Entgegen dem Markttrend haben deutsche Programmkinos wieder mehr Menschen vor die Leinwand gelockt. Im Vergleich zum Jahr davor wurde 2024 ein Besucherplus von insgesamt 3,1 Prozent verzeichnet, wie der Verband AG Kino - Gilde e.V. mitteilte (Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater).
«Trotz schwieriger Rahmenbedingungen wie der politischen und wirtschaftlichen Lage und den Folgen des Hollywood-Streiks war es ein erfreuliches Jahr für die Arthouse-Kinos», sagte Verbandschef Christian Bräuer der Deutschen Presse-Agentur.
In Berlin lägen die Arthouse-Kinos acht Prozent im Plus gegenüber dem Vorjahr und damit über dem Vorkrisenniveau. Auf dem Gesamtmarkt sanken die Besucherzahlen 2024 den Angaben zufolge um 6,2 Prozent.
Cannes, Venedig und Berlin bestimmen Arthouse-Markt
Auf Platz 1 der Jahrescharts landet der Auschwitz-Spielfilm «The Zone of Interest», dahinter folgen die groteske Komödie «Poor Things» und das Sci-Fi-Epos «Dune: Part Two».
Starke Festivalfilme aus Cannes und Venedig - etwa «Anatomie eines Falls» - hätten negative Auswirkungen des Hollywood-Streiks teilweise überkompensiert. Im Sommer 2023 hatten Drehbuchautoren und Schauspieler ihre Arbeit niedergelegt, in der Folge verschoben sich Filmstarts.
Kurzfristig sei für die Programmkinos die Oscar-Saison prägend. Der Verband hofft, dass hoch gehandelte Filme wie «Konklave», «Emilia Pérez» und «The Brutalist» sich auf die Besucherzahlen auswirken. Es werde spannend, welche Filme in Cannes, Venedig und auch in Berlin laufen. «Die Filme auf den Festivals bestimmen maßgeblich den Arthouse-Markt», sagte Bräuer.
Fehlender Bundeshaushalt führt zu Problemen
Zudem forderte er die Politik auf, den Bundeshaushalt zu verabschieden. Der bislang fehlende Haushalt führe aktuell dazu, dass die für Kinos relevanten Förderungen auf Eis gelegt seien. «Ich kann nur appellieren, dass der neue Haushalt schnellstmöglich und unter Berücksichtigung der Kinos verabschiedet wird.» Sonst könne man notwendige Investitionen nicht durchführen. «Das ist eine Katastrophe, die Kinos brauchen dringend Planungssicherheit.»