Alles, was wir nicht machen oder verschieben - das lässt sich oft nicht nachholen. Um dieses Grundthema des verpassten Lebens geht es in der neuesten Folge der ARD-Reihe «Die Eifelpraxis» mit dem passenden Titel «Wann, wenn nicht jetzt». Sie ist am heutigen Freitag um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen. Die insgesamt 15. Folge der Reihe, «Freiheit zu leben», läuft dann nächsten Freitag (15.11.).
Ein Junge rennt eine Rentnerin um, ihre Hand wird durch Scherben verletzt: Susanne (Adriana Altaras) kommt deswegen in die Eifelpraxis, in der Dr. Wegner (Simon Schwarz) - der sich ganz allmählich aus seinem Rollstuhl zu kämpfen versucht - ihr Händezittern auffällt. Seine Untersuchung führt zu einer Erstdiagnose, die Reisepläne der Frau zunichtemacht: Parkinson.
Versorgungsassistentin Vicky Röver (Jessica Ginkel) glaubt jedoch, dass es eine andere Ursache für das Zittern gibt. Sie ist aber derzeit selbst total verunsichert, denn sie ist ungewollt schwanger und erzählt ihrem Freund Leon (Janek Rieke) nichts davon.
Derweil möchten ihr Bruder Georg (Barnaby Metschurat) und sein Partner zu gerne via Leihmutter ein Kind adoptieren. Daneben tun sich noch jede Menge andere Baustellen rund um die Figuren dieser Folge auf - von akuten Herzschwächen über zu viel Einsamkeit bis hin zur plötzlichen Verliebtheit.
Regisseurin Petra K. Wagner (66, «Du sollst hören») hat all diese verschiedenen Themen des Lebens recht geschickt und weitgehend glaubhaft in ihren Film eingebaut. Ein paar weniger davon hätten wohl auch genügt, aber es hilft durchaus, dass alle Schauspieler ihre unterschiedlichen Rollen mit der nötigen Portion Ernsthaftigkeit und etwas Humor unterlegen. Die Besetzung ist durchweg gelungen - zu nennen ist hier unbedingt Corinna Kirchhoff als Mutter von Vicky und Georg.
Jessica Ginkel (44, «Ein Bamberg-Krimi») und Simon Schwarz (53, «Eberhoferkrimi») spielen ihre Figuren gut aufgelegt. Die plötzliche Schwangerschaft von Vicky Röver mit den damit einhergehenden Selbstzweifeln wird gut von Ginkel verkörpert. Der Chef der Praxis muss lernen, dass ein Leben ohne den gewohnten Rollstuhl nicht einfach zu erzwingen ist, weshalb Schwarz seiner Arztfigur gelegentliche Momente von Schwäche erlaubt.
Es menschelt hier also stark - zum Glück fallen die verabreichten Schicksalsdosen für den Zuschauer nicht allzu heftig aus. Und der Drehort Monschau am Rande der Eifel ist nach wie vor einfach sehr schön.