Über die touristischen Attraktionen in der noch namenlosen neuen Hauptstadt Ägyptens hat sich Bennet Wiegert nicht informiert. «Ich habe genug damit zu tun, die Mannschaft maximal gut auf die Gegner vorzubereiten. Da habe ich keine Zeit zu gucken, wo wir hinfahren. Ich habe keine Ahnung, was uns dort erwartet», sagte der Trainer des deutschen Handball-Meisters SC Magdeburg vor dem Trip zum Super Globe in der neuen Metropole rund 50 Kilometer vor den Toren von Kairo.
Die sportlichen Ziele bei der Club-WM hat Wiegert dagegen klar formuliert. «Wer mich kennt, der weiß, wie krankhaft ehrgeizig ich manchmal bin. Wir wollen alles gewinnen. Das trifft auch auf den Super Globe zu. Das ist eine Woche, wo wir etwas mitnehmen können», sagte der 42-Jährige.
Vierter Triumph in Serie winkt
Wie 2021, 2022 und 2023 möchten sich die Magdeburger mit dem Titel beste Vereinsmannschaft der Welt schmücken. «Es ist uns dreimal gelungen, den Titel zu holen, und wir versuchen, es ein viertes Mal zu schaffen. Egal, wie namhaft die Gegner sind», bekräftigte Wiegert den Anspruch.
Nach dem 33:33 in der Champions League beim Vorjahresfinalisten Aalborg HB besteigen der SCM-Coach und seine Schützlinge am Freitag mit deutlich besserer Laune als nach der vorhergehenden Heimpleite gegen den THW Kiel den Flieger gen Kairo. «Die Mannschaft hat wirklich große Moral gezeigt und sich gegen alle Widerstände gewehrt», resümierte Wiegert.
In der neuen ägyptischen Verwaltungshauptstadt treffen die Magdeburger am Samstag zunächst auf Außenseiter California Eagles. Zweiter Gruppengegner ist einen Tag später der saudi-arabische Vertreter Khaleej Club. «Ich bin mit dem Los zufrieden. Ich hoffe, dass wir uns in der Gruppe durchsetzen», sagte Wiegert.
Über die Rivalen hat er sich beim Studium etlicher YouTube-Videos informiert. «Deshalb sehe ich uns gut vorbereitet», berichtete Wiegert. So richtig heiß dürfte es erst ab dem Halbfinale werden, wenn die Duelle mit Champions-League-Sieger FC Barcelona und Ungarns Topteam Veszprem HC anstehen.
Magdeburg noch nicht im Rhythmus
Das Remis am Mittwochabend in Aalborg nach einem zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Rückstand soll sein Team beflügeln. Denn der Saisonstart verlief nicht rund. «An einen Flow mag ich gerade gar nicht denken. Davon sind wir momentan ziemlich weit entfernt», räumte Wiegert ein. «Ich versuche, damit analytisch und ohne Emotionen umzugehen und sage mir, es wird besser. Aber wir sind angehalten, auch kurzfristig Ergebnisse zu liefern.»
Bereits zwei Niederlagen haben die vom Erfolg verwöhnten Magdeburger in der noch jungen Saison einstecken müssen. Zunächst zum Auftakt in der Champions League beim ungarischen Vertreter Pick Szeged, dann am vergangenen Sonntag in der Bundesliga gegen Kiel.
Olympische Spiele wirken nach
Wiegert macht dafür zum Teil auch einen Olympia-Blues bei Teilen der Mannschaft verantwortlich. «Ich habe das Gefühl, dass einige Spieler noch mit den Einflüssen von Olympia zu kämpfen haben», sagte der Erfolgstrainer. In vielen Einzelgesprächen versuche er deshalb, den Fokus auf die Zukunft zu lenken. «Egal, was da passiert ist, erfolgreich oder nicht erfolgreich - das hat im Sport keinen Platz. Es muss immer schnellstmöglich weitergehen», sagte Wiegert.