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Der Samurai der Formel 1: 400. Grand Prix für Alonso

Als er seinen ersten Grand Prix fährt, ist das Euro-Bargeld noch nicht mal eingeführt. Kollegen, die heute gegen ihn fahren, sind noch nicht geboren oder Kinder, die ihn bewundern.
Fernando Alonso
Fernando Alonso (l)  und Sebastian Vettel
Fernando Alonso (r) und Michael Schumacher

Zweimal Weltmeister, erfolgsbesessen, ein Charakter-Fahrer, der keinem Duell aus dem Weg geht. Fernando Alonso prägt die Formel 1 seit zwei Jahrzehnten mit. Er war es, der 2005 die Titelära von Michael Schumacher bei Ferrari beendete. Er war es, der an Sebastian Vettel verzweifelte. Alonso lieferte packende Rennen, aber auch Skandale und Kontroversen. 

An diesem Wochenende nimmt Alonso mit 43 Jahren an seinem 400. Grand Prix teil. «Natürlich sind Titel und Rennsiege das Wichtigste für uns Fahrer. Gleichzeitig zeigt es meine Liebe für den Sport und die Disziplin, die ich seit mehr als 20 Jahren auf einem sehr hohen Niveau aufbringen muss», sagt er. 

Allerdings mit Startproblemen. Am Donnerstag sollte Alonso in der Pressekonferenz in Mexiko-Stadt auch über sein Jubiläum plaudern - ging aber nicht. Er fühlte sich unwohl. Aufregung dürfte es sicher nicht gewesen sein, Alonso hat in seiner Karriere schon aus ganz anderen Gründen im Rampenlicht gestanden. Und nicht immer waren es gute Gründe beim Spanier, der ein Japan-Faible inklusive großem Samurai-Tattoo auf dem Rücken hat. 

Die Skandal-Akte

Nach seinem Formel-1-Einstieg 2001 im Minardi wechselte er zu Renault, zunächst aber nur als Ersatzpilot. 2003 stieg Alonso zum Stammfahrer auf, zwei Jahre später krönte er sich zum Weltmeister. Michael Schumacher war im Ferrari im WM-Kampf zum ersten Mal nach fünf Titeln geschlagen. 2006 machte Alonso seinen zweiten WM-Triumph perfekt und wechselte zu McLaren. Der Doppelweltmeister als Superstar auf dem Weg zu weiteren Erfolgen. 

Doch dann bekam er Lewis Hamilton, damals 22 Jahre jung, an die Seite. Was mit großer Show bei der gemeinsamen Vorstellung in Valencia einst begann, entwickelte sich zu einem Stallduell, das komplett eskalierte, beiden den Titel kostete und Kimi Räikkönen im Ferrari den Weg freimachte zum Weltmeister von 2007. Unvergessen ist, wie Alonso in Ungarn bei einem Boxenstopp so lange stehen blieb, bis Hamilton keine Zeit mehr für eine weitere schnelle Runde in der Qualifikation hatte. 

Im selben Jahr schockte die Spionageaffäre um McLaren und illegal erhaltene Ferrari-Daten die Formel 1 - Medienberichten zufolge soll Alonso damals angeblich gedroht haben, Informationen, die er über die Angelegenheit hatte, bekannt zu machen. Letztlich wurde er als Kronzeuge gehört, McLaren zu einer Rekordstrafe von 100 Millionen Dollar verdonnert. 

Alonso verließ McLaren nach einer Saison und kehrte zurück zu Renault. 2008 gewann er den Großen Preis von Singapur. Die Premiere des Nachtrennens wurde aber von einem Unfall-Skandal schwer überschattet. Alonso hatte von einem Crash seines damaligen Teamkollegen Nelson Piquet Junior profitiert, den er auf Geheiß der Teambosse, unter anderem Alonsos Manager Flavio Briatore, gebaut haben sollte. Noch heute versucht der damals im WM-Kampf von Hamilton geschlagene Felipe Massa (damals Ferrari) wegen dieses Rennens die Titelentscheidung anzufechten. 

Alonsos verzweifelter Kampf gegen Vettel

Noch ein weiteres Jahr blieb Alonso bei Renault, ehe er zu Ferrari wechselte. Zu einem weiteren Titel reichte es nicht. Der Grund hatte einen Namen: Sebastian Vettel. Der Hesse verwies bei seinen vier Titeln nacheinander von 2010 an Alonso gleich dreimal auf Platz zwei, einmal wurde der Asturier WM-Vierter. Zur Saison 2015 kehrte Alonso zu McLaren zurück. Doch auch da stellte sich der ersehnte nächste Titel nicht ein. Stattdessen brüskierte er in Japan Hersteller Honda, als er per Boxenfunk den Antrieb des Autobauers als «GP2-Motor» vor einem weltweiten Millionenpublikum diffamierte. 

Nach 2018 stieg Alonso erst mal aus der Formel 1 aus, er gewann zweimal die 24 Stunden von LeMans, er ging bei der Rallye Dakar an den Start, 2017 war er auch bei den legendären Indy 500 angetreten. 2021 kehrte er in die Formel 1 zurück und heuerte bei Renault-Nachfolger Alpine an, 2023 bekam er das Cockpit des zurückgetreten Vettel bei Aston Martin. 32 Grand-Prix-Siege stehen in seinem Lebenslauf, 106 Podiumsplätze und 22 Pole Positionen. 

«Es ist verrückt», erzählte Landsmann Carlos Sainz in Mexiko, wo Alonso mit einem speziellen Helmdesign antreten wird: «Als ich aufgewachsen bin und neun, zehn Jahre alt war, ist er schon in der Formel 1 gefahren. Und nun werde ich 30 und Alonso fährt noch immer.» Er sitze nun seit 40 Jahren hinterm Lenkrad, sagte Alonso selbst - mit drei Jahren begann er bereits mit dem Kartfahren.

Allerdings hatte er mal gedacht, er würde schon 2009 seine Laufbahn beenden, als er nach dem WM-Gewinn 2006 den Dreijahresvertrag bei McLaren unterschrieben hatte. «Ich war zu 99 Prozent sicher, 2009 wäre meine letzte Formel-1-Saison.» 

Es kam aber anders. Wie lange er noch machen will, lässt er offen. Vor allem auch die Verpflichtung von Stardesigner Adrian Newey von März 2025 an treibt Alonso weiter an: «Es ist definitiv das Team der Zukunft», sagt er über Aston Martin. Man darf gespannt sein, wie lange Alonso noch Teil dieser Zukunft sein wird.

© dpa ⁄ Jens Marx, dpa
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