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«Feuer fast ausgebrannt»: Popp tritt aus DFB-Team zurück

Im deutschen Frauenfußball gilt Alexandra Popp als Vorbild wie keine andere. Das Nationalteam muss künftig ohne sie auskommen. Ihr Abschiedsspiel ist dort, wo alles anfing.
Alexandra Popp
Alexandra Popp und Marina Hegering

Nach «langen, tränenreichen Überlegungen» hat DFB-Kapitänin Alexandra Popp ihren Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt. Die 33 Jahre alte Star-Fußballerin vom VfL Wolfsburg beendet ihre internationale Karriere mit ihrem 145. Länderspiel am 28. Oktober gegen Australien in Duisburg und darf auf ein rauschendes Abschiedsfest hoffen. Für den FCR Duisburg hatte sie 2010 ihr Debüt in der DFB-Auswahl gegeben.

«Ich habe immer betont, dass mein Bauch die Entscheidung treffen wird, und nun hat er entschieden», teilte Popp in einer DFB-Erklärung mit, nachdem zuvor die Wolfsburger Allgemeine Zeitung» und der NDR darüber berichtet hatten. «Das Feuer (...) ist nun fast ausgebrannt.»

Ihr sei es immer wichtig gewesen, diese einschneidende Entscheidung selbst zu treffen, allein aus ihrem Inneren. «Weder mein Körper, der eine tickende Zeitbombe ist, noch eine andere Person sollten mir zuvorkommen. Bevor das Feuer ganz erloschen ist - denn dann wäre es zu spät -, ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen.» 

Popp wird dem Nationalteam nicht nur auf dem Platz fehlen: Sie gilt weit über den Rasen hinaus als Identifikationsfigur für ihren Sport. Immer wieder hat sie für bessere Bedingungen im Frauenfußball gekämpft und Defizite angeprangert. Ihr Vertrag in Wolfsburg läuft noch bis zum 30. Juni 2025. 

Ihren größten Triumph feierte die in Witten geborene Popp mit dem Olympiasieg 2016. Bei den Spielen in diesem Sommer war sie die einzig verbliebene deutsche Spielerin von Rio und holte mit der Auswahl von Interimscoach Horst Hrubesch Bronze mit einem 1:0-Sieg im Spiel um Platz drei gegen die Weltmeisterinnen aus Spanien. 

Umbruch für den neuen Bundestrainer Christian Wück

Für den neuen Bundestrainer Christian Wück beginnt der Umbruch bei seinem Debüt als Frauen-Verantwortlicher am 25. Oktober in Wembley gegen Europameister England. Bei der EM 2025 in der Schweiz muss Wück ohne die 67-fache Torschützin und dreimalige «Fußballerin des Jahres» auskommen. Zuvor waren bereits Abwehrchefin Marina Hegering und die langjährige Stammkeeperin Merle Frohms aus der DFB-Auswahl zurückgetreten und Svenja Huth (alle Wolfsburg) gefolgt. 

«Alex Popp war knapp eineinhalb Dekaden das prägende Gesicht der Frauen-Nationalmannschaft. Sie war eine Schlüsselspielerin, ist auf und neben dem Platz vorangegangen - mit ihrer Einstellung, Mentalität, Persönlichkeit und natürlich ihren fußballerischen Qualitäten», sagte Wück. «Jetzt werden andere diese Lücke füllen und Führungsaufgaben übernehmen.» 

Gwinn vertrat Popp schon als Spielführerin 

Popps Nachfolgerin als Kapitänin könnte Giulia Gwinn werden: Die 25-Jährige vom FC Bayern vertrat schon unter Interimstrainer Hrubesch die Wolfsburgerin. Als Spielerinnen, die in den nächsten Jahren vorangehen sollen, gelten auch die Münchnerinnen Lena Oberdorf, die weiter wegen einer Kreuzbandverletzung fehlt, und Lea Schüller.  

Dass Popp ihre internationale Karriere nicht fortsetzt, hatte sich nach Olympia angedeutet. Die Angreiferin kämpfte zuletzt auch immer wieder mit Verletzungen an ihrem «Problemknie», wie sie selbst sagte, und ihrer Ferse. Sie hatte auch schon nach der EM 2022 in England und der verpatzten WM 2023 in Australien Rücktrittsgedanken geäußert. 

Die «Heimscheißerin» ist auch der Reisen müde

Mehrfach hatte Popp auch angedeutet, dass die vielen Reisen mit Verein und Nationalteam sie belasten und sich selbst einmal als «Heimscheißerin» bezeichnet. 

Mit dem zweiten Platz bei der EM vor zwei Jahren stieg die staatlich geprüfte Tierpflegerin zum Star auf, auch wenn sie im Finale gegen das Gastgeber-Team (1:2) verletzt fehlte. Als erste Frau überhaupt wurde sie danach vom Fachmagazin «Kicker» als «Persönlichkeit des Jahres» ausgezeichnet.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf bezeichnete Popp als «eine herausragende Botschafterin des DFB», die sie «dank ihrer offenen und ehrlichen Art sowie ihrer klaren Haltung war. Sie stand und steht für alles, was den Frauenfußball auszeichnet: Qualität, Spielfreude und Nahbarkeit.» Für Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch hat die Entwicklung des Frauenfußballs seit der EM 2022 eine neue Dimension erreicht - «auch und vor allem dank Alexandra Popp». 

© dpa ⁄ Ulrike John, dpa
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