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Preuß in Oberhof chancenlos: Attacke auf Weltverband

Franziska Preuß misslingt der Start in das neue Biathlon-Jahr. Zwar nennt sie ihr Rennen direkt im Ziel «schlecht», doch die Ex-Weltmeisterin ist auch aus einem anderen Grund sauer.
Biathlon: Weltcup
Biathlon: Weltcup

Nach dem mit Abstand schlechtesten Ergebnis ihren ansonsten überragenden Biathlonsaison ließ Franziska Preuß ihren Frust raus. Zwar hakte die zweimalige Saisonsiegerin ihren 28. Rang im Sprint beim Weltcup-Heimspiel im thüringischen Oberhof dann doch recht schnell ab, für die Umstände im unangenehmen Schmuddelwetter mit Dauerregen kritisierte die Bayerin den Weltverband IBU aber ungewohnt scharf. 

«Mein Rennen war schlecht», sagte Preuß, die nach drei Schießfehlern chancenlos war. Zuvor hatte es die 30-Jährige sechsmal nacheinander auf das Podest geschafft, war seit Ende November nie schlechter als Fünfte. Nun schob sie im Ziel aber direkt hinterher: «Ich muss ehrlicherweise sagen, ich verstehe es nicht von der IBU. Es weiß jedes Kind, es wird immer tiefer, wenn es regnet, und wieso man dann nicht die Startgruppe verschiebt.» 

Grund für ihre Wut ist eine Regeländerung zu Saisonbeginn. Um die Rennen vor allem für die Millionen TV-Zuschauer länger spannend zu halten, dürfen die Besten im Weltcup erst in der dritten Startgruppe auf die Strecke gehen. Zuvor durften sie immer gleich zu Beginn ran, was bei schlechten Bedingungen wie in Oberhof ein Vorteil ist. 

«Dann stapfst du durch diese nasse Pampe»

So standen in Überraschungssiegerin Paula Botet aus Frankreich, der Zweiten Maren Kirkeeide aus Norwegen und der drittplatzierten Bulgarin Milena Todorowa allesamt Athletinnen mit früheren Startnummern auf dem Podest. Aber: Justine Braisaz-Bouchet aus Frankreich schaffte es mit Startnummer 52 und drei Fehlern auf Rang vier. Auch Preuß schoss dreimal daneben. 

Preuß startete als 64. erst als Letzte der Favoritinnen und hatte große Probleme im durchweichten Geläuf. Sie lag bei der reinen Laufzeit nur aus Rang 17 - absolut untypisch. Ob am Ende das Material vielleicht auch ein Faktor war, blieb offen. «Sie haben gesagt, sie reagieren, wenn es sich anbietet, aber es wird halt wieder gar nicht reagiert», schimpfte Preuß. 

Die Wettkampfjury, in der auch zwei Trainer sind, hätte die Regel aufgrund der Bedingungen außer Kraft setzen und zum alten Modus zurückkehren können. «Es gab eine einstimmige Entscheidung. Auch keiner der Trainer hat darauf bestanden, etwas zu ändern, weil man der Meinung war, dass die Strecke hält», teilte IBU-Kommunikationschef Christian Winkler auf Anfrage mit.

Dauerregen bei deutlichen Plusgraden

«Dann stapfst du da durch diese nasse Pampe und du merkst auch, dass du nicht vom Fleck kommst, obwohl sich die Beine gar nicht so schlecht anfühlen», sagte Preuß, wollte das aber nicht als Ausrede für ihr schwaches Ergebnis hernehmen: «Das war heute einfach kein guter Tag.»

Das Wetter hatte schon vor dem Rennen für Diskussionen gesorgt - zumindest im deutschen Team. «Ich habe vor dem Wettkampf meine Meinung klar gesagt. Wenn das kein Wetter ist, dass man dreht, dann weiß ich nicht, wann so ein Wetter sein soll», sagte Sportdirektor Felix Bitterling. Man werde aber die Entscheidung akzeptieren.

Immerhin: Weil ihr Vorsprung so groß ist, behält Preuß das Gelbe Trikot der Führenden im Gesamtweltcup und startet auch am Samstag in der Verfolgung in dem begehrten Jersey. Auf Siegerin Botet hatte Preuß nach drei Strafrunden 2:00,2 Minuten Rückstand. Beste Deutsche am Rennsteig wurde die erst 19 Jahre alte Julia Tannheimer mit einem Schießfehler als Neunte. Direkt dahinter landete Selina Grotian auf Rang zehn. 

IBU hält an Regeländerung fest

Die IBU wird die neue Regelung vorerst auch im zweiten Saisondrittel weiterführen. Diese Entscheidung sei nach einer angekündigten Evaluierung nach dem ersten Trimester zwischen Weihnachten und Neujahr gefallen.

Was Preuß und anderen Athletinnen und Athleten dabei aber am meisten aufstößt, ist die Situation beim Aufwärmen. Da steht den Besten, anders als früher auf der Strecke, nur wenig Platz zur Verfügung. Es sei schon grenzwertig, so Preuß. «Da war etwas anderes ausgemacht. Das waren 100 Meter zum Warmlaufen, das finde ich nicht fair uns gegenüber, wenn man das vorher anders kommuniziert, und im Endeffekt machen sie es doch, wie sie es wollen», meinte die Bayerin. 

Das alles war Vanessa Voigt im Sprint egal. Die Lokalmatadorin war nach einer Erkältung noch nicht wieder fit und musste im Ziel von den Teambetreuern gestützt in die Umkleide geführt werden. Sie verpasste die Qualifikation für das Verfolgungsrennen, weil sie nur 68. wurde.

© dpa ⁄ Sandra Degenhardt und Thomas Wolfer, dpa
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