Nach dem besten Quartal seit dem Jahresauftakt 2011 sieht sich die Commerzbank auf Kurs zum angepeilten Rekordgewinn im laufenden Jahr. «Wir sind mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet. Das starke Kundengeschäft und das sehr gute Ergebnis im ersten Quartal bestärken uns in unserem Ziel, den Gewinn 2024 zu steigern», bilanzierte Konzernchef Manfred Knof am Mittwoch.
In die Karten spielt der Commerzbank mit ihrem Fokus auf mittelständische Unternehmen und Privatkunden, dass die Zinsen nicht so schnell fallen wie noch vor ein paar Monaten erwartet. Eine Belastung bleiben allerdings die Rechtsstreitigkeiten um Schweizer-Franken-Kredite in Polen - wahrscheinlich auch über das laufende Jahr hinaus.
In den ersten drei Monaten 2024 übertraf das Ergebnis vor Steuern mit knapp 1,1 Milliarden Euro das Niveau des Vorjahreszeitraums um fast ein Viertel, wie der Dax-Konzern in Frankfurt mitteilte. Unter dem Strich standen 747 Millionen Euro Gewinn und damit rund 29 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Damit wurden auch die Erwartungen von Analysten übertroffen. Besser abgeschnitten hat die Commerzbank in einem Quartal zuletzt im ersten Quartal 2011 mit damals 985 Millionen Euro Überschuss.
Der Zinsüberschuss lag im ersten Vierteljahr mit gut 2,1 Milliarden Euro nahe am Rekordwert des dritten Quartals 2023 (2,166 Mrd). Die Prognose für den Zinsüberschuss im Gesamtjahr erhöhte der Vorstand um etwa 200 Millionen auf rund 8,1 Milliarden Euro. Für 2023 hatte ein um fast 30 Prozent auf rund 8,4 Milliarden Euro gestiegener Wert in der Bilanz gestanden. Seit die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli 2022 die Phase der Null- und Negativzinsen beendet und die Leitzinsen in der Folge zehnmal erhöht hat, müssen Banken und Sparkassen keine Zinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, sondern verdienen daran.
Weitere Belastungen bei polnischer Tochter
Weitere Belastungen musste die Commerzbank in den ersten drei Monaten bei ihrer polnischen Tochter mBank verkraften: Für Rechtsrisiken im Zusammenhang mit Fremdwährungskrediten wurde dort weitere Vorsorge in Höhe von 318 Millionen Euro gebildet. Für das zweite Quartal erwartet das Management nach aktuellem Stand, weitere rund 80 Millionen Euro zurückstellen zu müssen. Für das Gesamtjahr geht der Vorstand nach Angaben von Finanzvorständin Bettina Orlopp im Moment davon aus, dass die Gesamtbelastungen «auf jeden Fall» unter den 1,1 Milliarden Euro von 2023 liegen werden.
Seit Jahren machen Probleme in Polen der Commerzbank zu schaffen. Hauptgrund sind Schweizer-Franken-Kredite, die etliche Polen vor Jahren für die Baufinanzierung aufgenommen hatten. Als der polnische Zloty gegenüber dem Franken an Wert verlor, stiegen die Belastungen für die Kreditnehmer. Viele klagten daraufhin wegen möglicherweise unrechtmäßiger Klauseln gegen polnische Geldhäuser. Über außergerichtliche Einigungen versucht die Commerzbank, Rechtsrisiken in diesem Bereich zu mindern.
«Unser Ziel ist es ganz klar, so viel wie möglich 2024 abzuräumen. Aber das liegt nicht ganz in unserer Hand», sagte Orlopp. Das hänge auch davon ab, ob sich weitere Darlehensnehmer in Polen auf Vergleichsangebote der Bank einließen, und wie anhängige Klagen weiter verliefen. «Wir müssen davon ausgehen, dass es auch noch 2025 Belastungen geben wird. Aber das sollte dann Jahr für Jahr deutlich weniger werden», sagte die Finanzchefin. Insgesamt etwa 21.000 Streitfälle seien abgeschlossen, entweder per Vergleich (fast 16.000) oder per Gerichtsurteil (mehr als 5000). Von den 26.000 Kunden in Polen, die noch ein aktives Darlehen mit dem Institut haben, habe «ein ganz großer Teil Klage eingereicht», sagte Orlopp.
Rekordgewinn von 2,2 Milliarden Euro
In den vergangenen beiden Jahren drückten jeweils Belastungen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro in Polen das Konzernergebnis der Commerzbank. Dennoch erzielte das Institut 2023 - beflügelt von der Zinswende - einen Rekordgewinn von 2,2 Milliarden Euro. Diesen Wert will der Vorstand im laufenden Jahr übertreffen - sogar «deutlich», wie im Geschäftsbericht für 2023 zu lesen ist. Der Ausblick hänge jedoch «von der Entwicklung der Belastungen bei den Schweizer-Franken-Krediten der mBank» ab, schränkte die Bank am Mittwoch ein.
Von der angepeilten Gewinnsteigerungen im Gesamtjahr sollen auch die Anteilseigner des Instituts profitieren: Mindestens 70 Prozent des Gewinns will der Vorstand in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten. Größter Anteilseigner der Commerzbank ist seit der Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise 2008/2009 der Bund.