Zum Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel am 7. Oktober ruft ein Bündnis mehrerer Organisationen zu einer Gedenkkundgebung am Montag in Potsdam auf. Am Alten Markt wird um 13 Uhr an die Opfer des Massakers und die noch immer festgehaltenen Geiseln erinnert, wie die Deutsch-Israelische Gesellschaft Berlin und Brandenburg ankündigte.
Deren Vorsitzender Jochen Feilcke rief Bürgerinnen und Bürger auf, sich am Gedenken zu beteiligen und sich solidarisch mit Israel zu zeigen. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland beklagte seit dem Hamas-Massaker wachsende Unsicherheit und Zukunftsängste angesichts antisemitischer Vorfälle in Deutschland.
Vorsitzender der Synagogengemeinde will keine «Bunkermentalität»
Der Vorsitzende der Potsdamer Synagogengemeinde, Ud Joffe, sagte der dpa mit Blick auf die Kundgebung, manche Menschen wollten ihre Unterstützung für Israel aus Angst nicht öffentlich zeigen, «weil die andere Seite aggressiv ist». Auf die Frage, ob etwa für das Synagogenzentrum in Potsdam angesichts jüngster Entwicklungen zwischen Israel, dem Libanon und dem Iran die Sicherheit erhöht werden soll, sagte er: «Ich bin nicht bereit, eine Bunker-Mentalität zu entwickeln.»
Anders als in Berlin ist die Lage in Potsdam nach Joffes Worten aber «entspannt». Immer wieder war es in der Hauptstadt bei propalästinensischen Demonstrationen zu Straftaten und Tumulten gekommen.
Vor einem Jahr am 7. Oktober überfiel die islamistische Terrororganisation Hamas Israel, das mit Gegenangriffen im Gazastreifen reagierte. Zum Jahrestag gehen in Berlin zahlreiche Gruppen zur Unterstützung Israels oder der Palästinenser auf die Straße. Polizeigewerkschaften warnen vor Ausschreitungen.
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden: Lebensqualität hat sich verschlechtert
Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland als sozialer Dachverband teilte mit: «Die Lebensqualität von Jüdinnen und Juden in Deutschland hat sich in den vergangenen 12 Monaten spürbar verschlechtert.» Für alle Veranstaltungen müssten zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen vorgenommen werden.
Als Folge antisemitischer Vorfälle berichteten vor allem Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Seniorinnen und Senioren von zunehmender Unsicherheit, psychischen Belastungen und Einschränkungen im Alltagsleben. Die Zentralwohlfahrtstelle forderte, soziale Räume des Alltags wie Kitas, Schulen, Universitäten und Nachbarschaften müssten für Jüdinnen und Juden in Deutschland sicher und verlässlich werden. Der Verband ist auch Träger des Synagogenzentrums in Potsdam.