Fast 20 Jahre nach dem Erscheinen von «Durch den Monsun» singt Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz den Song immer noch gern. «Ich lieb's total», sagte der 34-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Im Gegensatz zu anderen Künstlern störe es ihn nicht, auf den größten Hit seiner Band reduziert zu werden. «Also ich bin froh, dass wir einen Song haben, den jeder immer hören will.»
Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Tom wanderte Kaulitz 2010 in die USA aus. Wie die beiden heute in Hollywood leben, zeigen die Brüder in der neuen Netflix-Serie «Kaulitz & Kaulitz». Sie soll ab dem 25. Juni bei dem Streaming-Anbieter zu sehen sein.
Während Bill darin ungeniert Tür und Tor seines Hauses öffnet, sich bei seiner Prüfung für einen amerikanischen Führerschein begleiten lässt und mit dem Kamera-Team gemeinsam in seinem begehbaren Kleiderschrank steht, lässt Tom nur eher wenige Blicke in sein Privatleben zu. Seine Frau, das Model Heidi Klum, verrät allerdings so manches mehr über die Zwillinge, die regelmäßig auch neue Folgen ihres gemeinsamen Podcasts «Kaulitz Hills - Senf aus Hollywood» veröffentlichen.
In den Jahren vor der Auswanderung wurde ihre gemeinsame Band mit Bassisten Georg Listing und Schlagzeuger Gustav Schäfer zu einer der erfolgreichsten in Deutschland. Der damalige Trubel um die aus Magdeburg stammenden Jugendlichen hat bei den Brüdern nicht nur Gutes hinterlassen, erinnert sich Bill Kaulitz. «Natürlich haben wir ganz viele Narben aus der Vergangenheit. Ich glaube aber, das Wichtige ist, dass wir uns immer so gegenseitig hatten. Und darum sind wir, glaube ich, ganz gut da so durchgekommen.»
Auch in der neuen Serie ist zu sehen, wie die Musiker auch heute noch von dem damals Erlebten beeinflusst sind. Etwa bei einem Besuch auf dem Münchener Oktoberfest. Großes Thema - neben dem Outfit der beiden - ist dabei im Vorfeld, von wie vielen Sicherheitsleuten die Brüder begleitet werden. Die Sorgen rühren auf der Vergangenheit. «Wir haben immer noch ein bisschen Angst vor Kontrollverlust in bestimmten Situationen, weil das schon oft vorgekommen ist und auch immer mal wieder passiert», sagte Tom Kaulitz. Das Beste sei in solchen Situationen, in Bewegung zu bleiben. «Aber wir kennen das ja auch nicht anders. Von daher ist es jetzt für uns nicht eine totale Umstellung», ergänzt Bill. Mittlerweile sei der Umgang der Fans mit ihnen deutlich entspannter als noch vor einigen Jahren.
In Los Angeles fühlen sich die Magdeburger Brüder mittlerweile zu Hause. Wo sie aufgewachsen sind, sei für sie aber bis heute wichtig. «Wir sind nicht in Beverly Hills am Pool geboren. Wir sind nicht in irgendeiner fancy Familie aufgewachsen, wo es alles gab, sondern wir sind sehr ärmlich aufgewachsen in einem ganz kleinen Dorf», sagt Bill. Es seien «einfache Dinge», die sie mit sich trugen - die ihnen ermöglichten, Dinge wertzuschätzen und nicht «mit so einer Selbstverständlichkeit durchs Leben» zu sehen.
Neben dem gemeinsamen Podcast und der neuen Serie in acht Folgen planen die Kaulitz-Brüder auch in den nächsten Monaten weitere gemeinsame Projekte - etwa weitere TV-Produktionen und gemeinsame Musik. Außerdem haben die zwei noch ein besonderes Ziel: «Bald kommt noch Synchronsprechen vielleicht mal dazu, das haben wir uns vorgenommen. Bill und ich wollen dringend mal einen Film zusammen synchronisieren», sagte Tom.