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«Wusiala» oder «Wamal» - das Kräftemessen der Jungstars

Musiala und Wirtz kontra Williams und Yamal - ein Jungstar-Duell rückt vor dem EM-Viertelfinale Deutschland gegen Spanien in den Fokus. So jung - und schon so gut. Welches Duo jubelt in Stuttgart?
Florian Wirtz (l.) und Jamal Musiala
Nico Williams (l.) und Lamine Yamal

«Wusiala» oder «Wamal» - welches Duo strahlt bei der EM heller und länger? Das EM-Viertelfinale Deutschland gegen Spanien ist auch ein großer Vergleich der Fußball-Jungstars. Die DFB-Zauberer Jamal Musiala (21) und Florian Wirtz (21) messen sich am Freitag (18.00 Uhr/ARD und MagentaTV) in Stuttgart mit Spaniens Flügel-Traumpaar Nico Williams (21) und Lamine Yamal (16). Zusammen bringt es das Quartett auf gerade mal 79 Jahre. Das sind nur drei mehr als bei den jeweils 38 Jahre alten Teamsenioren Manuel Neuer und Jesús Navas. 

Auf dem Spielfeld werden sich die Wege von «Wusiala» und «Wamal» eher selten kreuzen. Und ihr Offensivspiel unterscheidet sich auch voneinander. Williams und Yamal sind echte Außenstürmer, mit viel Tempo, sehr trickreich, unberechenbar. Musiala und Wirtz sind eher Zehner, die mit Spielwitz und herausragender Technik die Gegenspieler umdribbeln und austanzen. Ihr Zug zum eigenen Abschluss ist häufig noch ausgeprägter. Aber alle vereint am Ende derselbe Job, den der Leverkusener Wirtz so beschrieb: «Wir sind vor allem dafür verantwortlich, dass wir Tore herausspielen und Spiele gewinnen.» 

Matthäus entzückt von Barça-Juwel Yamal

Alle vier Youngster hatten schon ihre auffälligen Momente im Turnierverlauf, wobei Musiala heraussticht. Und nach seinem dritten Turniertor beim 2:0 gegen Dänemark klangen diese Worte des Münchners für die Konkurrenz fast wie eine Drohung. «Ich glaube, ich kann noch besser spielen.» Für den Bayern-Profi ist es bereits das dritte Turnier. Bei seinem ersten, der EM 2021, war Musiala 18 und die Teamkollegen nannten ihn noch «Bambi». 

Was Barcelona-Bubi Yamal quasi noch im Kindesalter in einem Turnier der Erwachsenen aufführt, erstaunt aber fast noch mehr. Als der Linksfuß im Gruppenspiel gegen Albanien einen hohen Ball mit einer einzigen fließenden Bewegung annahm und am Gegner vorbei war, rief Lothar Matthäus bei RTL entzückt: «Maradona! Messi! Yamal - oder auch Musiala!» Angesprochen auf den Vergleich mit der Barça-Ikone Messi sagte Yamal im Radiosender Onda Cero: «Ich habe gerade erst angefangen. Ich hoffe, dass ich die Hälfte seiner Karriere haben werde.» 

Kimmich: «Schauen wir mal, was da abgeht»

Musiala, Wirtz, Williams, Yamal oder auch Englands Jude Bellingham - der Fußball hat sich verändert, die Jungen sind immer jünger schon top. «Im Fußball ist Alter kein großes Thema mehr», sagte David Raum, der als linker Außenverteidiger das Vergnügen haben könnte, den zehn Jahre jüngeren Yamal im Viertelfinale zu bekämpfen. Erwachsener kontra Kind? 

«Der Junge spielt schon seit einiger Zeit in der ersten Mannschaft beim FC Barcelona. Und er hat sich jetzt auch in der Nationalmannschaft festgespielt. Deswegen braucht man da nicht mehr von einem Kind zu reden. Der Junge hat eine brutale Qualität», sagte der 26 Jahre alte Leipziger. Und dann fügte Raum mutig hinzu: «Am Ende ist auch er knackbar.»

