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Schlitzohr Undav im Torglück und mit «Gammelvorlage»

Ein Startelf-Debüt mit einem Tor und einer Torvorlage - das passt. Deniz Undav schwärmt nach dem 2:2 gegen Holland von einem «überragenden Tag». Und er kriegt ein Lob vom Kapitän.
Niederlande - Deutschland
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Das breite Grinsen wollte gar nicht mehr aus dem Gesicht von Deniz Undav verschwinden. Aufgekratzt stand der 28-Jährige am Ende seines «überragenden Tages» mit einem Putenbrust-Sandwich in den Händen in der Interview-Zone der Johan-Cruyff-Arena und scherzte: «Ist leider kein Döner.» 

Kurz vor Mitternacht redete Undav in seiner typischen, lockeren Art wie ein Wasserfall über sein erstes Länderspieltor, den großen Stolz und kommende Ziele, auch beim VfB Stuttgart. Dazu gab's auch noch eine Undav'sche Fußball-Wortschöpfung: «Die Gammelvorlage.» 

Das von Thomas Müller übernommene Nationaltrikot mit der Nummer 13 trug Undav nach dem rasanten 2:2 gegen die Niederlande später wie eine Trophäe aus dem Stadion. «Das kriegen meine Frau und meine Tochter als Andenken für mein erstes Länderspieltor», erzählte der Angreifer nach dem Nations-League-Spiel am Dienstagabend. 

Ein Startelf-Debüt mit einem Tor und einer Torvorlage - diese Ausbeute stellte Undav nach drei vorangegangenen Einsätzen als Einwechselspieler höchst zufrieden. «Ich bin richtig happy. Ich wollte unbedingt treffen. Ich habe es jetzt geschafft», erzählte er strahlend.

«Ich wollte eigentlich aufs Tor schießen» 

Beim 1:1 war er in der 38. Minute aus zehn Metern mit einer technisch nicht einfachen Direktabnahme erfolgreich. Die Zugabe war kurz darauf besagte Gammelvorlage, wie der Spaßvogel seinen Ballkontakt vor Joshua Kimmichs Tor zur 2:1-Pausenführung nannte. 

Gammelvorlage? Es war kein geplantes Zuspiel, sondern mehr ein zufälliges, das im Grunde einer misslungenen Aktion von Undav entsprang. «War gewollt, war gewollt», versicherte er zuerst. «Ich habe Jo gesehen auf der rechten Seite.» Dann aber erzählte Undav die wahre Geschichte des Treffers. «Nein, ich wollte eigentlich aufs Tor schießen», gab er zu. Der Ball rutschte ihm ab, landete aber zum Glück im Lauf von Joshua Kimmich, der einschob. 

Sein Arbeitstag war damit gelungen. «Die ganze Familie ist stolz. Und ich bin stolz», sagte Undav nach seinem 64-Minuten-Einsatz. Er war nach dem 5:0 zum Nations-League-Start gegen Ungarn als einziger Akteur neu ins Team gekommen, weil Torjäger Niclas Füllkrug wegen einer Achillessehnenreizung ausfiel. Ungeduldig hatte Undav auf diese Chance gewartet. Gegen Ungarn saß er 90 Minuten draußen. Aber im Länderspiel-Klassiker ließ ihn der Bundestrainer ran. «Ich war glücklich, endlich mal von Anfang zu spielen», gestand Undav. 

Kimmich: «Die Spieler mag ich am liebsten»

Vom Kapitän gab es ein Lob, wie er die Chance nutzte, wobei sich Undav bis zu seinem Tor schwertat, in Aktion zu treten. «Die Spieler mag ich am liebsten, die einen Anspruch stellen und ihn auch untermauern, wenn sie gefragt sind. Das hat Deniz getan», sagte Kimmich. 

Auch Mittelfeldspieler Pascal Groß lobte Mittelstürmer Undav: «Er hat seine Qualitäten gezeigt. Er kann vorne Bälle festhalten. Und er ist ein Schlitzohr.» Und das nicht nur auf dem Platz. Die Müller-Nummer passt durchaus zu ihm.

«Richtig beflügelt» reiste Undav am Mittwoch aus Amsterdam zurück nach Stuttgart. Dort warten weitere Highlights auf den Stürmer, etwa der gigantische Start in der Champions League am Dienstag im legendären Bernabeu-Stadion gegen Titelverteidiger Real Madrid. Davor geht es in der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach. «Da müssen wir gleich wieder Leistung bringen. Ich muss jetzt langsam mein erstes Ligator machen», sagte er. 

Nach der hohen Ablösesumme von bis zu 30 Millionen Euro inklusive Boni, die der VfB nach einem langen, zähen Transferpoker an Brighton zahlen muss, lastet ein nicht geringer Lieferdruck auf dem Liebling der VfB-Fans. Im DFB-Team, befand Undav, sei es für einen Stürmer leicht zu glänzen angesichts von Mitspielern wie Jamal Musiala oder Florian Wirtz. 

Zwei «krasse Talente» seien das, gerade mal 21, und für Undav schon «die besten Spieler in Deutschland. Die haben eine so brutale Qualität, dass sie zwei, drei Spieler austanzen können. Und dann brauche man vorne drin halt «nur noch den Fuß hinzuhalten». 

 

© dpa ⁄ Klaus Bergmann und Arne Richter, dpa
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