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«Der Stärkste»: Dominator Pogacar steht vor Tour-Sieg

Tadej Pogacar steht ganz nah vor seinem Double-Sieg aus Giro und Tour. Bei der Kletterpartie in den Alpen verzichtet Rivale Vingegaard auf Attacken. Der Slowene vergrößert den Abstand erneut deutlich.
Tour de France - 19. Etappe
Tour de France - 19. Etappe
Tour de France - 19. Etappe
Tour de France - 19. Etappe

Die Vorentscheidung bei der 111. Tour de France ließ sich auch an den Reaktionen der Superstars Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard ablesen. Während der dominierende Slowene sich von seiner Verlobten Urska einen Siegerkuss abholte, lag der Däne weinend in den Armen seiner Frau Trine. Der lässig wirkende Pogacar steht nach seinem klaren Sieg über den Rivalen im Skigebiet Isola 2000 nach einem beeindruckenden Gebirgsritt vor seinem Double-Triumph aus Giro- und Tour-Sieg. 

«Ich schaue besser als jemals zuvor aus, das würde ich auch sagen. Ich bin super glücklich», sagte Pogacar am Freitag mit Staub im Gesicht. «Ich dachte, dass es Jonas am Bonette probiert. Ich denke, ihr Hauptziel war die Etappe zu gewinnen.» 

Am Cime de la Bonette, dem höchsten Punkt der Tour, war der erwartete Angriff Vingegaards ausgeblieben. Knapp neun Kilometer vor dem Ziel attackierte Pogacar den wehrlos wirkenden Vingegaard, überholte die wenigen Fahrer vor ihm aus der Ausreißergruppe und fuhr unwiderstehlich davon. 

Zwei Tage vor dem finalen Einzelzeitfahren in Nizza rollte Pogacar nach den 144,6 Kilometern zwischen Embrun und Isola 2000 als Erster vor Vingegaards US-amerikanischem Kollegen Matteo Jorgenson und dem Briten Simon Yates über die Ziellinie. Damit feierte Pogacar seinen vierten Etappensieg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt und seinen insgesamt 15. Tageserfolg bei der Tour. Dem Dänen Vingegaard schien vor allem daran gelegen, den zweiten Gesamtwertungsrang vor dem Belgier Remco Evenepoel zu verteidigen.

«Pogacar ist der Stärkste», sagte Vingegaards Sportchef Grischa Niermann. «Das ist nicht das Ende, aber sehr wahrscheinlich das Ende, in diesem Jahr die Tour zu gewinnen», räumte er ein. «Im Endeffekt muss Jonas den Call machen und die Beine dazu haben. Er hat gesagt, er hat nicht das Gefühl, Pogacar abhängen zu können», fügte Niermann hinzu.

Pogacar baut Vorsprung klar aus

Der Ausnahmefahrer Pogacar setzte aber auch in anderer Hinsicht Maßstäbe. Nach dem Tour-Tag streifte er sich zum 37. Mal in diesem Jahr das Führungstrikot bei einer Grand Tour über. Damit hält er nun gemeinsam mit Radsportlegende Eddy Merckx den Rekord. Der Belgier hatte den Bestwert 1970 aufgestellt. 20 Mal trug Pogacar 2024 das Rosa Trikot beim Giro, 17 Mal das Gelbe Dress der Tour. 

In der Gesamtwertung baute der Mann im Gelben Trikot seinen komfortablen Vorsprung deutlich aus. 5:03 liegt er nun vor Titelverteidiger Vingegaard, 7:01 vor dem Dritten Evenepoel. Wenn es zu keinem Leistungseinbruch, keiner Krankheit sowie Sturz kommt, dann dürfte Pogacar am Sonntag in Nizza an der Côte d’Azur seinen dritten Tour-Sieg bejubeln. 

Höchster Punkt der Tour

Bei der Schlüsseletappe in den Alpen ging es für die Radprofis noch einmal in schwindelerregende Höhen. Im Cime de la Bonette wartete mit 2802 Höhenmetern der höchste Punkt, der jemals bei der Tour befahren wurde. Vorher musste der Col de Vars bezwungen werden. Beide Anstiege gehörten zur höchsten Kategorie. 

Vor allem die Sprinter kamen an ihre Grenzen und mussten hoffen, nicht aus dem Zeitlimit zu fallen. Die Organisatoren hatten extra die Karenzzeit zugunsten der schnellen Männer leicht korrigiert. Das Team um Vingegaard wusste, dass sie liefern müssen, um Pogacar noch einmal gefährlich zu werden. Von Anfang an machten sie Tempo, trieben die Ausreißergruppe kräftig nach vorn. Der erwartete Angriff von Vingegaard am Bonette blieb allerdings aus - zumal Pogacar vier Team-Kollegen dabei hatte. Der Däne keinen. 

Zwar stehen mit der Alpen-Etappe von Nizza zum Col de la Couillole am Samstag und dem abschließenden Zeitfahren von Monaco nach Nizza noch zwei Etappen an. Doch die gezeigten Leistungen lassen daran zweifeln, dass Pogacar noch von der Spitze des Gesamtklassements verdrängt werden kann. 

© dpa ⁄ Felix Schröder und Tom Bachmann, dpa
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