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Deutsche zu den Sommerferien in Reiselaune

Die Sommerreisewelle steht bevor. Veranstalter berichten von starker Nachfrage. Die Pleite von FTI scheint die Reiselust nicht zu bremsen.
Sonnenschirm am Strand
Logo des Reiseveranstalter FTI

Die Menschen in Deutschland sind in Reiselaune. Vor dem Start der Sommerferien, die am Donnerstag als erstes in Thüringen und Sachsen beginnen, berichten Veranstalter von kräftiger Nachfrage und teilweise schon ausgebuchten Hotels. «Die Deutschen sind in diesem Jahr in großer Reiselaune», sagt Kerstin Heinen vom Deutschen Reiseverband (DRV). Nach den Reisebeschränkungen der Corona-Jahre stehe Urlaub bei den Deutschen nun wieder ganz oben auf der Wunschliste - «allen wirtschaftlichen Entwicklungen zum Trotz».

Zwei Drittel wollen in den Urlaub

Laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact im Auftrag der Norisbank planen 63,5 Prozent der Bundesbürger im Sommer eine Urlaubsreise. Das sei der höchste Wert seit fünf Jahren und mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Beim weltgrößten Reisekonzern Tui war im Mai 60 Prozent des Sommerprogramms ausgebucht.

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Der Branchenzweite DER Touristik mit den Marken Dertour, ITS und Meiers Weltreisen berichtet ebenfalls von starken Buchungszahlen. «Wir sehen, dass die Nachfrage weiter zunimmt», sagt eine Sprecherin. «Reisen bleibt auch 2024 Priorität.» Beide Veranstalter wollen nach der Insolvenz des Konkurrenten FTI Anfang Juni ihr Kapazitäten nun noch einmal aufstocken, um zusätzliche Plätze zu schaffen.

Urlauber zieht es ans Mittelmeer

Nach den Reisebeschränkungen während der Corona-Jahre ziehe es die Urlauber wieder in die Ferne, sagt Tourismusexperte Torsten Kirstges von der Jade Hochschule in Wilhelmshaven. «Die klassischen Zielgebiete sind wieder im Kommen.» Vor allem rund ums Mittelmeer: allen voran Spanien, aber auch Italien, die Türkei und Griechenland.

«Mallorca läuft besonders gut», sagt ein Tui-Sprecher. Konzernchef Sebastian Ebel hatte im Mai gewarnt, auf der beliebtesten Urlaubsinsel der Deutschen könnten im Sommer die Plätze knapp werden. Auch auf beliebten griechischen Inseln könne es eng werden, ergänzt sein Sprecher.

Konkurrenten umwerben FTI-Kunden

Der Reiselust werde auch die FTI-Insolvenz keinen Dämpfer geben, glaubt Kirstges. «Das wird unmittelbar keine großen Auswirkungen haben auf das Reiseverhalten.» Der Markt werde längst neu verteilt. «Es gibt genug Angebote der anderen Veranstalter, die sich jetzt um die Kunden bemühen.»

Und dank der Absicherung durch den Deutschen Reisesicherungsfonds können Pauschalreisende mit einer Erstattung ihrer bereits gezahlter Gelder rechnen. Nur die wenigsten FTI-Kunden würden daher wohl ganz auf den Sommerurlaub verzichten. «Das wird nur eine verschwindend kleine Minderheit sein», glaubt Kirstges. 

Fernreisen wieder gefragt

Insgesamt sehe man deutlich, dass wieder mehr geflogen wird. «Flugreisen haben seit 2022 wieder stark zugenommen und inzwischen wieder mindestens das Niveau vor Corona erreicht», sagt Kirstges. Und das trotz gestiegener Ticketpreise. Viele zieht es dabei nicht nur ans Mittelmeer, sondern gleich nach Asien oder Amerika. «Es werden wieder mehr Fernreisen gebucht. Das ist jetzt wieder stark im Kommen», sagt Kirstges.

«Da gibt es auf jeden Fall Nachholbedarf, nachdem das zur Corona-Zeit ganz weggefallen war.» Ziele in Asien wie die Malediven, Sri Lanka, Thailand, Vietnam und Indonesien seien «gefragt wie nie», berichtet eine Sprecherin von DER Touristik. Ebenso Nordamerika, Mauritius und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Urlauber geben mehr aus

Für den Urlaub müssen die Kunden allerdings auch tiefer in die Tasche greifen. «Es ist teurer geworden. Die Reiseausgaben sind gestiegen, auch wegen der Inflation», sagt Kirstges. Der Reiselust tue das aber keinen Abbruch. «Gespart wird eher, indem man ein, zwei Tage kürzer verreist, oder im Urlaub etwas weniger Geld vor Ort ausgibt.»

Am Urlaub selbst dagegen werde nicht gespart, heißt es übereinstimmend bei Tui und DER Touristik. Im Gegenteil: Viele Kunden würden sogar mehr ausgeben und bessere Hotels oder Extras buchen, berichten beide Veranstalter. Und auch Kreuzfahrten sind wieder im Kommen. Viele Schiffe seinen schon komplett ausgebucht, heißt es bei Tui.

Deutschland bleibt Reiseziel Nummer 1

Von der Reiselust profitieren auch die Urlaubsregionen im Inland. «Das wichtigste Reiseziel der Deutschen ist ja nach wie vor Deutschland», sagt Kirstges. Rund ein Viertel aller Urlauber bleibe im eigenen Land. «Gefragt sind die Küsten an Nord- und Ostsee. Aber auch Bayern und die Berge.»

Daran werde auch das aktuelle Hochwasser in Teilen Bayerns nichts ändern. «Das wird sich kaum auswirken, das haben wir auch bei früheren Naturkatastrophen gesehen. Wenn das Hochwasser vorbei ist und die touristische Infrastruktur heile ist, dann reisen die Leute da auch wieder hin.»

Entsprechend zuversichtlich blickt man in Niedersachsen in die bevorstehende Saison. «Die Buchungslage für die Inseln, das Binnenland und die Küste ist gut», berichtet eine Sprecherin der Tourismus-Agentur Nordsee in Wilhelmshaven. Die Auslastung liege im Schnitt zwischen 75 und 90 Prozent.

Weniger euphorisch zeigt man sich in Schleswig-Holstein. Nach einem zunächst guten Start laufe das Reisejahr jetzt eher durchwachsen, sagt Bettina Bunge von der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein. «In alle Regionen sind für den Sommer noch Kapazitäten vorhanden.» 

Branche in Bayern ist optimistisch

In Bayern dagegen zeigt sich die Brache optimistisch. «Wir sind zuversichtlich und hoffnungsvoll und freuen uns auf eine gute Sommersaison», sagt Thomas Geppert vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bayern. Befürchtungen, dass es nach den Überschwemmungen zu einer Stornierungswelle kommen könnte, die möglicherweise auch nicht vom Hochwasser geschädigte Gegenden trifft, sind allerdings noch nicht vom Tisch. Noch habe man kein klares Bild, sagt Geppert. Von einzelnen Betrieben höre man aber von Stornierungen.

Längst verflogen ist dagegen die Hoffnung, der Inlandstourismus könnte den Boom halten, den er während der Reisebeschränkungen in den Corona-Jahren erlebte. «Das hat sich jetzt alles wieder relativiert», sagt Kirstges. «Das ist wieder zurück auf normalem Niveau.»

© dpa ⁄ Frank Johannsen, dpa
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