Von einem Endspiel spricht beim THW Kiel niemand. Doch richtungsweisenden Charakter hat das Duell beim Meister und Pokalsieger SC Magdeburg für den Rekord-Champion allemal. «Der Druck steigt, je mehr Minuspunkte man auf dem Konto hat», sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi vor dem ersten Saison-Topspiel in der Handball-Bundesliga am Sonntag (18.00 Uhr/Dyn).
Während der Titelverteidiger aus Magdeburg mit zwei Siegen in die Bundesliga-Spielzeit gestartet ist und sich durch den souveränen 33:25-Erfolg gegen Kolstad in der Champions League viel Rückenwind für die Aufgabe geholt hat, schleppen die Kieler bereits zwei Minuspunkte von der Auftaktpleite bei den Rhein-Neckar Löwen mit sich herum.
Herausfordernde Situation in Kiel
Eine weitere Niederlage würde zwar noch nicht das Ende alle Meisterträume bedeuten - eine schwere Hypothek im Titelkampf wäre dies aber ganz gewiss. «Wir müssen aktuell einen Schutzmantel um die Mannschaft legen. Die Erwartungshaltung ist sehr hoch», sagte Szilagyi jüngst im Podcast «Erste 7» über die Situation an der Förde, die der Österreicher als «maximal herausfordernd» bezeichnete.
Nach Platz vier in der Vorsaison soll in dieser Spielzeit mindestens Rang zwei und damit die Qualifikation für die Champions League, wo der THW erstmals seit sechs Jahren nur Zaungast ist, geschafft werden. Da käme ein Fehlstart mit 2:4 Punkten im Falle einer Niederlage ungelegen.
«Wir wussten schon vor der Saison, dass es ein schweres Auftaktprogramm für uns sein wird», sagte Kiels Kreisläufer Hendrik Pekeler dem NDR. «Und gerade Magdeburg ist auswärts eine der schwersten Aufgaben, die man haben kann. Aber wir werden hinfahren und versuchen, dort zu gewinnen. Wenn wir in der Abwehr gut stehen, können wir das auch schaffen.»
Obwohl der Rekordmeister seinen Schrecken verloren hat, weiß SCM-Trainer Bennet Wiegert um die Schwere der Aufgabe. «Kiel ist immer gefährlich, unabhängig von der Tabellenlage. Der THW hat einen ambitionierten Kader. Wir sind noch ganz früh in der Saison, wo noch keiner irgendetwas abschenkt», warnte Wiegert.
Magdeburg geht mit viel Rückenwind in die Partie
Das gilt natürlich auch für die Titelsammler aus Magdeburg, die sich am Donnerstagabend beim klaren Heimsieg in der Königsklasse gegen Kolstad weiteres Selbstvertrauen holten. «Vor allem die Startphase war fantastisch. Jetzt müssen die Jungs gut regenerieren, damit wir gegen Kiel wieder so eine Leistung abrufen können», sagte Wiegert.
Im erwartet engen Titelrennen möchte sich der Double-Gewinner keinen Ausrutscher leisten. «Wahrscheinlich sollte man gar nicht verlieren, wenn man deutscher Meister werden will. Jede Niederlage tut weh», sagte Wiegert. Denn neben Kiel schielen auch die SG Flensburg-Handewitt und die Füchse Berlin auf den Handball-Thron.
Die Konkurrenz wird am Sonntagabend natürlich ganz genau hinschauen, wenn sich die beiden Topteams duellieren. «Druck ist auf jeden Fall auf dem Spiel, denn eine Niederlage wäre für keine der Mannschaften in Ordnung», sagte Berlins Sportvorstand Stefan Kretzschmar und prophezeite: «Das wird spannend und spektakulär, keine Frage.»