Darum geht’s in Mr. Harrigan’s Phone
Jaeden Martell und Donald Sutherland spielen die Hauptrollen in der Kurzgeschichtenverfilmung Mr. Harrigan’s Phone, die Du seit dem 5. Oktober 2022 bei Netflix streamen kannst. Der Film erzählt die Geschichte einer besonderen Freundschaft zwischen einem Teenager und einem Milliardär.
Es ist ungewöhnlich genug, dass der junge Craig und der alte Mr. Harrigan ein Vertrauensverhältnis entwickeln. Aber dann sind die beiden auch noch durch ein gemeinsames Schicksal miteinander verbunden – und durch ein iPhone.
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Der Junge leistet dem Alten regelmäßig Gesellschaft und liest ihm aus Büchern vor. Der revanchiert sich mit Lotterielosen, wobei Craig einmal tatsächlich gewinnt. Von dem Gewinn in Höhe von 3000 Dollar kauft Craig ein iPhone für Mr. Harrigan. Denn wir schreiben das Jahr 2007; es ist das Jahr, in dem Apple das Mobiltelefon neu erfindet.
Harrigan lehnt das Geschenk als eingefleischter Technikfeind zunächst ab. Doch sehr bald widmet er sich dem neuen Smartphone doch und erkennt dessen Vorteile – und zwar mit Hingabe. Eines Tages stirbt der alte Mann. Craig steckt dem Toten das iPhone in die Jackentasche, sodass dieses mit Mr. Harrigan beerdigt wird. Und dann beginnen die Dinge, seltsam zu werden.
Das Ende von Mr. Harrigan’s Phone erklärt
Craig ist noch dabei, den Tod seines Freundes Mr. Harrigan zu verarbeiten, als er Probleme an der neuen Highschool bekommt. Er wird von einem gewissen Kenny gemobbt und schließlich zusammengeschlagen. In seiner Not wendet er sich an Mr. Harrigan: Er ruft dessen iPhone an und hinterlässt eine Nachricht, in der er sein Leid klagt.
Jetzt wird es gruselig: Craig bekommt mysteriöse Textnachrichten als Antwort. Wenig später stirbt Kenny bei einem Unfall. Offenbar hatte er versucht, betrunken aus dem Zweiten Stock seines Hauses zu klettern. Craig fürchtet, dass sein verstorbener Freund aus dem Grab heraus seine Finger im Spiel hatte, um ihm beizustehen und das Problem zu beseitigen.
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Das iPhone wandelt sich immer mehr zum Gruselobjekt. Wenn es klingelt, trudeln ominöse Nachrichten ein – und wenig später passiert Schreckliches. Wir erinnern uns: Mr. Harrigan war eigentlich ein Technikfeind, entwickelte aber sehr schnell eine Handysucht. Zudem versprach er Craig, dass er jeder Bitte seinerseits nachkommen würde. Das scheint nun tatsächlich auch zu passieren.
Entsetzt von den Ereignissen versteckt Craig sein altes Smartphone und legt sich ein neues Gerät zu. Damit scheint der befremdliche Kontakt zu dem Toten zunächst ein Ende zu haben.
Das Smartphone und der Tod
Ein kurzer Blick zurück: Als Craig den Alten tot im Sessel fand, hatte der sein Handy noch in der Hand und sogar gerade Craigs Nummer gewählt. Er klammerte sich an das iPhone, als wäre es das Leben selbst. Der Tod ist in Mr. Harrigan’s Phone untrennbar mit dem Mobiltelefon verbunden. Man könnte auch sagen: Das iPhone bringt den Tod. Denn kurz nachdem Harrigan das iPhone von Craig bekommt, setzt sein Verfall ein.
Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich. Er kann Craigs Lesestunden kaum noch folgen, ist aber andauernd mit seinem Handy beschäftigt. Vor allem, um seine Aktiengeschäfte in Echtzeit zu regeln.
Gleichzeitig warnt der Alte seinen jungen Freund vor den Gefahren der Technik – und davor, wie das Internet Politik und Gesellschaft verändern würde. Mr. Harrigan ist bis zu seinem Tod also ein weiser Mann gewesen, aber auch ein gewissenloser Geschäftsmann.
