Polens Fußball-Star Robert Lewandowski wirkte verzweifelt, sein Verein schickte aus München unmittelbar Trost: Trotz seines besten Turniers im Nationaltrikot und eines Doppelpacks zum Abschluss ist der Weltfußballer bei der EM ab sofort nur noch Zuschauer.
Nach dem abschließenden 2:3 (0:1) gegen die Schweden ließ der Torjäger des FC Bayern den Kopf in den Nacken fallen und und schaute mit leerem Blick in den St. Petersburger Abendhimmel. Aus den Boxen dröhnte Musik von ABBA zu Ehren der schwedischen Gruppensieger. «Kopf hoch, Lewy», twitterte der FC Bayern.
Als Gruppenletzter ausgeschieden
«Es ist schwer, nach so einem Spiel guter Laune zu sein», sagte der zerknirschte Lewandowski dem Sender TVP: «Man kann uns den Kampfwillen und den Ehrgeiz nicht absprechen, aber etwas hat gefehlt. Ein Lob an die Jungs, wie sie es versucht und gekämpft haben. Aber es hat nicht gereicht.»
Lewandowski hatte sein zweites und drittes Turniertor geschossen (61./84.), erstmals im vierten Anlauf gelang ihm bei einem großen Turnier mehr als ein Tor - doch das war nicht genug. Mit nur einem Punkt schieden die Polen als Gruppenletzter aus und landeten damit noch hinter der Slowakei. «Es klingt banal, aber wir hatten bei diesem Turnier vom ersten Spiel an nicht viel Glück», sagte Abwehrchef Kamil Glik. Lewandowskis fleißiger Sturmpartner Piotr Zielinski erklärte: «Es fehlte an Konzentration und Glück. Dieses Turnier müssen wir leider vergessen.»
Die Schweden wurden dagegen Erster - und auch sie stellten einen Doppel-Torschützen aus der Bundesliga. Dem Leipziger Emil Forsberg gelang nach 82 Sekunden der zweitschnellste Treffer der EM-Geschichte, in der 59. Minute legte er das 2:0 nach. Das Siegtor nach dem Ausgleich durch Lewandowskis Doppelpack schoss Schwedens Joker Viktor Claesson in der vierten Minute der Nachspielzeit.
Schweden bestens aufgestellt
Die zuvor schon qualifizierten Schweden überstanden damit erstmals seit 2004 wieder die Vorrunde einer EM. Als Gruppensieger geht es nun am Dienstag (21.00 Uhr) in Glasgow gegen die Ukraine. «Dass wir die Gruppe gewonnen haben, ist fantastisch», sagte Trainer Janne Andersson: «Ich bin glücklich mit unserer Leistung. Meine Spieler sind echte Krieger.»
Gefordert waren eigentlich die Polen, bei denen Mittelfeldmann Grzegorz Krychowiak nach Gelb-Rot-Sperre zurückkehrte. Doch das schnelle Tor schossen die Schweden. Forsberg setzte sich energisch gegen Kamil Jozwiak durch und traf per Linksschuss aus zehn Metern zum frühesten Treffer dieser EM. Den Ausgleich hätte Lewandowski in der 17. Minute machen müssen, er traf aber innerhalb weniger Sekunden zweimal per Kopf die Latte. Beim ersten Aufsetzer-Versuch aus sechs Metern hatte der 32-Jährige Pech, der Abpraller aus drei Metern war für einen Spieler seines Formats eigentlich ein Pflichttor.
Alles riskiert und verloren
Doch der Bayern-Torjäger war hochmotiviert, ging voran, haderte auch das eine oder andere mal mit seinen Mitspielern. Diese suchten ihn auch immer wieder, doch wieder einmal musste Lewandowski die Erfahrung machen, dass er im Nationalteam nicht so exzellent die Bälle serviert bekommt wie in München.
Die Polen rannten wild und hektisch an, die vielen einfallslosen Flanken verteidigten die Schweden lange Zeit mit skandinavischer Ruhe weg. Polens Trainer Paulo Sousa, als Spieler eher ein Stratege und 1997 mit Borussia Dortmund Champions-League-Sieger trieb sein Team immer wieder an. Die Schweden, die zuletzt ohnehin vor allem durch Kompaktheit überzeugten, lauerten nur noch auf Konter, fuhren bis zur Pause aber zunächst keinen gefährlichen mehr.
Nach dem Wechsel wurden die Polen zielstrebiger und kamen nun auch schnell zu Chancen. Doch wie in den vorherigen Spielen erwies sich Robin Olsen als starker Rückhalt der Schweden und parierte gegen Piotr Zielinski (47.) oder Krychowiak (51.). Dann setzte Schweden den scheinbar entscheidenden Konter, den Forsberg aus 14 Metern vollendete. Doch nur zwei Minuten später traf dann Lewandowski mit einem Schlenzer und hielt die Polen im Spiel. Lewandowski legte sogar noch nach, doch auch das reichte nicht mehr zum Weiterkommen. Denn Polen riskierte alles, Claesson setzte den Schlusspunkt.