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«Keine Profis am Werk» - Mildes Urteil zu Droge «El Tusi»

Welche Gefahr vom «Pinken Kokain» ausgeht, lässt sich schwer abschätzen. Inzwischen gibt es erste Funde der aus Südamerika bekannten Droge in Deutschland. Nun hat sich auch ein Gericht damit befasst.
Landgericht Mannheim
Vier Männer standen wegen des Handels mit der Droge «El Tusi», einem Gemisch aus MDMA, Ketamin und Inosit, vor dem Landgericht Mannheim. (Archivbild) © Uli Deck/dpa

Erfolgreich lief ihr Versuch nicht, mit dem in Deutschland neuartigen Drogenmix «El Tusi» Geschäfte zu machen. Dabei hatte sich einer der Männer die Drogen einfach um den Bauch gebunden und war unbehelligt von Spanien nach Deutschland geflogen. Doch der einzige Kunde war ein verdeckter Ermittler - und das brachte die vier Angeklagten wegen Handels mit Betäubungsmitteln in den Mannheimer Gerichtssaal.

«Der ein oder andere wäre vielleicht gerne ein Gangster gewesen, aber zum Gangsterdasein (gehört) doch vielleicht noch ein bisschen mehr dazu», sagte der Vorsitzende Richter am Landgericht bei der Urteilsverkündung. «Hier ist "dilettantisch" in den Raum geworfen worden. Man kann es mit aller Zurückhaltung so sagen: Es waren keine Profis am Werk.» Die Drogen hatten sie übergeben, erst danach wollten sie über Zahlungsmodalitäten sprechen.

Immerhin: Dass die Drogen nicht auf den Markt kamen und sie zum Teil mit den Ermittlern zusammenarbeiteten, bewahrte drei von ihnen vor einer Gefängnisstrafe. Nur ein Mann soll zweieinhalb Jahre in Haft. Ob er dagegen vorgeht, war zunächst offen. Ein anderer erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Bei den beiden anderen wurde die Entscheidung einer Jugendstrafe zur Bewährung ausgesetzt. Die drei akzeptierten das Urteil. Die Staatsanwaltschaft will in Bezug auf alle vier keine Rechtsmittel einlegen. 

Keine hochkriminelle Bande 

Das Urteil passt in etwa zum Plädoyer des Staatsanwalts. Er sprach von unerfahrenen Tätern, es seien keine «Masterminds». Einer habe seine Hochzeit finanzieren wollen.

«Hier zeigt sich, wie wichtig ein Verfahren ist», sagte der Vorsitzende Richter. «Wir sind mit mindestens fünf Jahren (Haft) gestartet und dann ganz anders gelandet.» Das Gericht habe Schwierigkeiten gehabt, den Tatbestand des bewaffneten Handelns nachzuweisen.

Auch habe sich der Verdacht einer hochkriminellen Bande nicht erhärtet, erklärte er. Vielmehr hätten die Beschuldigten reichlich naiv gehandelt. Laut einem Anwalt soll ein Mitgefangener sogar gesagt haben: «Ihr kriegt noch ein Jahr drauf wegen Dummheit.» 

Die Staatsanwaltschaft hatte den Männern im Alter von 19 bis 27 Jahren vorgeworfen, mindestens 1,5 Kilogramm der Droge von Spanien nach Deutschland gebracht zu haben. Im April sollen sie ein Kilo «El Tusi» für 25.000 Euro auf einem Parkplatz in Mannheim angeboten haben - ausgerechnet einem verdeckten Ermittler. So sei die Bande aufgeflogen. Das Verfahren hatte vor drei Wochen mit Geständnissen begonnen.

«Pinkes Kokain» - ohne Kokain

«El Tusi» wird laut der Deutschen Beobachtungsstelle für Sucht und Drogensucht auch «Pinkes Kokain» genannt, weil es üblicherweise ein rosa gefärbtes Pulver ist. Es enthält allerdings kein Kokain. Die Zusammensetzung des Drogengemischs variiere. Im Mannheimer Fall handelte es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um eine Kombination aus Ecstasy, dem Schmerzmittel Ketamin und dem Alkohol Inosit.

«Man muss sich Sorgen machen, wenn diese Droge hier auf den Markt kommen würde», sagte der Richter. Die Wirkungsweise sei mit Sicherheit deutlich höher als die von Amphetamin. «Das ist so ein bisschen aufgeputschtes Amphetamin.»

Jedoch gibt es laut der Beobachtungsstelle «nach aktuellem Kenntnisstand wenig Grund zur Sorge bezüglich eines verstärkten Auftretens» der Droge in Deutschland. Dem Bundeskriminalamt zufolge ist «El Tusi» hierzulande bisher nur vereinzelt sichergestellt worden, beispielsweise in Nordrhein-Westfalen und in Thüringen.

«El Tusi» sei erstmals in Südamerika aufgetaucht und als Partydroge vor allem für die Oberschicht bekanntgeworden, teilte eine Sprecherin mit. «Da es sich bei Tusi um einen synthetischen Drogenmix handelt, dessen Zusammensetzung jedes Mal variieren kann, besteht ein schwer einschätzbares Gefährdungspotenzial für die Konsumierenden.»

© dpa ⁄ Dieter Leder und Marco Krefting, dpa
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