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Selbstbestimmte Rock-Ikone - Alanis Morissette wird 50

Alle Höhen, alle Tiefen. Alanis Morissette kennt sie. Ihr Leben änderte sich mit dem Durchbruch - der nicht immer hielt, was er versprach.
Alanis Morissette
Das Hit-Album «Jagged Little Pill» von Alanis Morissette hat sich weltweit mehr als 30 Millionen Mal verkauft. © Richard Shotwell/Invision/AP/dpa

Der Traum, den so viele junge Menschen haben, dieses berühmt sein, angehimmelt werden, eine Stimme haben in der Welt. Das alles wurde für Alanis Morissette mit ihrem phänomenalen Album «Jagged Little Pill» 1995 Wirklichkeit. Vorher habe sie sich oft sehr allein gefühlt, sagte sie kürzlich im Podcast «Mom and Mind». «Naiverweise dachte ich, Ruhm würde helfen, das zu mildern» - doch das Gegenteil sei in der patriarchalischen Welt des Rock'n'Roll der Fall gewesen. Morissette gilt als eine, die auch offen über die Schattenseiten des Ruhms sprechen kann. Am Samstag (1. Juni) wird sie 50 Jahre alt.

Morissette wurde 1974 im kanadischen Ottawa geboren. Ihr Vater leitete eine Schule und ihre Mutter, die ursprünglich aus Ungarn stammt, war ebenfalls Lehrerin. Sie hat einen älteren Bruder und einen Zwillingsbruder, der zwölf Minuten vor ihr zur Welt kam. Ihr Vater Alain gab ihr den Namen Alanis, eine weibliche Variation seines eigenen Namens. In den späten 70er Jahren zog die Familie für einige Zeit nach Heiligenzell im Schwarzwald, wo ihre Eltern an einer nahegelegenen kanadischen Militärbasis unterrichteten.

Nach ihrer Rückkehr nach Kanada war Morissette so stark von einem Konzert beeindruckt, das Freunde ihrer Eltern gaben, dass sie beschloss, Sängerin zu werden. Noch während ihrer Schulzeit begann sie, eigene Lieder aufzunehmen, und veröffentlichte Anfang der 90er Jahre ihre ersten beiden Alben, die in Kanada recht erfolgreich waren. Später zog die heutige US-Bürgerin nach Los Angeles und unterschrieb einen Plattenvertrag bei Madonnas Label Maverick. «Wir haben uns ein paar Mal getroffen und sie war sehr liebenswürdig zu mir, zumindest am Anfang», sagte Morissette einst.

Über Nacht ein Star

Ihr erstes Album beim neuen Label wurde sofort ein großer Erfolg. «Jagged Little Pill» mit der ganzen Kraft der aufgebrachten und unruhigen Alanis verkaufte sich weltweit über 30 Millionen Mal, und Songs wie «You Oughta Know», «Ironic» oder «Head over Feet» wurden zu modernen Klassikern. Morissette gewann vier (von heute insgesamt sieben) Grammys - unter anderem für das Album des Jahres - und wurde über Nacht zum Star. Da ihre Liedtexte oft Aggressionen thematisieren, wurde sie von vielen als «zornige junge Frau» wahrgenommen, was sie als Kompliment empfand.

Auch nach «Jagged Little Pill» blieb der Erfolg Morissette treu. Sie erhielt zahlreiche Schauspielrollen, unter anderem im Film «Dogma» und am Broadway in New York, sowie eine Gastrolle in der Serie «Sex and the City». Auch ein eigenes Alanis-Musical wurde bis 2021 am Broadway in New York gezeigt. Der Name? Natürlich «Jagged Little Pill».

Ihre weiteren fünf Alben verkauften sich ebenfalls gut. Mehrere Jahre war sie mit dem kanadischen Schauspieler Ryan Reynolds liiert, bevor sie sich 2007 trennten. Drei Jahre später heiratete sie den Rapper Souleye, mit dem sie mittlerweile drei Kinder hat. Auch über postpartale Depression sprach Morissette viel.

Letztes Album: Meditationsmusik

Ihr jüngstes Studioalbum «The Storm Before The Calm» war der musikalische Beweis, wie weit sie sich mittlerweile von ihren stürmischen Anfangsjahren als Musikerin entfernt hat. Ausladende und wenig griffige Klangteppiche erinnerten teilweise eher an Meditationsmusik. Erfolgreich war die Platte nicht.

Vielleicht kann man sagen, dass es Alanis Morissette egal ist, ob sie immer wieder aufs neue an vergangene Erfolge anknüpfen kann, solange sie sie selbst sein darf. Denn was sie aus ihrer Zeit des Durchbruchs erinnert, ist auch die fehlende Selbstbestimmung. «Du meldest dich im Grunde oft unabsichtlich freiwillig dazu, eine leere Leinwand zu sein, auf die die Leute all ihre Sachen projizieren», sagte sie bei «Mom and Mind». «Manches davon ist wirklich anstrengend, denn dann fühlt man sich am Ende wie eine Leinwand - und nicht wie ein Mensch.»

© dpa ⁄ Benno Schwinghammer, dpa

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