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Trainer weg, Sportdirektor weg: Schalke in der Dauerkrise

Der FC Schalke 04 steckt schon ganz früh in der Saison mal wieder tief im Schlamassel. Die Suche nach einem neuen Coach läuft unter erschwerten Bedingungen.
Karel Geraerts
Marc Wilmots
Ben Manga
Matthias Tillmann
FC Schalke 04 - Darmstadt 98

Personal-Beben statt Kontinuität: Der FC Schalke 04 steht nach einem radikalen Schnitt schon früh in der Saison vor einem Neuaufbau - mal wieder. Das denkwürdige 3:5 gegen Darmstadt nach einer 3:0-Führung besiegelte das Aus für Trainer Karel Geraerts und Sportdirektor Marc Wilmots. Neben den sportlichen Problemen gab es unüberbrückbare persönliche Differenzen - vor allem zwischen Geraerts und Ben Manga. Der mächtige Kaderplaner und Vorstandsboss Matthias Tillmann stehen nun mehr denn je unter Druck. Weitere personelle Fehler kann sich Schalke nicht erlauben.

Priorität hat die Suche nach einem Geraerts-Nachfolger. Gespräche mit Kandidaten hat Tillmann bereits geführt. Zum gewünschten Profil des Coaches will sich der 40-Jährige öffentlich nicht äußern. «Intern wissen wir, welche Qualitäten wir benötigen und was für uns nicht infrage kommt. In unseren Gesprächen werden wir dieses Profil weiter entwickeln», sagte Tillmann der Deutschen Presse-Agentur.

Nur vier Punkte aus sechs Spielen

Der neue Trainer muss mit dem von Manga mächtig umgebauten und mit zahlreichen jungen Spielern ergänzten Kader klarkommen, mit dem Geraerts offenbar nicht zufrieden war. Der Belgier setzte weniger auf Neuzugänge, als sich das der Kaderplaner und Scout vorstellte. Das sorgte für Spannungen.

Schalke will junge Spieler weiterentwickeln und dadurch Werte schaffen. Der neue Trainer muss das können, das Team gleichzeitig stabilisieren und schnell anfangen, konstant zu punkten. Vier Zähler aus sechs Zweitliga-Spielen sind für die Ambitionen des stolzen Traditionsclubs viel zu wenig. Erneut droht eine Spielzeit im Abstiegskampf. Ein Ende der Dauerkrise ist nicht in Sicht.

Erschwerte Trainersuche

Bei der Trainersuche stellen sich für Manga und Tillmann gleich mehrere Probleme. Die finanziellen Möglichkeiten beim hochverschuldeten Revierclub sind arg begrenzt. So kurz nach dem Saisonstart sind viele gute Trainer zudem in festen Arbeitsverhältnissen.

Auch wissen Kandidaten um die Trainerhistorie der Gelsenkirchener. Der bis dato letzte Schalke-Coach, der mindestens zwei Jahre in dieser Funktion beim Verein arbeiten durfte, war Mirko Slomka. Er trainierte die Gelsenkirchener von Januar 2006 bis April 2008. Kontinuität sieht anders aus. Punkten kann Schalke in Verhandlungen dagegen mit seinem großen Namen, der Wucht und der Faszination eines Vereins, zu dessen Spielen auch in der 2. Liga regelmäßig mehr als 60.000 Zuschauer pilgern.

Dass die Trainersuche eine Weile dauern könnte, scheinen auch die Bosse zu wissen. In den nächsten beiden Partien am Samstag bei Preußen Münster und eine Woche später gegen Hertha BSC betreut U23-Coach Jakob Fimpel die Mannschaft als Übergangslösung. Dann folgt eine Länderspielpause, in der ein neuer Coach mit dem Team arbeiten soll.

Bis ein Nachfolger für Wilmots vorgestellt wird, könnte es noch länger dauern. «Wir haben einen Zeitplan im Kopf, werden uns aber die notwendige Zeit nehmen, um das passende Profil zu finden», sagte Tillmann. Nach Informationen der «Bild»-Zeitung hat der frühere Schalke-Kapitän und 2014er-Weltmeister Benedikt Höwedes bereits abgesagt.

Vorstandsboss: «Wir sind vom Kader überzeugt»

Wer auch immer auf Geraerts folgt, er übernimmt eine Mannschaft mit zahlreichen Baustellen. Die größte ist die Defensive. 16 Gegentore kassierte Schalke in sechs Spielen. Die Mannschaft wirkt zudem nicht eingespielt und völlig verunsichert. Gegen Darmstadt brach Schalke am Ende komplett ein, hatte nichts mehr entgegenzusetzen.

An die Spieler glaubt der Vorstandsboss trotzdem. «Wir sind vom Kader überzeugt, daran hat der Saisonstart nichts geändert. Das habe ich den Spielern am Samstag noch einmal klar gesagt», sagte er. «Genauso habe ich unsere Erwartungshaltung deutlich gemacht: Alle sind gefordert, ihren Job zu machen, nicht rechts, nicht links zu schauen, sondern nur die eigenen Aufgaben mit voller Energie und Fokussierung zu erledigen. Wenn das alle beherzigen, haben wir eine große Chance, bereits gegen Preußen Münster wieder Punkte zu sammeln.»

© dpa ⁄ Thomas Eßer, Sandra Degenhardt und Tom Bachmann, dpa
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