Rechts Yamal, links Turbo-Angreifer Williams - da kommt was zu auf die deutsche Abwehr, wie auch Joshua Kimmich bemerkte: «Sie haben da zwei gute Jungs auf den Außen. Schauen wir mal, was da abgeht.» Sein direkter Kontrahent Williams hat ihn nicht nur beim sehenswerten Treffer gegen Georgien im Achtelfinale beeindruckt: «Man muss schon sagen, dass er ein sehr gutes Turnier spielt. Er hat Topspiele gemacht.» 

Musiala und Wirtz kontra Williams und Yamal - nur ein Duo wird von Stuttgart weiterziehen zum Halbfinale nach München und dann womöglich ins Endspiel nach Berlin. Der Leipziger Dani Olmo positionierte sich bei der Frage, welches Duo denn besser sei, eindeutig für seine jungen spanischen Teamkollegen: «Williams und Yamal! Sie sind richtig gut!» 

Jamal Musiala, geboren 21. Februar 2003 in Stuttgart, FC Bayern München, 33 Länderspiele, 5 Tore, 3 EM-Tore 

Nach einem Schnupperkurs bei der EM 2021 und der WM-Enttäuschung 2022 mit zu vielen vergebenen Chancen ist der Münchner auf dem Weg zum EM-Topstar. Die Magie des Dribbelns beherrschte er schon immer. Jetzt ist er auch abschlussstark. Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte eine bessere «Quote» von Musiala gefordert und bekam sie. Mehr Tore bei einem EM-Turnier gelangen für Deutschland nur Gerd Müller und Dieter Müller in den 1970er Jahren.

Florian Wirtz, geboren3. Mai 2003 in Pulheim-Brauweiler, Bayer Leverkusen, 22 Länderspiele, 2 Tore, 1 EM-Tor 

Der erste Knalleffekt der EM gehörte dem 21-Jährigen mit seinem Tor im Eröffnungsspiel gegen Schottland. Die lange und erfolgreiche Saison in Leverkusen fordert aber auch ihren Preis. Double-Sieger Wirtz wirkte zuletzt müde. Er bekam im Achtelfinale gegen Dänemark eine Startelfpause. Als er reinkam, versuchte er viel, wirkte frischer. «Er ist ein überragender Fußballer. Jeder will ihn sehen», sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler. 

Nico Williams, geboren 12. Juli 2002 in Pamplona, Athletic Bilbao, 17 Länderspiele, 3 Tore, 1 EM-Tor

Der Linksaußen mit der markanten Frisur - blond gefärbte Spitzen in den Zöpfen - kletterte nach dem Viertelfinaleinzug gegen Georgien die Tribüne hoch, um seinen großen Bruder Iñaki zu umarmen. Der spielt auch in Bilbao und ist wie eine Vaterfigur für Nico. Die Eltern waren aus Ghana geflüchtet. Nicholas Williams, wie er eigentlich heißt, ist einer der begehrtesten Stürmer im Weltfußball. Die Ausstiegsklausel soll 60 Millionen Euro betragen. Beim 1:0 gegen Italien legte er eine spektakuläre Partie hin. Gegen Georgien traf er zum 3:1 und zeigte nach Schlusspfiff ein Tänzchen mit seinem Kumpel Yamal. 

Lamine Yamal, geboren 13. Juli 2007 in Esplugues de Llobregat, FC Barcelona, 11 Länderspiele, 2 Tore

Einen Tag vor dem Finale wird das Supertalent 17 Jahre alt. In Spanien und auch bei der EM hat er alle Altersrekorde gebrochen. Als König Felipe VI. nach dem Auftaktsieg gegen Kroatien in der Kabine war, blieb er bei Yamal stehen und fragte ihn, wie alt er ist. «Erst 16?!», staunte der Monarch. Während der EM paukte der Rechtsaußen aus dem berühmten Fußball-Internat La Masia noch für den Realschulabschluss.

© dpa ⁄ Klaus Bergmann, Arne Richter und Ulrike John, dpa
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