Im deutschen Ski-Team stößt die von einer Wildcard ermöglichte Rückkehr von Marcel Hirscher im alpinen Weltcup auf Kritik. Slalom-Ass Linus Straßer freut sich zwar auf den Wettkampf mit dem nun für die Niederlande startenden Österreicher. Dass dieser aber dank einer neu eingeführten Regel als prominenter Rückkehrer sofort einen verhältnismäßig guten Startplatz bekommt, sei nicht richtig. «Ganz schwierig» sei laut Straßer die Wildcard-Regel; Chefcoach Christian Schwaiger findet sie «absolut schlecht».
Der Ski-Weltverband Fis hatte zur neuen Saison - manche Beobachter sagen: just wegen Hirscher - eine Wildcard eingeführt. Auf diese können sich Fahrerinnen und Fahrer bewerben, die mindestens zwei Jahre keine Rennen gefahren sind und davor in ihrer Karriere größere Titel gewonnen haben. Sie dürfen dann sofort nach den ersten 30 Startern ins Rennen gehen. Viele Athleten kämpfen jahrelang, um sich in der Startliste genau dorthin nach vorne zu arbeiten und von einer noch verhältnismäßig guten Piste zu profitieren.
Hirscher-Start in Sölden noch nicht fix
Wolfgang Maier, der Sportvorstand im Deutschen Skiverband (DSV), bemängelte, dass die Wildcards von der Fis um den umstrittenen Präsidenten Johan Eliasch ohne Rücksprache oder Abstimmung mit Athleten- und Teamvertretern beschlossen wurden. «Wir sind nicht prinzipiell gegen die Wildcard. Aber die Art und Weise, wie sie eingeführt wurde, ist nicht okay», sagte der erfahrene Funktionär vor dem Saisonauftakt am Wochenende in Sölden.
Dort könnte der achtmalige Weltcup-Gesamtsieger, Weltmeister und Olympiasieger Hirscher dann erstmals nach fünf Jahren Pause wieder am Start stehen. Nachdem er jahrelang für Österreich der weltbeste Alpin-Athlet war, tritt er künftig für die Niederlande, das Heimatland seiner Mutter, an. Dass er in Sölden tatsächlich antritt, hat er selbst noch nicht fix bestätigt.
Straßer: Hirscher-Comeback «PR-mäßig ein Riesending»
Dass viele dem Comeback entgegenfiebern, das sei verständlich, sagte Maier. «Natürlich ist das sexy für die Fis, wenn der Hirscher wieder fährt, und die ganzen Medien konzentrieren sich dann darauf.» Straßer sieht es ähnlich. «Ich sehe natürlich schon auch, dass es PR-mäßig ein Riesending ist, dass es dem Sport und der Einschaltquote guttut. Und mir geht es persönlich auch so: Ich schaue da auch gespannt hin und es interessiert mich schon auch, wo der Marcel jetzt steht.»
Sportlich traut Straßer dem einstigen Weltcup-Dominator trotz dessen langer Pause einiges zu. «Manche schreiben den Marcel total ab, was ich gar nicht verstehe. Der ist körperlich mindestens genauso fit wie zu seiner aktiven Zeit. Der ist ja auch nicht uralt, er ist 35, das ist das beste sportliche Alter.»