Schauspieler Kevin Spacey (64) hat sich nach Aufkommen der Vorwürfe wegen sexuellen Fehlverhaltens gegen ihn vorschnell verurteilt gefühlt. In einem Interview der britischen Zeitung «Telegraph» wurde er gefragt, ob er den Eindruck habe, dass die Vorwürfe vor dem Hintergrund der MeToo-Bewegung aufgeblasen worden seien. «Ich denke, es wurde auf jeden Fall schnell geurteilt», antwortete Spacey. Unternehmen wie Netflix hätten sich damals von ihm getrennt, bevor sie auch nur eine Frage gestellt hätten.
«Alles, was ich jemals wollte, war, dass Leute Fragen stellen und nachforschen», sagte der Schauspieler. «Und mir ist wohl bewusst, dass das nicht passiert ist.» In dem etwa 45-minütigen Gespräch sagte Spacey, wenn man Medien und soziale Plattformen wie Twitter außer Acht lasse, habe er von Menschen viel Freundlichkeit erlebt.
Mehrere Männer hatten Spacey («House of Cards», «American Beauty») unangemessenes Verhalten vorgeworfen. In einem Prozess in London wurde er vergangenes Jahr freigesprochen. Die Anklage hatte das Bild eines Mannes gezeichnet, der seine Macht ausnutzt, um Männer sexuell zu belästigen. Spacey hatte die Vorwürfe bestritten, beziehungsweise gesagt, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt.
«Ich arbeite jeden Tag daran, ein besserer Mensch zu werden»
Er akzeptiere vollkommen, dass er sich manchmal schlecht verhalten habe, sagte Spacey dem «Telegraph». Er habe sich manchmal in Situationen befunden, etwa am Set, in denen er zum Beispiel Witze gemacht habe, was damals üblicher gewesen sei. Später habe er in Gesprächen verstanden, dass manche sich davon herabgesetzt und veralbert gefühlt hätten. «Das war furchtbar zu hören», sagte Spacey. Das sei nie seine Absicht gewesen.
Diese Gespräche seien wichtig gewesen, weil er sein Verhalten dann mit seinem Therapeuten habe besprechen könne, sagte Spacey in dem Videointerview, in dem ihm zeitweise die Tränen kamen und er auch Vorwürfe aus einer neuen Dokumentation des Senders Channel4 zurückwies. «Ich arbeite jeden Tag daran, ein besserer Mensch zu werden», sagte der US-Amerikaner. Im «Telegraph» sprachen sich Kollegen wie Sharon Stone und Liam Neeson für seine Rückkehr auf die Leinwand aus.