Die italienische Großbank Unicredit hat ihren Einstieg bei der Commerzbank beim Bundeskartellamt zur Prüfung eingereicht. Die Behörde untersuche die Auswirkungen eines Erwerbs einer Minderheitsbeteiligung an der Commerzbank auf den Wettbewerb, sagte ein Sprecher des Bundeskartellamts. Die Unicredit hat demnach die Übernahme eines Anteils von bis zu 29,99 Prozent an Deutschlands zweitgrößter Privatbank angemeldet.
Das Bundeskartellamt hat nun bis zu einem Monat Zeit für eine erste Phase der Untersuchung und bis zu vier weitere Monate für eine vertiefte Prüfung der Unicredit-Pläne, wie der Sprecher weiter sagte. Der Vorgang wird mit Datum von Montag auf der Liste des Kartellamts zu laufenden Verfahren aufgeführt.
EZB-Bankenaufsicht prüft ebenfalls
Auch die bei der EZB angesiedelte europäische Bankenaufsicht nimmt die Pläne der Unicredit unter die Lupe. Die EZB prüft Investoren, die zehn Prozent oder mehr an einer Bank besitzen wollen, um sicherzugehen, dass sie geeignete Aktionäre sind.
Die Unicredit hatte im September den Teilausstieg des Bundes genutzt und war im großen Stil bei der Commerzbank eingestiegen. Inzwischen kontrolliert sie rund 28 Prozent der Anteile, davon 9,5 Prozent direkt über Aktien und 18,5 Prozent über Finanzinstrumente. Ab einem Anteil von 30 Prozent wäre die Unicredit gesetzlich verpflichtet, ein Übernahmeangebot vorlegen. Die Commerzbank, Betriebsrat und Gewerkschaften sowie die Bundesregierung lehnen das Vorgehen der Unicredit ab.
Die Commerzbank, die die Pläne der Unicredit als feindlich wertet, wirbt mit großzügigen Dividenden und erhöhten Renditezielen für einen eigenständigen Kurs bei ihren Aktionären. Jüngst verkündetet sie trotz eines Rekordgewinns den Abbau von 3.900 Vollzeitstellen, den Großteil davon in Deutschland. Unicredit-Chef Andrea Orcel will vor weiteren Schritten Gespräche mit der neuen Bundesregierung abwarten.