Games Music Hörbücher Gymondo MyTone Alle Services
vodafone.de

Streit um «Judensau» - Kläger will vor europäisches Gericht

Es geht um eine antisemitische Darstellung an einer Kirche in der Lutherstadt Wittenberg. Der Kläger hat sich erfolglos durch die Instanzen geklagt - und will nun noch einen Schritt weitergehen.
Schmähplastik an der Stadtkirche Wittenberg
Diese Darstellung ist dem Kläger ein Dorn im Auge. (Archivbild) © Hendrik Schmidt/dpa

Im Streit um das «Judensau»-Relief an der Stadtkirche Wittenberg in Sachsen-Anhalt will sich der Kläger nach mehreren Niederlagen vor deutschen Gerichten an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) wenden. Dietrich Düllmann, der 1978 zum Judentum konvertiert ist und sich seither Michael nennt, möchte erreichen, dass das antijüdische Sandsteinrelief aus dem 13. Jahrhundert entfernt wird. Jüngst hat das Bundesverfassungsgericht eine Verfassungsbeschwerde hierzu nicht zur Entscheidung angenommen, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Zuvor hatte die «Süddeutsche Zeitung» (Samstag) darüber berichtet.

Das Relief zeigt eine Sau, an deren Zitzen zwei Menschen saugen, die durch Spitzhüte als Juden identifiziert werden sollen. Eine als Rabbiner geltende Figur hebt den Schwanz des Tieres und blickt in den After. Schweine gelten im jüdischen Glauben als unrein.

Mutterkirche der Reformation

Der Bundesgerichtshof hatte 2022 in letzter Instanz entschieden, dass eine Bodenplatte und ein Aufsteller mit erläuterndem Text vor der Kirche ausreichten, um aus dem «Schandmal» ein «Mahnmal» zu machen. Es könne bleiben. Die Wittenberger Stadtkirche gilt als Mutterkirche der Reformation, weil dort einst Martin Luther (1483-1546) predigte.

Gegen das Urteil legte der heute 80-jährige Düllmann Verfassungsbeschwerde ein. Darin hieß es, das Relief sei «in Ansehung der damit verbundenen schweren Persönlichkeitsrechtsverletzung nicht nur des Beschwerdeführers, sondern jedes Juden in Deutschland zu entfernen». Das Verfassungsgericht nahm die Beschwerde jedoch ohne nähere Begründung nicht zur Entscheidung an, wie jetzt bekanntwurde. Diese Möglichkeit besteht laut dem Bundesverfassungsgerichtsgesetz. (Az. 1 BvR 1597/22)

Diskriminierungsverbot und Persönlichkeitsschutz 

Bei einer Beschwerde am EGMR in Straßburg könnte sich Düllmann auf das in der Europäischen Menschenrechtskonvention garantierte Diskriminierungsverbot und den Persönlichkeitsschutz berufen, wie sein Anwalt in einem Schreiben erklärte, das der dpa vorliegt. Düllmann hat einem Sprecher zufolge mit seinem Anwalt vereinbart, dass Klage eingereicht wird. Dafür ist dem Anwalt zufolge bis kurz vor Weihnachten Zeit.

Die «Judensau» in Wittenberg ist nicht die einzige judenfeindliche Plastik an einer Kirche in Deutschland. Auch der Zentralrat der Juden hatte schon den Umgang damit moniert.

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Der Künstler Anish Kapoor
Kultur
Bildhauer Anish Kapoor bekommt Lehmbruck-Preis
Antisemitismusbeauftragter Stefan Hensel
People news
Kritik an geplanten Auftritten von Comedian Nizar Akremi
Prinz Harry
People news
Harry zum 40.: «Will weiter Gutes tun»
Demonstration in Brasilien
Internet news & surftipps
Wissing: Online-Plattformen nicht voreilig verbieten
Eine Frau benutzt ein Festnetztelefon
Internet news & surftipps
Ende von Call-by-Call: So telefonieren Sie günstig weiter
CarX Street: Tipps, richtig driften und mehr
Handy ratgeber & tests
CarX Street: Tipps, richtig driften und mehr
Miami Dolphins - Buffalo Bills
Sport news
NFL: Buffalo schlägt Miami, Dolphins-Quarterback verletzt
Eine Frau sitzt an einem Laptop auf einer Couch
Job & geld
Digitale Kompetenzen? Tests helfen bei Selbsteinschätzung