Es ist ein Roman über digitale Kommunikation, über Selbstverwirklichung und Kunst. Martina Hefters «Hey guten Morgen, wie geht es dir?» steht auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis, der am 14. Oktober vergeben wird. Die 59 Jahre alte Autorin lebt in Leipzig, der Roman trägt autofiktionale Züge.
Hefter - die auch Lyrikerin und Performerin ist - ist ein kunstvolles Werk gelungen, das so gegenwärtig wie poetisch ist. Erzählt wird von der Mittfünfzigerin Juno, einer Künstlerin, die mit ihrem schwer kranken Mann Jupiter, einem Schriftsteller, in Leipzig lebt. Jupiter hat Multiple Sklerose und kann die Wohnung ohne Junos Hilfe nicht verlassen.
Vom Schreiben über digitale Kommunikation
Aus diesem Alltag flüchtet Juno sich ins Tanzen - oder ins Internet. Dort chattet sie mit sogenannten Love-Scammern: Dabei handelt es sich um Internetbetrüger, die mittels Fake-Profilen Kontakt zu Liebessuchenden aufnehmen und diese finanziell ausbeuten wollen.
Juno nutzt diese Chats als Ablenkung, wenn sie nachts nicht schlafen kann. Und testet, wie viel Unsinn sie fantasieren kann, bis die Betrüger ihr nicht mehr schreiben. Nachdem sie einen bestimmten Liebesbetrüger überführt hat, beginnt Juno, unverbindlich mit diesem Mann weiter zu chatten. Er heißt Benu, ist deutlich jünger als sie und lebt in Nigeria. Die beiden tauschen sich über ihren Alltag aus, führen Smalltalk.
Wie Hefter die digitale Kommunikation in ihren Text integriert, ist authentisch und oft lustig. Die Kommunikation zwischen den beiden ungleichen Gesprächspartnern liest sich zum Beispiel so: «"Glaubst du an Gott? Ich glaube an ihn." "Früher ja, jetzt nicht mehr. Ich glaube an den Weltraum. Ich wäre gern Astrophysikerin." "Lol." Roter-explodierender-Stern-Emoji. Dann sandte Benu noch ein GIF. Jerry, die Maus aus "Tom und Jerry", die sich vor Lachen bog. Juno wusste nicht, ob das ironisch gemeint war.»
Es geht um das Altern, um Kolonialismus und Liebe
Astronomische Bezüge ziehen sich durch den Text. Nicht nur, was die Namen der Protagonisten angeht. So bezieht sich Juno etwa auch immer wieder auf die Sterne, außerdem ist sie beeinflusst von Lars von Triers Endzeitfilm «Melancholia», in dem ein Planet die Erde trifft.
Es geht auch um das Altern, um Kolonialismus und Liebe. Von diesen großen Themen erzählt Hefter lakonisch und zart. So ist ihr mit «Hey guten Morgen, wie geht es dir?» ein Werk gelungen, das sich kurzweilig liest, aber auch nachhallt.