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«Auf einem Bein» - Zverev scheidet verletzt in Wimbledon aus

Mit einer Bandage am Knie hat Alexander Zverev im Wimbledon-Achtelfinale zwei Sätze lang alles im Griff. Dann verliert die Belastungsprobe. Und verrät im Anschluss, was mit dem Knie los ist.
Wimbledon 2024
Muss weiter auf sein erstes Viertelfinale in Wimbledon warten: Alexander Zverev. © Kirsty Wigglesworth/AP

Niedergeschlagen verließ Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev nach seinem bitteren Achtelfinal-Aus die Wimbledon-Bühne. Seine Niederlage trotz einer 2:0-Satzführung gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz erklärte der French-Open-Finalist mit seiner Knieverletzung, starken Einschränkungen und Schmerzen. 

«Ich war heute auf einem Bein. Ich denke, es war ziemlich offensichtlich, dass ich nicht bei 100 Prozent war», sagte der 27-Jährige nach dem 6:4, 7:6 (7:4), 4:6, 6:7 (3:7), 3:6 und der verpassten Viertelfinal-Premiere beim bedeutungsvollsten Rasenturnier der Welt. «Aber am Ende bin ich stolz, dass ich gekämpft habe.»

Folgenschweres Wegrutschen

In der Runde zuvor, als er gegen den Briten Cameron Norrie auf dem Rasen weggerutscht und sein Knie überdehnt habe, habe er ein Knochenödem und eine Zerrung in der Kapsel erlitten. «Mein Knie ist relativ geschwollen. Aber es ist nichts, das außergewöhnlich schlimm ist oder dass ich länger ausfalle», meinte Zverev, der mit einer Bandage am linken Knie angetreten war. 

Er habe sich aber das gesamte Match über gegen die Nummer zwölf der Welt nicht richtig bewegen können, sagte Zverev nun. «Ich bin nicht nach Stoppbällen gelaufen», schilderte der Weltranglisten-Vierte seine Sicht. «Wenn ich nach Stoppbällen gelaufen bin, bin ich mehr gehumpelt als gelaufen.»

Am Samstag war die Verletzung passiert, dennoch hatte er souverän das Achtelfinale erreicht. «Gestern konnte ich überhaupt nicht trainieren. Gestern konnte ich nicht einmal gehen. Heute habe ich mich viel, viel besser gefühlt. Deswegen habe ich versucht, zu spielen», erklärte er. Hätte er beim Einspielen gemerkt, dass er Probleme habe, wäre er gar nicht angetreten.

Die Wimbledon-Chance war groß 

Doch Zverev wollte es angesichts der immensen Chance auf einen Wimbledon-Coup in diesem Jahr probieren. Zum ersten Mal hatte er sich als ein ernsthafter Titelanwärter beim Rasen-Grand-Slam-Turnier gesehen und das Feld als so offen wie vielleicht seit 20 Jahren nicht bezeichnet. In den ersten Runden spielte der gebürtige Hamburger beeindruckend und zeigte sein vielleicht bestes Rasentennis. 

Auch gegen Fritz begann er selbstbewusst und mit seiner glänzenden Aufschlagstärke dominant und kontrollierte die Partie. Zwei Sätze lang deutete wenig darauf hin, dass er nicht zum ersten Mal in Wimbledon die Runde der besten Acht erreichen könnte. 

Fritz hatte zuletzt erfolgreich gespielt und zum dritten Mal das Vorbereitungsturnier in Eastbourne gewonnen. In der Weltrangliste liegt der Kalifornier als Zwölfter nur acht Plätze hinter Zverev. Doch Zverev strahlte zwei Sätze eine größere Ruhe aus und wartete auf seine Chancen. Doch zum Ende des dritten Satzes mit dem ersten Aufschlagverlust im Turnier kippte die Partie. 

«Von der Grundlinie konnte ich mich kaum bewegen. Alles, was zwei Meter entfernt von mir war, war schwierig für mich. Nach vorne zu laufen, war schwierig für mich», erklärte Zverev. Dann habe er auch noch Probleme bekommen, beim Aufschlag richtig abzuspringen und die Power verloren. 

Zverev wirkte resigniert und schüttelte den Kopf, als er sich beim letzten Seitenwechsel im fünften Satz noch einmal hinsetzte. Wenig später verließ er mit gesenktem Kopf die Center-Court-Bühne. 

Einen Monat nach seinem dramatisch verlorenen French-Open-Finale reist der gebürtige Hamburger für seine Ansprüche viel zu früh wieder ab und muss die Jagd auf den ersten Grand-Slam-Titel verschieben. «Es ist schade. Weil ich finde: Er hat in Wimbledon bis zu seiner Verletzung unglaubliches Tennis gespielt», sagte Bruder und Manager Mischa Zverev als Experte beim Streaminganbieter Prime: «Sogar besser als in Paris von den Schlägen und der Einstellung her. Du beendest ein Turnier, aber du weißt nicht, was wäre wenn.»

 «Paris will ich gewinnen»

Trotz seiner nach seinen Worten neu entwickelten Liebe zum Rasen geht der Wimbledon-Fluch für die deutsche Nummer eins damit weiter. Der French-Open-Finalist von 2024 und US-Open-Finalist von 2020 verabschiedete sich beim Grand-Slam-Turnier auf Rasen immer spätestens im Achtelfinale. Fritz hat nun die große Halbfinalchance gegen den Italiener Lorenzo Musetti, die eigentlich doch Zverev ergreifen wollte. 

Zverevs Schicksal erinnert ein wenig an sein Drama von den French-Open-2022, als er sich in Topform im Halbfinale gegen Rafael Nadal schwer am Fuß verletzte. Diesmal ist die Verletzung nur bei weitem nicht so schlimm. «Irgendwann fängt man wirklich an zu glauben, dass es für einen nicht gedacht ist», meinte Zverev.

Bei den Olympischen Spielen in Paris will der Tokio-Goldmedaillengewinner aber wieder spielen. «Paris will ich gewinnen», sagte Zverev.

© dpa ⁄ Kristina Puck, dpa
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