Rund eineinhalb Jahre nach dem aufsehenerregenden Kuss-Skandal bei der Fußball-WM der Frauen in Australien beginnt in Spanien heute der Prozess gegen den früheren Verbandsboss Luis Rubiales. Mitangeklagt sind drei weitere Männer. Vor dem Staatsgerichtshof in Madrid muss sich Rubiales des Vorwurfs der sexuellen Aggression und der Nötigung erwehren. Dem 47 Jahre alten Ex-Profi droht eine mehrjährige Haftstrafe.
Am ersten Tag soll unter anderem das mutmaßliche Opfer Jennifer Hermoso aussagen. Die 34 Jahre alte Stürmerin spielt in Mexiko für Tigres Femenil und reist eigens zum Prozess an. Rubiales und die restlichen Angeklagten sollen ab dem 12. Februar gehört werden. Die mündliche Verhandlung läuft bis zum 19. Februar. Die Urteilsverkündung wird nach einigen Tagen oder Wochen erwartet.
Kuss ließ WM-Sieg schnell in den Hintergrund rücken
Der Skandal überschattete im August 2023 den WM-Triumph der Spanierinnen. Bei der Siegerehrung nach dem Finalsieg über England (1:0) in Sydney küsste Rubiales Hermoso vor den Augen aller Welt auf den Mund.
Die Stürmerin widersprach der Aussage des Funktionärs, der Kuss sei einvernehmlich erfolgt. Sie erstattete Anzeige. Im Zuge des Skandals trat Rubiales wenig später als Chef des Nationalverbandes RFEF zurück. Er wurde anschließend unter anderem vom Weltverband FIFA für drei Jahre gesperrt. Rubiales hat mehrfach alle Vorwürfe zurückgewiesen.
Hermoso nach dem Kuss auch noch unter Druck gesetzt?
Neben Rubiales nehmen in San Fernando de Henares bei Madrid Ex-Frauen-Nationaltrainer Jorge Vilda, der frühere RFEF-Sportdirektor Albert Luque sowie der ehemalige Marketingchef des Verbandes, Rubén Rivera, auf der Anklagebank Platz. Die drei Männer werden der Nötigung beschuldigt, weil sie Hermoso unter Druck gesetzt haben sollen, damit sie Rubiales nicht beschuldigt.
Die Staatsanwaltschaft fordert für Rubiales zweieinhalb Jahre. Er soll das Opfer zudem mit 50.000 Euro entschädigen. Für jeden der drei Mitangeklagten wird ein Freiheitsentzug von eineinhalb Jahren gefordert. Haftstrafen bis zu zwei Jahren werden in Spanien allerdings in der Regel zur Bewährung ausgesetzt.