Er hat als reicher Unternehmer Zeit seines Lebens die Macht, viele Dinge zum Guten oder Schlechten zu wenden. Doch er geht für seine geschäftlichen Interessen immer wieder über Leichen, buchstäblich. Harrigan spürt, dass seinem Schützling Craig diese brutale Durchsetzungsfähigkeit im Leben fehlt. Daraufhin verspricht er seinem jungen Freund, künftig „seine Feinde auszuschalten”.
Das Zimmer der Geheimnisse
Was verbindet Craig und Mr. Harrigan tatsächlich? Es ist mehr als nur ein iPhone und Lesestunden: In Harrigans Haus gibt es ein Zimmer, das voller Geheimnisse stecken soll. Craig betritt es erst nach dem Tod des Hausherrn.
Das Geheimnis, das er entdeckt: Auch Mr. Harrigan hat, genau wie Craig, seine Mutter in jungen Jahren verloren. Der Alte hat also gewusst, wie sich Einsamkeit und Trauer anfühlen. Das ist auch der Grund, warum Harrigan ausgerechnet Craig als Vorleser erwählt hat.
Er hätte andere, bessere Unterhalter finden können. Aber offensichtlich geht es Harrigan darum, ein letztes Mal seine Macht auszuüben, und zwar zum Guten. In Craig sieht er möglicherweise eine Chance zur Wiedergutmachung, eine Chance, etwas Gutes zu tun und seine dunkle Seite etwas aufzuhellen. Daher hinterlässt er ihm auch eine Menge Geld für sein Studium.
Mit der nächsten Toten nähern wir uns den Ereignissen, die das Ende von Mr. Harrigan’s Phone erklären.
Der Tod der Lehrerin
Einige Jahre nach dem Tod von Mr. Harrigan – der Junge studiert in Boston – kommt Craigs Lieblingslehrerin Mrs. Hart bei einem Autounfall ums Leben. Unfallverursacher ist der betrunkene Dean, der nach einem zweifelhaften Strafverfahren mit einer Bewährungsstrafe davonkommt.
Craig ist außer sich. Er kramt sein altes iPhone hervor und versucht, wieder Kontakt zu Mr. Harrigan aufzunehmen. „Ich will, dass er stirbt!”, lautet seine Nachricht an den toten Freund. Wenig später ist Dean tot, angeblich ein Selbstmord.
Die Umstände des Todes sind allerdings so einzigartig, dass Craig überzeugt ist, Harrigan habe aus dem Grab heraus den Vollstrecker gespielt. Und er fühlt sich schuldig, weil er sich Deans Tod gewünscht hat.
Tod und Schuld: Das Ende von Mr. Harrigan’s Phone erklärt
An diesem Punkt schließt sich der Kreis zwischen Leben und Tod in Mr. Harrigan’s Phone: Denn bereits der junge Craig fühlt sich, wie wir zu Beginn der Handlung erfahren, schuldig an einem Tod: am Tod seiner Mutter.
Später fühlt er sich schuldig für den Tod von Harrigan, dann für Kennys Ableben. Das offensichtlich grundlose Gefühl, am Tod seiner Mutter schuld zu sein, verbindet ihn mit Harrigan. Der Alte hat den Tod in eine Kammer verbannt und einen einsamen und harten Weg gewählt, um mit dieser Last umzugehen, nämlich ein skrupelloser Egoist zu werden.
Craig wird klar, dass das nicht sein Weg ist. Er will leben, ohne dass andere dafür sterben müssen. Und er will lernen, mit dem Tod zu leben. Er will lernen, endlich zu trauern.
In einer der letzten Szenen besucht er das Grab seiner Mutter, das er seit der Beerdigung vor vielen Jahren nicht mehr aufgesucht hat. Er nimmt endlich den Tod an und trauert. Und so kann er mit der Vergangenheit abschließen. Er schließt auch mit dem Technikspuk rund um das iPhone ab, wenigstens ein bisschen.
Craig interpretiert die mysteriösen Textnachrichten von Harrigans iPhone als Warnung: Die Buchstabenfolge „ccc st” liest er als „Craig, stopp!”. Er wirft sein altes iPhone, mit dem er Harrigan kontaktiert hat, in einen See – eine Art Seebestattung für das Technikmonster. Sein neues iPhone behält er allerdings. So ganz ist Craig also nicht überzeugt, dass in dieser Maschine ein böser Geist wohnt.
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