendales tourten quer durch die USA und Europa.
Doch Erfolg macht bekanntlich neidisch. Viele wollten etwas vom großen Kuchen abhaben. Konkurrierende Clubs eröffneten mit ähnlichen Konzepten. Manche Tanztruppen nannten sich sogar ähnlich, um vom Ruhm der Pioniere profitieren zu können.
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Nick De Noia: Wer war der große Rivale von Steve Banerjee?
In den nächsten Jahren geriet ein Mann immer mehr ins Visier des Chippendale-Gründers: Nick De Noia, in der Serie von Murray Bartlett verkörpert, hatte früher mit Banerjee zusammengearbeitet. De Noia schrieb Drehbücher, war als Produzent und Regisseur tätig und schuf die musikalische Kurzfilmserie „Unicorn Tales”, die sich an ein junges Publikum richtete.
Für die Unicorn Tales wurde De Noia mit zwei Emmy-Awards ausgezeichnet. Trotz seiner Homosexualität war er ein Jahr lang mit der Schauspielerin Jennifer O’Neill („Scanners – Ihre Gedanken können töten”) verheiratet, die im oscarprämierten Musikfilm „Sommer ‘42” die Hauptrolle der Dorothy bekleidete.
De Noia hatte zeitweise als Choreograph für die Chippendales gearbeitet, inzwischen aber gekündigt. Banerjee hatte ihm eine großzügige Beteiligung an den Einnahmen versprochen. De Noia kam auf die Idee, Männer zu engagieren, die alle Frauengeschmäcker bedienten. Dazu sollten sie fortan als Bauarbeiter, Polizisten, Piraten und in anderen Kostümen auftreten, um die Fantasien der Kundinnen zu befriedigen.
Erst unter der Regie von DeNoia nahmen die Chippendales endgültig Fahrt auf. Doch der Choreograph soll hinter der Bühne ein Tyrann gewesen sein, Stripper aus einer Laune heraus gefeuert und ständig Wutausbrüche gehabt haben. Angeblich besaß er viele Feinde, im Falle seines Ablebens hätte es also sehr viele Verdächtige gegeben.
1987 kam es zu einem großen Streit zwischen DeNoia und Banerjee um die Tourneerechte. Statt unter Banerjee weiterzuarbeiten, wollte DeNoia sein eigenes Imperium aufbauen. Glücklicherweise besaß er Lizenzrechte an den Chippendales, auch wenn der entsprechende Vertrag auf einer Cocktailserviette niedergeschrieben wurde. Banerjee hatte mehrfach versucht, den Vertrag gerichtlich anzufechten, war aber jedes Mal gescheitert.
Die wahre Geschichte hinter Welcome to Chippendales: Die Rivalität eskaliert
Die Rivalität zwischen Banerjee und De Noia stand damals, so wie auch in der Serie, im Fokus und gipfelte am 7. April 1987 um 15:40 Uhr Ortszeit in einer Tragödie. De Noia saß an jenem Tag in seinem Büro im 15. Stockwerk eines Wolkenkratzers in Manhattan, als Gilbert Rivera Lopez den Raum betrat. Der Mörder schoss De Noia aus kurzer Distanz mit einer großkalibrigen Waffe ins Gesicht und tötete den 46-Jährigen damit auf der Stelle.
Wer der Strippenzieher hinter dem Mord war, blieb lange ungeklärt. Banerjee geriet schnell unter Verdacht, Beweise gegen ihn gab es jedoch nicht. Stattdessen blieb er auf freiem Fuß und kaufte DeNoias Familie sogar die Tourneerechte ab.
Erst Jahre später kam Bewegung in den Fall, als zwei Stripper einer rivalisierenden Gruppe namens Adonis ermordet werden sollten. Die Männer hatten früher für die Chippendales getanzt. Die Spur führte die Ermittler:innen zu einem gewissen Ray Colon, einem ehemaligen Polizisten aus Palm Springs. Colon hatte von Banerjee den Auftrag bekommen, De Noia zu ermorden, stattdessen aber Rivera Lopez für die Drecksarbeit engagiert.
Den entscheidenden Hinweis gab 1991 ein Mann namens Lynn Bressler, der sich dem FBI als Informant anbot. Er sagte aus, als Auftragskiller von Colon angeheuert worden zu sein. Seine Mission: Zwei Mitglieder der rivalisierenden Stripper-Truppe Adonis umbringen. Mit Cyanid sollten die Männer zur Strecke gebracht werden.
Bressler dachte zunächst an einen Scherz. Als Colon ihn aber eines Tages zum Flughafen fuhr, um die Reise nach Blackpool in England anzutreten, realisierte Bressler, dass der Auftrag tödlicher Ernst war. Daraufhin kontaktierte er das FBI, als er in England gelandet war.
Banerjee richtet sich selbst im Gefängnis
Über Colon stellte das FBI die Verbindung zu Banerjee her. Am 2. September 1993 wurde der Chippendales-Gründer verhaftet und gestand kurz darauf sowohl den Mord an DeNoia als auch die Mordversuche an den beiden Ex-Chippendales.
Über ein Jahr saß Banerjee in Haft, bevor das finale Urteil am 24. Oktober 1994 verkündet werden sollte. Banerjee erlebte dies jedoch nicht mehr. Am Morgen des 23. Oktober wurde er tot in seiner Zelle aufgefunden, ein Betttuch um den Hals geschlungen. Er hatte sich selbst stranguliert.
In den folgenden Wochen wurde über das Motiv seines Selbstmords spekuliert. Einige meinten, er sei depressiv gewesen. Andere behaupteten, nur durch seinen Tod sei seine Familie an sein Vermögen gekommen. Die Wahrheit nahm Banerjee mit ins Grab. Er hinterließ zwei Kinder und seine Frau Irene, in der Serie von Annaleigh Ashford gespielt.
Seine Frau verteidigte ihren Mann bis zum Schluss und organisierte sogar eine Gruppe charismatischer Zeugen, um die drohende Strafe von 26 Jahren Haft zu mildern. Als ihr Mann starb, erbte sie das Chippendale-Imperium. Gute sechs Jahre später starb Irene Banerjee an Brustkrebs.
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